Warum sieht die Situation in der Eurozone heute weniger dramatisch aus als vor ein paar Wochen? Viele progressive Ökonomen bestanden in den vergangenen Wochen hartnäckig darauf, dass die EZB im Wesentlichen einschreiten und die Staatspapiere von in Schwierigkeiten geratenen EU-Ländern aufkaufen soll, um eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale zu unterbinden. Die EZB hat sich aber immer dagegen gewehrt.
Inzwischen hat sie jedoch etwas unternommen, was in Bezug auf die Funktion praktisch vom gleichen Wert ist, wie Paul Krugman in seinem Blog erklärt. Die EZB hat an die Banken gegen Sicherheiten (d.h. europäische Staatsanleihen) Kredite in sehr grossen Summen gewährt, was in der Tat dieselbe Aktion ist wie der Aufkauf von Staatsanleihen. Nur wickelt die EZB die Käufe von Staatsanleihen über die Banken ab, wie Krugman schildert.
Wie Floyd Norris in einem Artikel („A Central Bank Doing What It Should“) in NYT schreibt, bedeutet das Wesen der Massnahme (Darlehen mit 3 Jahren Laufzeit), dass die EZB die Banken ermutigt, kurzlaufende Staatspapiere der EU-Länder zu kaufen, wie der dramatische Rückgang der Rendite der italienischen Staatspapiere mit kürzerer Laufzeit (2 Jahre) diese Entwicklung nahelegt.
Deutschland Breakeven-Inflation (5 Jahre): 1,26%, Graph: Bloomberg
Es ist aber kein Fortschritt im Hinblick auf die europäischen Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten zu beobachten, zumindest so weit nicht. Im Fall von Spanien ist die Rendite der langfristigen Anleihen genau so stark gesunken, was zeigt, dass es der EZB gelungen ist, den Markt zu einem besseren Gleichgewicht zu bewegen, wie Krugman betont.
Unter dem Strich scheint, dass Mario Draghi ein vollendeter Eurokrat ist, legt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor dar. Er geniesse die Unterhaltung mit Eurokraten, die immer die Dinge zu geniessen scheinen, die sie nicht sagen. In dem Fall dürfte der EZB-Präsident es so gehandhabt haben, dass er etwas anderes getan hat, als er gesagt hat. Und das Ding, was er getan hat, ist genau das, worauf Ökonomen wie Krugman die EZB seit langem drängen.
Das heisst aber, dass es immer noch das Anpassungsproblem gibt. Und die Markterwartungen in Sachen Inflation in der Eurozone sind, gemessen am Breakeven-Satz, immer noch viel zu niedrig, was eine erfolgreiche Anpassung erschwert. „Diese Europäer sind subtil. Aber die Subtilität mag nicht ausreichen“, fasst Krugman als Fazit zusammen.
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