Der
IWF hat im Juni 2012 berichtet, wie schmerzhaft es ist, die
Wettbewerbsfähigkeit eines Landes durch internal
devaluation („interne Abwertung“) zu verbessern. Die Autoren der
Forschungsarbeit stellen in diesem Zusammenhang auch das Konzept von fiscal devaluation kurz vor, worauf in diesem Blog hier bereits hingedeutet wurde.
Nun
nimmt sich The Market Monetarist des Themas an und erklärt, dass es sich bei fiscal devaluation eine Art
Protektionismus handelt: Einfuhren besteuern und Ausfuhren subventionieren.
Dem
Ansatz nach geht es darum, durch die Senkung von Sozialversicherungsabgaben (payroll
tax) die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes zu steigern. Die Finanzierung soll
durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer erfolgen.
Es
ist eine schreckliche Idee, hebt Lars
Christensen hervor. Denn es ist nicht bekannt, ob sich ein Land von der
Great Depression mittels fiscal
devaluation wirtschaftlich erholt hat.
Ganz
im Gegenteil. Es ist z.B. Grossbritannien (1931) und später den USA (1933) gelungen,
dank (monetary) devaluation aus der schweren Wirtschaftskrise zu kommen. Auch
Schweden (1992) und Argentinien (2002) haben dank der Abwertung der
Landeswährung wirtschaftlich wieder Luft geholt.
Der
Punkt ist, dass eine fiscal devaluation
ein Negativ-Summenspiel ist, was allen schadet. Eine monetary devaluation hingegen ist ein Positiv-Summenspiel,wenn die
Welt v.a. seit ein paar Jahren in einer quasi-Deflationsfalle steckt.
Ein
zentrales Problem für die fiscal
devaluation ist, wie Christensen erklärt, dass die Verfechter des Konzeptes
z.B. für Südeuropa eher ein Problem der Wettbewerbsfähigkeit erkennen als ein
Problem der mangelhaften Nachfrage.
Es
mag sein, dass Südeuropa ein Problem in Sachen Wettbewerbsfähigkeit hat, in dem
Sinne, dass der reale Wechselkurs „überbewertet“ ist. Die Wettbewerbsfähigkeit
bestimmt aber die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nicht. Der reale Wechselkurs
bestimmt die Zusammensetzung der aggregierten Nachfrage, nicht die aggregierte
Nachfrage selbst.
Die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage wird durch die Geldpolitik bestimmt. Und der
Mangel an Nachfrage ist ein reales Problem für Griechenland (und für die PIIGS),
bemerkt Christensen. Die Euro-Krise ist seiner Meinung nach nicht ein Problem
der Wettbewerbsfähigkeit, sondern ein NGDP-Krise (nominale BIP-Steuerung).
Eine
fiscal devaluation ist nicht in der
Lage, für eine Lockerung des geldpolitischen Kurses zu sorgen. Es kann damit
höchstens die Nachfrage „gedreht“ (twist)
werden, von dem Binnenmarkt in die Ausfuhren. In diesem Sinne ist fiscal devaluation eine
merkantilistische Idee: eine Idee, dass Exporte in irgendeiner Weise besser
sind als die Inlandsnachfrage, erläutert Christensen.
Für
die Länder, die einer quasi-deflationären Falle gefangen sind, wie Südeuropa,
mag eine fiscal devaluation die
Aussenbeiträge (externel balances)
vorübergehend verbessern, aber es kann im Hinblick auf den deflationären Druck
nichts zustande bringen. Es gibt laut Christensen daher nur zwei Möglichkeiten
für diese Länder: entweder sie verlassen die Euro-Zone oder die EZB lockert die
Geldpolitik weiter.
1 Kommentar:
Hier würde ich einmal widersprechen, denn die fiskalische Abwertung sollte ähnlich wie ein fallender Wechselkurs Nachfrage aus dem Ausland in das abwertende Land umleiten.
Die Eurozone als ganzes müsste zwar dennoch die Nachfrage stärken, aber die Probleme peripherer Staaten wie Griechenland oder Portugal könnten so gemindert werden. http://makrointelligenz.blogspot.de/2012/10/wie-die-ungleichgewichte-in-der.html
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