Freitag, 22. Februar 2013

Zypern: Euro-Hilfe via reiche Russen?


Der bilaterale Handel zwischen Zypern und Russland ist mit weniger als 50 Mio. Euro vernachlässigbar klein. Doch die Verbindungen via Investments sind unverhältnismässig eng.

Die Statistik-Daten der russischen Zentralbank zeigen, dass zypriotische Unternehmen in den vergangenen 5 Jahren für einen Zufluss von rund 60 Mrd. US-Dollar oder 23% der Direktinvestitionen in Russland verantwortlich sind, während rund 30% (d.h. ca. 79 Mrd. US-Dollar) der russisischen Investitionen im Ausland nach Zypern gehen, wie Daniele Antonucci von Morgan Stanley in einer neulich vorgelegten Forschungsarbeit berichtet.

Daraus ergibt sich, dass Zypern (BIP= 25 Mrd. US-Dollar) per Ende Dezember 2011 129 Mrd. US-Dollar oder 28% der gesamten Direktinvestitionen in Russland ausmacht, während 34% (d.h. 122 Mrd. US-Dollar) der russischen Auslandsinvestitionen auf Zypern getätigt worden sind.


Zypern: eine höchst fremdfinanzierte Volkswirtschaft, Graph: Daniele Antonucci, Morgan Stanley

Der Inselstaat ernährt sich ansonsten von Gas-Vorkommen. Die Insel könnte sogar Einnahmen bis über 90% des BIP via Gas-Ressourcen generieren.


Russlands Direktinvestitionen (456 Mrd. US-Dollar) im Ausland (nach Ländern) per Ende Dezember 2011, Graph: Daniele Antonucci, Morgan Stanley


Antonucci schätzt, dass der letzte Besitzer der meisten russischen Direktinvestitionen auf Zypern, einschliesslich aus Zypern bereitgestellten 28%, Russland ist. Das Doppel-Besteuerungsabkommen zwischen Zypern und Russland aus dem Jahr 1998 ermöglicht niedrige Besteuerung von Dividenden (5%), Zinseinkünften (0%) und Lizenzgebühren (0%).

Eine Kombination von Faktoren aus Steuervorteilen und dem auf Zypern geltenden britischen Recht und den politischen Risiken in Russland russische Eigentümer veranlasst, ihre Unternehmen als eine Tochtergesellschaft von Mutterunternehmen mit Sitz auf Zypern zu struktieren.


Arbeitslosigkeit auf Zypern und in Griechenland im Vergleich, Graph: Daniele Antonucci, Morgan Stanley

Zypern hat im Juni einen Antrag um Finanzhilfe aus dem Euro-Rettungsfonds gestellt. Die Insel braucht nach eigenen Angaben rund 17 Mrd. Euro. Das Geld soll v.a. angeschlagenen Banken zufliessen.

Doch wie die Süddeutsche Zeitung heute berichtet, ist die Angelegenheit umstritten: reiche Russen sollen für Zypern zahlen.Die Euro-Staaten wollen reiche Bürger und Konzerne, die ihr Geld auf Zypern angelegt haben, an den Kosten des geplanten Hilfspakets für den Inselstaat beteiligen. Im Gespräch seien höhere Steuern auf Unternehmensgewinne, Kapitalerträge, Villen und Grundbesitz sowie Einführung einer Vermögenssteuer, wie die Zeitung aus München berichtet.


Hohe Verschuldung des privaten Sektors auf Zypern, Graph: Daniele Antonucci, Morgan Stanley

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