Wenn Staaten Mitglieder einer Gemeinschaftswährung sind, wie es in der Eurozone mit dem Euro der Fall ist, können sie ihre Währungen nicht abwerten, um ihre Exporte zu steigern. Die einzige Möglichkeit, eine gleichwertige Abwertung zu erzielen, ist, das Wachstum der Kosten so niedrig wie möglich zu halten, im Vergleich zu anderen Mitgliedstaaten.
Das kann nur durch wage moderation (d.h. Lohndumping) erreicht werden, nicht absolut, sondern relativ im Vergleich zum Produktivitätswachstum, schreibt Antonio Fatas in seinem Blog.
Dies wird manchmal als interne Abwertung bezeichnet und ist i.d.R. schwerer zu erreichen als durch eine direkte Abwertung oder Abschreibung einer Währung, weil es Änderungen bei den Löhnen erfordert, beschreibt der Wirtschaftsprofessor an INSEAD.
Viele sehen dies heute als eine Herausforderung für die südeuropäischen Länder an, weil diese Mitglieder der Eurozone im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedern an Wettbewerbsfähigkeit verlieren und Wechselkurspolitik nicht einsetzen können, um wieder an Zugkraft zu gewinnen.
Lohnstückkosten Eurozone, Graph: Prof. Antonio Fatas
In der Abbildung ist zu sehen, wie Deutschland die Lohnstückkosten konstant hält, während die anderen Länder seit der Einführung der Gemeinschaftswährung einem Anstieg der Lohnstückkosten gegenübersehen.
Es ist wichtig, hervorzuheben, dass es nicht um die übliche Verdächtigen geht. Frankreich sieht wie die „Club-Med“-Länder aus. Was wirklich bemerkenswert ist das Verhalten von Deutschland, unterstreicht Fatas.
Was Fatas zudem interessant findet, ist, dass Deutschland es seit der Euro-Einführung geschafft hat, seine Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, was dem Land nicht gelungen ist, als es seine eigene Landeswährung hatte. In dem Sinne argumentiert Fatas, dass Deutschland eine stärkere Kontrolle über seinen realen Wechselkurs seit 1999 hat als davor. Es geht natürlich um den intra-Euro-Wechselkurs. Im Vergleich zu den USA gibt es einen Wechselkurs, den Deutschland nicht kontrollieren kann: Euro/USD-Wechselkurs.
Reale Exporte Eurozone, Graph: Prof. Antonio Fatas
Die zweite Abbildung zeigt, dass Deutschland seit der Euro-Einführung deutlich mehr exportiert hat als alle anderen Mitglieder der Euro-Zone.
BIP Entwicklung (real) Eurozone, Graph: Prof. Antonio Fatas
Wenn man sich die BIP-Entwicklung (die dritte Abbildung) in derselbe Zeitperiode anschaut, stellt man fest, dass Deutschland eine der geringsten Leistungen aufweist. Nur Portugal und Italien schneiden in Sachen BIP-Entwicklung schlechter als Deutschland ab. Es gibt Gründe dafür, warum nicht zu erwarten ist, dass Deutschland schneller wächst als die anderen EU-Länder.
Deutschland hat ein höheres BIP pro Kopf als alle anderen Mitglieder der Eurozone. Der absolute Vergleich kann daher irreführen. Dennoch liefert die Abbildung einen Eindruck davon, wie die Entwicklung der Lohnstückkosten sich in der Entwicklung der Wirtschaftsaktivitäten und der Exporte widerspiegelt.
1 Kommentar:
Das ist der beste Artikel, den ich in den letzten Monaten gelesen habe.
Meinen Dank gilt dem Autor
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