Nach der gängigen Meinung hat Japan ein nicht zu bewältigendes Problem mit der öffentlichen Verschuldung. Martin Wolf teilt aber die Ansicht nicht. Alles, was das Land tun muss, ist, die Inflationserwartungen ansteigen zu lassen, beispielsweise auf 3,0%. Das Problem Staatsverschuldung würde wie Schnee dahinschmelzen, argumentiert Wolf in einem lesenswerten kurzen Essay in FT. Je länger aber Japan warte, desto grösser werde der Bedarf der Anpassung, mahnt der international anerkannte Chefökonom der britischen Tageszeitung Financial Times (FT) an.
Laut OECD zahlt Japan 1,1% Netto-Zinsen des BIP auf Netto-Schulden von 105% des BIP im Jahre 2010. Seit 2000 beträgt die Deflation im Durchschnitt 1,2%. Den erwarteten realen Zinssatz für japanische staatliche Kreditaufnahme betrachtet Wolf als 2,0%. Er schlägt vor, dass Japan
(1) die Laufzeit der Schulden auf mind. 15 Jahre erweitert (von heute 5,2 Jahren),
(2) einen Zentralbank-Gouverneur ernennt, der weiss, wie Inflation erzeugt werden kann,
(3) wenn die Inflation auf 3% steigt, dann würde sich die Verzinsung der japanischen Staatsanleihen (JGB) auf 5% belaufen. Das würde bedeuten, dass der Marktwert der ausstehenden Staatsschulden Japans um 40% zurückfallen würde,
(4) indem die Regierung die Steuern erhöht und die Ausgaben kürzt, würde sich ein kleiner Primärüberschuss ergeben. Dann würde die Regierung nur noch Kredit aufnehmen, um für Roll-over der Schulden zu sorgen und die Schuldenquote würde sich stabilisieren.
Fazit: Durch die Erstreckung der Laufzeit der öffentlichen Schulden, und der Übergang von Deflation in mässige Inflation würde Japan beinahe die Hälfte der aussteheden Schulden reduzieren, so Wolf.
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