Die Banken wurden allem Anschein nach von der Politik animiert, von LTRO (langfristige Refinanzierungsgeschäfte der EZB) tatkräftig Gebrauch zu machen, um die Spannungen am Interbankenhandel abzubauen.
Beim heutigen Tender von LTRO (3 Jahre), der zum ersten Mal ausgeschrieben wurde, hat die EZB fast 500 Mrd. Euro zu einem festen Zinssatz von 1,0% zugeteilt. Es waren insgesamt 523 Banken, die sich an der Vergabe der langfristigen Kredite (3 Jahre) via EZB beiteligt haben.
Beim ersten langfristigen Tender (LTRO 1 Jahr) im Juni 2009 hatten rund 1‘000 Banken 442 Mrd. Euro aufgenommen.
Mit der heutigen Zuteilung hat sich die Brutto-Liquidität auf 979 Mrd. Euro erhöht. Die nächtes LTRO findet im Februar 2011 statt.
Brutto- und Überschuss-Liquidität im europäischen Bankensystem, Graph: Laurence Mutkin und sein Team, Morgan Stanley
Überschussliquidität = Brutto-Liquidität minus Mindestreserve-Anforderungen minus autonome Faktoren*.
(*) autonome Faktoren (h/t Laurence Mutkin) bedeuten Bargeldumlauf + Einlagen der Regierungen bei den Zentralbanken + netto Auslandsvermögen der Banken in der Eurozone.
Die Überschussliquidität klettert damit auf die bisherigen Höchststände und dürfte laut Laurence Mutkin, Morgan Stanley weiter steigen, v.a. nach dem die Mindestreservesätze neulich von der EZB halbiert worden sind. Folglich würden die Refinanzierungssätze nun unter schwerem Abwärtsdruck stehen.
Es ist ferner wichtig, zu betonen, dass die durchschnittliche Laufzeit der von der EZB bereitgestellte Liquidität jetzt von 2,5 Monaten auf 21 Monate steigt. Der wesentliche Anstieg der durchschnittlichen Laufzeit hilft sicherlich, das Liquiditätsrisiko im Bankensystem zu verringern.
Darüber hinaus geben die neuen Kriterien der EZB in Bezug auf die Sicherheiten (collateral) den Banken die Möglichkeit, im europäischen Central Banking System mehr von ihren Vermögenswerten für die Refinanzierungsgeschäfte einzusetzen. Da die Banken von der neuen, breiteren Palette von Sicherheiten auch im nächsten Jahr Gebrauch machen dürften, ist zu erwarten, dass die Banken auch bei der LTRO im Februar 2012 weiterhin viel Geld abrufen würden.
Euribor-EONIA Spread, Graph: Laurence Mutkin und sein Team, Morgan Stanley
Fazit:
Die hohe Nachfrage durch die Banken zeigt, dass die EZB nicht darum herum kommt, den geldpolitischen Kurs weiter zu lockern. Die EZB hält zwar nicht viel von QE (quantitative easing), aber das, was sie mit LTRO verfolgt, ist nicht anderes als eine „indirekte Art“ von QE. Aber die Aktion ist umständlich. Warum? Weil die EZB selbst nicht entscheiden will, welche Vermögenswerte sie im Markt anpeilen soll, sondern es Banken überlässt, Sicherheiten für Repo-Geschäfte anzubieten, wie sie wollen.
Die hohe Nachfrage durch die Banken zeigt, dass die EZB nicht darum herum kommt, den geldpolitischen Kurs weiter zu lockern. Die EZB hält zwar nicht viel von QE (quantitative easing), aber das, was sie mit LTRO verfolgt, ist nicht anderes als eine „indirekte Art“ von QE. Aber die Aktion ist umständlich. Warum? Weil die EZB selbst nicht entscheiden will, welche Vermögenswerte sie im Markt anpeilen soll, sondern es Banken überlässt, Sicherheiten für Repo-Geschäfte anzubieten, wie sie wollen.
Die besicherte Kreditvergabe (collateralised lending) scheint zwar auf den ersten Blick flexibel zu sein, da die Wertschriften im Besitz der Banken bleiben. Der Vorteil ist nämlich, dass die Banken davon profitieren, wenn der Basiswert (d.h. die verpfändeten Vermögenswerte, z.B. die europäischen Staatsanleihen) an Wert gewinnt. Der Nachteil ist aber, wenn die (dem Kreditgeschäft zugrundeliegenden) Vermögenswerte (aus welchem Grund auch immer) an Wert verlieren. Daher dürfte die Verbindung zwischen den Banken und den Staatsanleihen, die sie auf ihren Büchern halten, noch enger werden, wenn die Finanzinstitute weiterhin LTRO in Anspruch nehmen würden, um den Kauf von Staatsanleihen zu finanzieren, wie Elga Bartsch, Morgan Stanley nahelegt.
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