Die Notenbankgeldmenge (d.h. Notenumlauf + Giroguthaben inländischer Banken) befindet sich in der Schweiz auf historisch hohem Niveau.
Die Entwicklung der Notenbankgeldmenge ist v.a. durch zwei Entwicklungen geprägt: (1) die Massnahmen, die die SNB als Reaktion auf die Finanzkrise getroffen hat und (2) der Verlauf der Wechselkurse.
Die SNB hat auf die nach der Pleite von Lehman Brothers gestiegene Nachfrage der Banken nach Liquidität durch eine erhebliche Ausweitung der Franken-Liquidität reagiert. Auch die Devisenmarktinterventionen zur Schwächung des stark überbewerteten Frankens sorgten für eine Ausweitung der Liquidität.
Eine Vielzahl von Mainstream-Ökonomen warnt vor diesem Hintergrund vor Inflationsgefahr. Wie sieht aber mit den Fakten aus? Die bis August anhaltende Aufwertung des Frankens hat in erster Linie die Preise für ausländische Waren und Dienstleistungen reduziert. Ohne Erdölprodukte lagen die Preis für Güter im November um 5,1% tiefer als ein Jahr zuvor, wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Quartalsheft 4/2011 berichtet. Das entspricht dem grössten Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1967.
Schweiz Notenbankgeldmenge, Graph: SNB, Quartalsheft 4/2011
Der sinkende Preistrend setzt sich in der Schweiz fort. Die Jahresteuerung beträgt per Ende November 2011 Minus 2,4%.
Schweiz Preisindex (Veränderung gegenüber dem Vorjahr), Graph: Bundesamt für Statistik, Dezember 2011
Schweiz Kern-Inflation (Veränderung gegenüber dem Vorjahr), Graph: Bundesamt für Statistik, Dezember 2011
Warum steigt die Inflation nicht, obwohl die Notenbankgeldmente kräftig geklettert ist? Es gibt eine Reihe von guten Gründen:
Die Banken wollen nach wie vor eine hohe Liquidität halten. Die gesetzlich erforderlichen Mindestreserven sind in der Schweiz zwischen dem 20. August und dem 19. November um rund 700 Mio. Franken gegenüber der Vorperiode (20. Mai 2001 bis 19. August 2011) gestiegen. Deswegen kommt die übliche Wirkung einer Erhöhung der Sichteinlagen bei der SNB über den Geldschöpfungsmultiplikator nicht zum Tragen.
Schweiz Produktionslücke, Graph: SNB, Quartalsheft 4/2011
Wie gut die Produktionsfaktoren einer Volkswirtschaft ausgelastet sind, zeigt die Produktionslücke (output gap). Die Produktionslücke (für die USA siehe hier) lag in der Schweiz im dritten Quartal bei Minus 0,9%.
Die starke Ausweitung der Notenbankgeldmenge löst keine Inflation aus, weil der Geldmultiplikator eingebrochen ist. Die Produktionslücke, die sich wieder geöffnet hat, zeigt, dass die Nachfrage beinahe zum Erliegen gekommen ist. Die Produktionslücke ist ein Indikator für den Preisdruck. Fällt das BIP unter das Produktionspotenzial, signalisiert dies einen Angebotsüberhang und damit einen abnehmenden Inflationsdruck.
Die Wirtschaft befindet sich auch in der Schweiz in einer Liquiditätsfalle, welche einen speziellen Fall der IS-LM Analyse darstellt. Die Liquiditätsfalle hat einige spezielle Eigenschaften wie zum Beispiel, dass (a) die Kreditaufnahme durch die öffentliche Hand die Zinsen nicht hochtreibt und (b) die Zentralbank die monetäre Basis erhöhen kann, wie sie will. Es kommt zu keiner Inflation.
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