Dienstag, 26. Februar 2013

Wie soll EU-Peripherie Kosten und Preise korrigieren?


Spanien steckt mitten in der Depression. Das Land muss Kosten und Preise nach unten korrigieren. Das Problem ist, dass Spanien keine eigene Währung hat, sodass eine Abwertung nicht in Frage kommt. Um Kosten zu senken, muss Spanien, wie die EU-Kommission vorschreibt (fiscal austerity), die Löhne drücken (internal devaulation). Und es erleidet deshalb eine lange Phase der Massenarbeitslosigkeit.

Der Privatsektor ist überschuldet. Ideal wäre eine Mischung aus Wirtschaftswachstum und Inflation, um die reale Schuldenlast zu mildern. Das Land leidet nämlich immer noch unter dem Überbleibsel der enormen Immobilien-Blase. 

Aus dem Kern der Eurozone kam nach der Einführung der Gemeinschaftswährung viel Geld an die Peripherie. Der Zustrom des Kapitals hat einen Boom im Immobilienmarkt ausgelöst. Finanziert wurde der Bau-Boom von deutschen Banken. Während die Löhne in Südeuropa stiegen, gab es im Kern der Eurozone keinen Anstieg der Lohnstückkosten.

Nun werfen einige Leser die Frage auf, ob Deutschland auch nicht mal ein Problem mit übermässigen Lohnstückkosten gehabt hat, das es mit einem langwierigen Unterdrucken (Lohn-Dumping) angepackt hat? Und warum es so schlimm ist, Spanien aufzufordern, die gleiche Sache zu tun?

Die Antwort ist im Grunde genommen mengenmässig, erklärt Paul Krugman in seinem Blog und erwähnt dazu die drei Faktoren:

(1) Spaniens Kosten gingen damals aufgrund der gigantischen Immobilienblase durch die Decke, viel weiter als Deutschland es erlebt hat, sodass die erforderliche Anpassung aus Sicht von Spanien heute viel grösser ist.

(2) Als Deutschland das Problem anging, befand sich die europäische Wirtschaft in einer relativ starken Situation. Spanien wird aufgefordert, die Anpassung im Angesicht einer schwer angeschlagenen Wirtschaft vorzunehmen, wo Europa erneut in Rezession rutscht.


Eine Geschichte von zwei Kosten-Anpassungen, Graph: Prof. Paul Krugman

(3) Zum Teil wegen dieses Unterschieds im Hinblick auf die makroökonomischen Rahmenbedingungen, aber auch aus dem Grund, dass Deutschland keinen Immobilien-Boom erlebt und zudem etwas Austerität durchlebt, entfällt die Last der Anpassung diesmal viel mehr auf Deflation im überbewerteten Land.

Wie in der Abbildung zu sehen ist, haben die Lohnstückkosten in Deutschland 2003 einen Spitzenwert erreicht. In Spanien hingegen 2009. Wie die Anpassung im Einzelnen aussieht, kennzeichnet Krugman mit blauen (früher) und roten (später) Kurven.

Man kann sehen, wie harsch die Anpassung (Korrektur) für Spanien (internal devaluation) ist und wie wenig Hilfe vom Rest der Eurozone in Form von steigenden Löhnen dort kommt. Im Grunde genommen weigert sich Deutschland (internal revaluation) heute, zu tun, was Spanien damals für Deutschland getan hat, hält Krugman als Fazit fest.

Und das Ergebnis ist heute eine unglaublich hohe Arbeitslosigkeit.

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