Paul Krugman deutet in seinem Blog auf einen interessanten
Artikel („Money Changes Everything“) in
NYT-Magazin hin. Adam Davidson
berichtet über die Ergebnisse der neuen Forschung zum Thema happiness economics. Alle reden plötzlich über economics of happiness.
Krugman
hatte bereits vor ein paar Jahren darüber was
geschrieben. Heute hebt der an der University
of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor zum gegebenen Anlass die Bedeutung
der Forschung zu der gegenwärtigen Wirtschaftspolitik hervor.
Der
richtige Weg, über die Fiskalpolitik nachzudenken, ist nicht „Pfui Teufel!
Haushaltsdefizit!“, sondern auf die trade-off
zu achten, erklärt Krugman. Eine Erhöhung der Staatsausgaben zur Ankurbelung
der Wirtschaft würde dafür sorgen, dass sich das langfristige fiskalische
Aussicht verbessert. Es gibt im Wesentlichen zwei Gründe:
(1) Ein Dollar, den der Staat heute
ausgibt, kommt nicht auf Kosten der privaten Ausgaben. Warum? Weil es (a)
enorme unausgelastete Ressourcen gibt (hohe Arbeitslosigkeit) und (b) die
Geldpolitik auf der Null Grenze (zero
lower bound) liegt. Das Ergebnis der Staatsausgaben ist daher heute viel
höher als das Ergebnis der Staatsausgaben in einem Jahrzehnt. Der Aufschwung,
nicht der Abschwung ist der richtige Zeitpunkt für die Austerität. PS: Das Tradeoff schliesst im Grunde genommen genauso
gut Steuern wie Ausgaben ein.
(2) Die Realzinsen sind derzeit sehr
niedrig, sodass die Opportunitätskosten der Ausgaben von heute, auch wenn man
nur die fiskalische Seite beachtet und die Hysterese-Effekte auf die Einnahmen in Zukunft vernachlässigt, tief.
Diese
Faktoren allein rechtfertigen eine Politik der erhöhten Ausgaben heute, und die
Rückzahlung später. Was sagt aber die happiness
economics dazu?
Im
aktuellen Inbegriff heisst es, dass es auf das Geld ankommt, aber auch auf
andere Dinge kommt es an, nämlich, wie Ben Bernanke („The Economics of Happiness“, May 8, 2010) zum Ausdruck bringt, auf das „Gefühl
der Kontrolle über das Leben“. Und was besagt mehr über den „Verlust der
Kontrolle“ mehr als die Arbeitslosigkeit?
Wie
gross ist aber die Sache? Nach jüngsten Schätzungen sind die Kosten der Arbeitslosigkeit
(non-income welfare costs) fünfmal so
gross wie die Kosten für Einkommensverluste, erklärt Krugman mit einem Hinweis auf
eine Forschungsarbeit („New Measures of the
Costs of Unemployment“) von John F. Helliwell.
Die
Ausgabenkürzungen erhöhen heute die Arbeitslosigkeit. Das heisst, dass die
grossen Happiness Auswirkungen der
Arbeitslosigkeit einen weiteren Grund bieten, die Wirtschaft heute mit Ausgaben
anzukurbeln. Und mengenmässig ist es wohl das grösste Argument für den Stimulus (Konjunkturprogramme) und gegen
die Austerity (harsche
Gürtel-enger-schnallen-Politik).
Zur
Erinnerung: David Cameron hat vor
genau einem Jahr, wie Roger Cohen in NYTimes berichtet hat, in
seiner neue Kampagne für einen Fokus auf „emotional
properity“ (gefühlsbetonten Wohlstand) plädiert als nur auf „financial prosperity“. Na gut, in Zeiten
hoher Arbeitslosigkeit ist es leicht, darauf zynisch zu reagieren.
Wie
würde sich die Wirtschaftspolitik ändern, wenn wir alle einverstanden wären,
dass Happiness, nicht das BIP das Ziel wäre? Es ist ja nicht so, als ob die
Regierung versuchen würde, das BIP zu maximieren. Doch gibt es einen
Unterschied zwischen dem finanziellen und dem gefühlsbetonten Wohlstand,
nämlich in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, wie Krugman
damals schrieb.
Es
ist natürlich ironisch, dass Cameron happiness
economics hervorgehoben hat, obwohl er von Anfang an eine harsche
Austeritätspolitik in Grossbritannien an den Tag gelegt hat. Ein überwältigendes
Ergebnis der Glücksforschung ist, dass es verdammt viel ausmacht, einen
Arbeitsplatz zu haben, viel mehr als man von dem involvierten Einkommen erwarten
würde.
Fazit: Die Schaffung von Arbeitsplätzen
ist dringend, auch wenn es gemessen am BIP nicht sehr produktiv ist. Ein WPA-Programm (Work Projects Administration) ist, wie Krugman betont, viel produktiver als die
meisten Leute sich vorstellen, wenn die Wirtschaft schwer angeschlagen ist. Es kann
damit viel für den allgemeinen Wohlstand im Land getan werden, um Menschen eine
Beschäftigung zu geben. Die monetäre Kosten haben viel weniger nachteilige
Auswirkungen auf den allgemeinen Wohlstand als es der Fall wäre bei hoher
Arbeitslosigkeit ohne ein WPA-Programm.
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