Samstag, 23. Februar 2013

Eurozone: Zinsanstieg trotz schlechter Konjunkturdaten?


Die EU-Kommission hat gestern mitgeteilt, dass der Euroraum 2013 weiter tief in der Rezession stecken wird. Die Wirtschaftsleistung dürfte demnach um 0,3% schrumpfen. Grund dafür ist die Nachfrageschwäche.

Bemerkenswert ist aber, dass die Future-Märkte einen Anstieg der Zinsen um 15 Basispunkte (bp) in der Euro-Zone einpreisen, während Elga Bartsch von Morgan Stanley damit rechnet, dass die EZB an den Zinsen bis Jahresende nichts ändert.

Die EU-Kommission erwartet zudem, dass die Arbeitslosigkeit in der Eurozone 2013 auf 12% steigt. Trotz vieler negativen Konjunkturnachrichten wird aber im Markt eine Zinserhöhung antizipiert. Wie passt das alles zusammen? Ist es ein weiterer Beweis für die unglaubliche Torheit der europäischen Wirtschaftspolitik?

Wie Paul De Grauwe und Yuemei Ji in einer kürzlich vorgelegten Forschungsarbeit („Panic-driven austerity in the Eurozone and its implications“) darlegen, hat die EU einst angesichts der stark steigenden Risikoaufschläge der Staatsanleihen aus Südeuropa gegenüber den Staatsanleihen aus Nordeuropa mit vergleichbarer Zeit sofort harsche Austeritätsmassnahmen ergriffen. Es hat sich aber später herausgestellt, dass die Risikoaufschläge (spreads) gar nicht den dazu Grunde liegenden Fundamentaldaten entsprachen.


Leitzins-Erwartungen, Graph: Juha Seppala, Morgan Stanley

Es hat sich dabei eher um eine sich selbst erfüllende Panik gehandelt, was in eine Liquiditätskrise im Euro-Raum mündete.

Olli Rehn, Kommissar für Wirtschaft und Währung in der EU-Kommission hat neulich behauptet, dass das Problem mit der Austeritätspolitik nicht ist, dass sie nicht funktioniert, sondern dass es Ökonomen gibt, die darauf hindeuten, dass die Austerität nicht funktioniert.

Das makroökonomische Umfeld bleibt in der Eurozone im Vergleich zu Amerika düster. Kein Wunder, dass europäische Unternehmen trotz niedriger Finanzierungskosten von der Idee der Kreditaufnahme nicht besonders angetan sind. Was ist, wenn die Zinsen vor diesem Hintergrund steigen, wie die Future-Märkte voraussagen?


Unternehmen in der Eurozone sind widerwilliger, Kredit aufzunehmen, als Unternehmen in Amerika, Graph: Andrew Sheets, Morgan Stanley

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