Jeff Madrick liefert eine gute Übersicht über die 10 schlimmsten wirtschaftlichen Ideen des Jahres 2011 im Blog new deal 2.0.
(1) Steuern sollten regressiver gestaltet werden:
Auf der Spitze der Liste für eine reine skandalöse Unempfindlichkeit stehen die Steuerpläne von Herman Cain und New Gingrich für Amerika. Cain und Gingrich sind beide für Flat Tax. Cain befürwortet „9-9-9“, d.h. 9% Umsatzsteuer, 9% Einkommenssteuer und 9% Körperschaftssteuer. Und er würde die meisten Abzüge abschaffen. Würde der Ansatz mehr oder weniger Einnahmen für die öffentliche Hand bringen? Die romantischen Konservative behaupten, dass ein tieferer Einkommenssteuersatz mehr Wachstum bedeutet. Macht nichts. Alle Evidenz spricht dagegen.
(2) Sparmassnahmen (fiscal austerity) funktionieren:
Ist es vorstellbar, dass wir aus der Geschichte nichts gelernt haben oder aus der ökonomischen Theorie für diese Angelegenheit?
„Die USA weigern sich, ein neues Konjunkturpaket zu verabschieden, aus Angst vor einem langfristigen Defizit, was jetzt die kurzfristige Politik definiert. Die Entscheidungsträger in der Eurozone sind sogar noch stumpf und gefährlich“, so Madrick. Deutschland ist führend beim Verpacken von imposant harten Obergrenzen für Defizite als Prozent des BIP für die Mitgliedstaaten, was sicherlich zu einem geringeren Wirtschaftswachstum und wahrscheinlich zu wachsenden Defiziten führen wird. In naher Zukunft dürfte die Weigerung, die Schulden der südlichen Peripherie umzustrukturen und zugleich rigorose Sparmassnahmen zu verordnen, zu einer Auflösung der Eurozone und einer allgemeinen Katastrophe führen.
(3) Auf Export basierende Wachstumsmodelle sind nachhaltig:
„Deutschland ist besonders stolz darauf, dass es sich den Weg zum starken Mann Europas durch den Export geebnet hat. Es hat das Lohnwachstum unterdrückt, und Subventionen für seine Waren verwendet, um sich wettbewerbsfähiger zu machen und es hat den festen Euro benutzt, einen zu niedrigen Kurs festgesetzt, um Handelsbilanz aufrechtzuerhalten“, argumentiert Madrick.
(4) Fannie Mae und Freddy Mac sind schuldig.
(5) Kürzung von sozialen Leistungen ist eine Prioriät:
Das Haushaltsproblem ist nicht kurzfristiger, sondern langfristiger Natur. Bush-Steuersenkungen, die Rezession und die langsame Erholung der Wirtschaft sind die Hauptursachen für die nächsten 10 Jahre, was die Haushaltslage betrifft.
(6) Inflation lauert um die Ecke.
(7) Das Alter für die Inanspruchnahme von Medicare (staatlicher Gesundheitsdienst für Rentner) sollte (von 65 auf 67) angehoben werden.
(8) Wettbewerb zwischen Medicare und privaten Krankenversicherung wird das Gesundheitssystem reformieren und die Kosten senken.
(9) Staatsausgaben sollen auf 21% des BIP begrenzt werden:
Dieser Vorschlag kommt von der Simpson-Bowles Haushaltskommission.
(10) Ein ausgeglichener Haushalt sollte zu gleichen Teilen Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen der öffentlichen Hand beinhalten:
Das ist natürlich nicht Wirtschaft, sondern Politik.
Was Paul Krugman dabei fasziniert, ist, wie die Debatte über die Wirtschaft (in einer schlechten Art und Weise) weiter von den Ideen dominiert werden, die (1) im Widerspruch mit dem Lehrbuch der Makroökonomie stehen und (2) die auf der ganzen Linie zu schlechten Prognosen führen.
Dean Baker deutet in diesem Zusammenhang auf Washington Post hin, wo ein News-Artikel sich auf unser „schwellendes Schuldenproblem“ bezieht. Wie Baker bemerkt, sind die Märkte damit nicht einverstanden, dass wir ein „schwellendes Schuldenproblem“ haben, weil die Verzinsung der US-Treasury Bonds sich in der Nähe historischer Tiefstände befindet.
Nun könnten die Märkte sich irren, aber wenn Sie sich auf grundlegende Lehrbücher der Makroökonomie beziehen, nämlich auf das IS-LM-Modell, dann erfahren Sie, dass die Haushaltsdefizite auf die Zinsen keinen Einfluss entfalten, wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, erklärt Krugman in seinem Blog weiter.
Die Vorstellung, dass wir einer Art drohender Gefahr aus dem Haushaltsdefizit gegenüberstehen, basiert weder darauf, was der Markt sagt noch auf die ökonomische Theorie. Das Ganze beruht auf nicht mehr als ein Bauchgefühl, dass die Defizite eine schlechte Sache sein müssen. Und die Leute, die angeblich ernst genommen werden, lagen auf der ganzen Linie falsch. Doch es handelt sich dabei um eine mehr oder weniger erfundene Vorstellung von einer Schuldenkrise, die sich am Ende als Vorurteil, statt eine mit Begründung versehene Schlussfolgerung entpuppt, aber im erwähnten Zeitungsartikel als Tatsache verkündet wird, wie Krugman als Fazit festhält.
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