Was für ein Zufall! Am gleichen Tag erscheinen zwei Meinungsartikel, die vollkommen diamentral entgegengesetzt sind, wie Huffington Post bemerkt. Es geht um das Thema Staatsausgaben und das Haushaltsdefizit. Während Alan Greenspan in einem Essay („US Debt and the Greece Analogy“) in WSJ schreibt, dass man sich von den heutigen niedrigen Zinssen nicht täuschen lassen soll, warnt Paul Krugman in einem lesenswerten Artikel („That’ 30s Feeling“) in NYT vor Verhältnissen wie in den 1930er Jahren, weil keine ökonomische Logik hinter dem übertriebenen Sparkurs steht.
Greenspan vertritt die Meinung, dass der Staat sehr schnell die Grenzen seiner Kapazität zur Kreditaufnahme entdecken könnte. „Trotz des Anstiegs der öffentlichen Verschuldung in den vergangenen 18 Monaten von 5'500 Mrd. $ auf 8'600 Mrd. $ verblieben die Inflation und die langfristigen Zinsen merkwürdig gedämpft. Das ist bedauerlich, weil es ein Gefühl der Selbstzufriedenheit fördert, die fatale Folgen haben kann“, erklärt der ehem. Präsident der US-Notenbank (Fed).
Krugman hingegen betont, dass die selbsternannten Defizit-Falken in den USA schlicht und einfach Heuchler sind. „Sie sind begierig darauf, die Sozialleistungen für Menschen, die es nötig haben, zu kürzen. Aber ihre Besorgnisse über rote Zahlen verschwinden, wenn es um Steuererleichterungen für Wohlhabende geht. Senator Ben Nelson, der scheinheilig erklärt hat, dass wir uns 77 Mrd. $ Hilfe für die Arbeitslosen nicht leisten können, war bei der Verabschiedung der ersten Steuersenkungen der Bush-Regierung massgebend beteiligt. Die Summe: 1'300 Mrd. $“, schildert Krugman.
Was denken Sie? Auf wessen Seite sind Sie? Krugman oder Greenspan?, fragt Huffington Post in einer Schnell-Umfrage. Der Zwischenstand:
Krugman: 58,01%,
Greenspan: 16,9%,
Beide haben Recht: 25,09%.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der amerikanische Präsident Barack Obama laut FT gerade einen Brief an die G20-Länder vor dem Gipfeltreffen im kanadischen Toronto geschickt hat, indem er die Länder auffordert, die Binnennachfrage anzukurbeln und die Flexibilität bei den Wechselkursen zu erhöhen, um das globale Wachstum und die Wiederherstellung des globalen Gleichgewichts zu fördern. Obama spricht darin die Differenzen über die Fiskal-Politik offen an: Man dürfe die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen, als der Konjunkturstimulus zu rasch zurückgezogen wurde, was eine erneute Notlage für die Wirtschaft und Rezession zur Folge hatte, hält Obama fest.
2 Kommentare:
Ist die Kommentarfunktion aktiviert?
Ja, die Kommentarfunktion ist aktiviert.
Kommentar veröffentlichen