Dienstag, 8. Juni 2010

Märkte verlangen keine fiskalpolitische Sparmassnahmen

Paul Krugman versucht noch einmal in vollem Umfang zu vermitteln, wie verrückt die derzeitigen Forderungen nach fiskalpolitischen Sparmassnahmen wirklich sind. Der Schlüsselpunkt, den man realisieren müsste, sei, dass die Abschaffung von Stimulus-Ausgaben nichts zur Verringerung der künftigen Ausgaben beitragen würde, während sie der Wirtschaft gravierende Schäden hinzufügen würde. „Selbst diese Zahlen (vergleiche die Abbildung) vermitteln einen falschen Eindruck, was die Bedeutung der Stimulus-Ausgaben betrifft“, argumentiert Krugman. Erstens würde eine Kürzung der Staatsausgaben die Wirtschaft schwächen, und das würde die Einnahmen reduzieren. Das ist ein wesentlicher Teil des Schuldenanstiegs, den der IWF zum Konjunkturprogramm zählt, was auch ohne Stimulus passiert wäre, und zwar durch geringere Einnahmen. Zweitens ist (zumindest für die USA) der eigentliche Grund für die langfristigen Haushalt-Besorgnisse die steigenden Gesundheitskosten. In der Tat ist Kostenkontrolle für die Gesundheitsversorgung die unabdingbare Voraussetzung für die langfristige Solvenz, was aber damit nichts zu tun hat, was wir gerade ausgeben, um Arbeitsplätze zu schaffen, erklärt Nobelpreisträger.


Zerlegung des Anstiegs der Staatsschulden, Graph: Paul Krugman

Warum fordern aber seriöse Menschen sofortige Sparmassnahmen? Die Antwort ist, die Märkte zu beruhigen, so Krugman. Angeblich glauben die Märkte nicht daran, dass die Regierungen den Willen haben, um langfristige finanzpolitische Reformen einzuleiten. Das ganze Argument beruht jedoch auf der Vermutung, dass die Märkte uns dazu zwingen werden, es sei denn, wir zeigen die Bereitschaft, zu leiden, obwohl das Leiden keinem Zweck dient, erläutert Krugman. Die weise Politik also, die von G-20 und von anderen Gleichgesinnten definiert wird, besteht daraus, die Erholung der Wirtschaft zu zerstören, um hypothetische irrationale Forderungen der Märkte zu befriedigen.

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