Dienstag, 12. Februar 2013

Was heisst Fiscal Devaluation?


Der IWF hat im Juni 2012 berichtet, wie schmerzhaft es ist, die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes durch internal devaluation („interne Abwertung“) zu verbessern. Die Autoren der Forschungsarbeit stellen in diesem Zusammenhang auch das Konzept von fiscal devaluation kurz vor, worauf in diesem Blog hier bereits hingedeutet wurde.

Nun nimmt sich The Market Monetarist des Themas an und erklärt, dass es sich bei fiscal devaluation eine Art Protektionismus handelt: Einfuhren besteuern und Ausfuhren subventionieren.

Dem Ansatz nach geht es darum, durch die Senkung von Sozialversicherungsabgaben (payroll tax) die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes zu steigern. Die Finanzierung soll durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer erfolgen.

Es ist eine schreckliche Idee, hebt Lars Christensen hervor. Denn es ist nicht bekannt, ob sich ein Land von der Great Depression mittels fiscal devaluation wirtschaftlich erholt hat.

Ganz im Gegenteil. Es ist z.B. Grossbritannien (1931) und später den USA (1933) gelungen, dank (monetary) devaluation aus der schweren Wirtschaftskrise zu kommen. Auch Schweden (1992) und Argentinien (2002) haben dank der Abwertung der Landeswährung wirtschaftlich wieder Luft geholt.

Der Punkt ist, dass eine fiscal devaluation ein Negativ-Summenspiel ist, was allen schadet. Eine monetary devaluation hingegen ist ein Positiv-Summenspiel,wenn die Welt v.a. seit ein paar Jahren in einer quasi-Deflationsfalle steckt.

Ein zentrales Problem für die fiscal devaluation ist, wie Christensen erklärt, dass die Verfechter des Konzeptes z.B. für Südeuropa eher ein Problem der Wettbewerbsfähigkeit erkennen als ein Problem der mangelhaften Nachfrage.

Es mag sein, dass Südeuropa ein Problem in Sachen Wettbewerbsfähigkeit hat, in dem Sinne, dass der reale Wechselkurs „überbewertet“ ist. Die Wettbewerbsfähigkeit bestimmt aber die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nicht. Der reale Wechselkurs bestimmt die Zusammensetzung der aggregierten Nachfrage, nicht die aggregierte Nachfrage selbst.

Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage wird durch die Geldpolitik bestimmt. Und der Mangel an Nachfrage ist ein reales Problem für Griechenland (und für die PIIGS), bemerkt Christensen. Die Euro-Krise ist seiner Meinung nach nicht ein Problem der Wettbewerbsfähigkeit, sondern ein NGDP-Krise (nominale BIP-Steuerung).

Eine fiscal devaluation ist nicht in der Lage, für eine Lockerung des geldpolitischen Kurses zu sorgen. Es kann damit höchstens die Nachfrage „gedreht“ (twist) werden, von dem Binnenmarkt in die Ausfuhren. In diesem Sinne ist fiscal devaluation eine merkantilistische Idee: eine Idee, dass Exporte in irgendeiner Weise besser sind als die Inlandsnachfrage, erläutert Christensen.

Für die Länder, die einer quasi-deflationären Falle gefangen sind, wie Südeuropa, mag eine fiscal devaluation die Aussenbeiträge (externel balances) vorübergehend verbessern, aber es kann im Hinblick auf den deflationären Druck nichts zustande bringen. Es gibt laut Christensen daher nur zwei Möglichkeiten für diese Länder: entweder sie verlassen die Euro-Zone oder die EZB lockert die Geldpolitik weiter.

1 Kommentar:

Makrointelligenz hat gesagt…

Hier würde ich einmal widersprechen, denn die fiskalische Abwertung sollte ähnlich wie ein fallender Wechselkurs Nachfrage aus dem Ausland in das abwertende Land umleiten.
Die Eurozone als ganzes müsste zwar dennoch die Nachfrage stärken, aber die Probleme peripherer Staaten wie Griechenland oder Portugal könnten so gemindert werden. http://makrointelligenz.blogspot.de/2012/10/wie-die-ungleichgewichte-in-der.html