Donnerstag, 7. Februar 2013

Happiness Economics


Paul Krugman deutet in seinem Blog auf einen interessanten Artikel („Money Changes Everything“) in NYT-Magazin hin. Adam Davidson berichtet über die Ergebnisse der neuen Forschung zum Thema happiness economics. Alle reden plötzlich über economics of happiness.

Krugman hatte bereits vor ein paar Jahren darüber was geschrieben. Heute hebt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor zum gegebenen Anlass die Bedeutung der Forschung zu der gegenwärtigen Wirtschaftspolitik hervor.

Der richtige Weg, über die Fiskalpolitik nachzudenken, ist nicht „Pfui Teufel! Haushaltsdefizit!“, sondern auf die trade-off zu achten, erklärt Krugman. Eine Erhöhung der Staatsausgaben zur Ankurbelung der Wirtschaft würde dafür sorgen, dass sich das langfristige fiskalische Aussicht verbessert. Es gibt im Wesentlichen zwei Gründe:

(1) Ein Dollar, den der Staat heute ausgibt, kommt nicht auf Kosten der privaten Ausgaben. Warum? Weil es (a) enorme unausgelastete Ressourcen gibt (hohe Arbeitslosigkeit) und (b) die Geldpolitik auf der Null Grenze (zero lower bound) liegt. Das Ergebnis der Staatsausgaben ist daher heute viel höher als das Ergebnis der Staatsausgaben in einem Jahrzehnt. Der Aufschwung, nicht der Abschwung ist der richtige Zeitpunkt für die Austerität. PS: Das Tradeoff schliesst im Grunde genommen genauso gut Steuern wie Ausgaben ein.

(2) Die Realzinsen sind derzeit sehr niedrig, sodass die Opportunitätskosten der Ausgaben von heute, auch wenn man nur die fiskalische Seite beachtet und die Hysterese-Effekte auf die Einnahmen in Zukunft vernachlässigt, tief.

Diese Faktoren allein rechtfertigen eine Politik der erhöhten Ausgaben heute, und die Rückzahlung später. Was sagt aber die happiness economics dazu?

Im aktuellen Inbegriff heisst es, dass es auf das Geld ankommt, aber auch auf andere Dinge kommt es an, nämlich, wie Ben Bernanke („The Economics of Happiness“, May 8, 2010) zum Ausdruck bringt, auf das „Gefühl der Kontrolle über das Leben“. Und was besagt mehr über den „Verlust der Kontrolle“ mehr als die Arbeitslosigkeit?

Wie gross ist aber die Sache? Nach jüngsten Schätzungen sind die Kosten der Arbeitslosigkeit (non-income welfare costs) fünfmal so gross wie die Kosten für Einkommensverluste, erklärt Krugman mit einem Hinweis auf eine Forschungsarbeit („New Measures of the Costs of Unemployment“) von John F. Helliwell.

Die Ausgabenkürzungen erhöhen heute die Arbeitslosigkeit. Das heisst, dass die grossen Happiness Auswirkungen der Arbeitslosigkeit einen weiteren Grund bieten, die Wirtschaft heute mit Ausgaben anzukurbeln. Und mengenmässig ist es wohl das grösste Argument für den Stimulus (Konjunkturprogramme) und gegen die Austerity (harsche Gürtel-enger-schnallen-Politik).

Zur Erinnerung: David Cameron hat vor genau einem Jahr, wie Roger Cohen in NYTimes berichtet hat, in seiner neue Kampagne für einen Fokus auf „emotional properity“ (gefühlsbetonten Wohlstand) plädiert als nur auf „financial prosperity“. Na gut, in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit ist es leicht, darauf zynisch zu reagieren.

Wie würde sich die Wirtschaftspolitik ändern, wenn wir alle einverstanden wären, dass Happiness, nicht das BIP das Ziel wäre? Es ist ja nicht so, als ob die Regierung versuchen würde, das BIP zu maximieren. Doch gibt es einen Unterschied zwischen dem finanziellen und dem gefühlsbetonten Wohlstand, nämlich in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, wie Krugman damals schrieb.

Es ist natürlich ironisch, dass Cameron happiness economics hervorgehoben hat, obwohl er von Anfang an eine harsche Austeritätspolitik in Grossbritannien an den Tag gelegt hat. Ein überwältigendes Ergebnis der Glücksforschung ist, dass es verdammt viel ausmacht, einen Arbeitsplatz zu haben, viel mehr als man von dem involvierten Einkommen erwarten würde.

Fazit: Die Schaffung von Arbeitsplätzen ist dringend, auch wenn es gemessen am BIP nicht sehr produktiv ist. Ein WPA-Programm (Work Projects Administration) ist, wie Krugman betont, viel produktiver als die meisten Leute sich vorstellen, wenn die Wirtschaft schwer angeschlagen ist. Es kann damit viel für den allgemeinen Wohlstand im Land getan werden, um Menschen eine Beschäftigung zu geben. Die monetäre Kosten haben viel weniger nachteilige Auswirkungen auf den allgemeinen Wohlstand als es der Fall wäre bei hoher Arbeitslosigkeit ohne ein WPA-Programm.

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