Die amerikanischen Bundesbehörden haben inzwischen strafrechtliche Ermittlungen wegen der Ölpest im Golf von Mexiko eingeleitet. Kenneth Rogoff sieht Parallelen zwischen der Ölpest und der jüngsten Finanzkrise, die allzu schmerzhaft sind: Das Versprechen von Innovation, unergründliche Komplexität und mangelnde Transparenz. Rogoff schreibt in seiner Kolumne („The BP Oil Spill’s Lessons for Regulation“) in Project Indicate, dass die Umweltkatastrophe eine viel tiefere Herausforderung darstellt, wie moderne Gesellschaften mit der Regulierung von komplexen Technologien umgehen sollen. Die zunehmende Geschwindigkeit der Innovation scheint laut Rogoff die Fähigkeit staatlicher Aufsichtsbehörden, mit Risiken umzugehen, geschweige denn, sie zu antizipieren, zu übertreffen. Wohlhabende und politisch mächtige Lobbys üben einen enormen Druck aus, sogar auch auf die robusteste Regierungsstrukturen, erklärt Wirtschaftsprofessor an der Harvard University. Es ist eine riesige Blamage für den US-Präsidenten Barack Obama, der erst kürzlich vor dem Ausbruch der BP-Katastrophe, Offshore Ölförderung freigegeben hat, argumentiert Rogoff.
Das grundlegende Problem der Komplexität, der Technologie und der Regulierung erstreckt sich auf viele andere Bereich des modernen Lebens, legt Rogoff dar. „Nanotechnologie und Innovation bei der Entwicklung künstlicher Organismen bieten ein enormes Potenzial an Segen für die Menschheit, viel versprechende Entwicklung neuer Materialien, Medikamente und Behandlungsmethoden. Doch mit all diesen aufregenden Technologien ist es schwierig, ein Gleichgewicht zwischen „tail risk“ und Innovationsförderung zu finden“, erläutert Rogoff. Die Ökonomie lehrt uns, dass, wenn es grosse Unsicherheit über die katastrophalen Risiken gibt, es gefährlich ist, all zu viel auf den Preismechanismus zu vertrauen. „Leider wissen die Ökonomen viel zu wenig darüber, wie komplexe Systeme, die sich ständig weiter entwickeln, über die Zeit reguliert werden sollen, und sie wissen viel weniger darüber, wie regulatorisch belastbare Institutionen gestaltet werden sollen“, erklärt Rogoff. „Bis die Probleme besser verstanden werden, sind wir verflucht, in einer Welt der Regulierung zu leben, die ihre Ziele permanent über- oder unterschreitet. Die Balance zwischen Technologie, Komplexität und Regulierung ist ohne Zweifel eine der grössten Herausforderungen, mit der die Welt im 21. Jahrhundert konfrontiert ist. Wir können uns ein Scheitern nicht leisten", ist Rogoff überzeugt.
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