Dienstag, 13. Dezember 2011

Gold und Collateral Crunch

Der Goldpreis hat seit Jahresbeginn um 16% zugelegt. Es ist gewöhnlich, dass Investoren in unsicheren Zeiten Gold suchen, um sich gegen eventuelle Wertverluste zu schützen. In einem wenig beobachteten Eck des Goldmarktes zeichnet sich in den vergangenen Tagen im Zusammenhang mit der weiteren Verknappung der US-Dollar-Finanzierung eine Beschleunigung ab, berichtet FT („Banks step up gold lending for dollars“) aus London.

Goldhändler sagen, dass die Banken, insbesondere in Frankreich und Italien aktiv Gold leihen, um sich im Austausch in US-Dollar zu refinanzieren. Der Ansturm auf Gold als Sicherheit (collateral) für Refinanzierungsgeschäfte unter Banken hat inzwischen Gold-Leasingraten auf ein Rekordtief gedrückt. Die Gold-Leasingrate für einen Monat ist laut Thomson Reuters auf Minus 0,57% gesunken. Das heisst, dass eine Bank, die Gold für einen Monat ausleiht (Kreditvergabe) eine Jahresrate von 0,57% entrichten muss.

Die Investoren leihen Gold aus, um Finanzierung in US-Dollar zu ermöglichen. Ein weiterer Grund, das Edelmetall abzugeben, ist, dass die Banken zur Zeit ihre Bilanzen sanieren. Banken brauchen nicht so viel Gold wie Bargeld. Die Finanzinstitute verwenden Gold, um Cash zu bekommen. Die Nachfrage nach Gold als buy-and-hold-Anlage ist gering. Die Nachfrage, Gold als Sicherheit (collateral) im Geldmarkt für Refinanzierungsgeschäfte einzusetzen, ist höher.


Gold Leasing Rate (1 Monat), im Minus, Graph: MetaStock Chart, via FT Alphaville

Eine negative Leasing Rate (genannt repo rate) für Gold bedeutet, dass es kurzfristig mehr Nachfrage für Gold zur Krediterhaltung als Sicherheit gibt als Nachfrage für Gold zur Kreditaufnahme, wie Izabella Kaminska von FT Alphaville festhält. Je negativer die Leasing Rate ist, desto höher werden die Kosten für die Refinanzierung mit Hilfe der Sicherheiten. Das heisst wiederum, dass auch das gelbe Edelmetall nicht (mehr) gut genug ist, eine Sicherheit für 12 Monate zu gewährleisten, was es vor ein paar Monaten möglich gewesen ist.

Steigt die Nachfrage nach Gold als Sicherheit, was die Kosten des Geldes beeinflusst, ist es natürlich, zu erwarten, dass die Zentralbanken sich in den Goldmärkten so verhalten wie in den Anleihemärkten. Wenn die Repo-Sätze unter den Leitzins fallen, intervenieren die Zentralbanken gewöhnlich, indem sie mehr Sicherheiten bereitstellen, um die Kollateral-Klemme (collateral squeeze) zu entspannen. Umgekehrt gilt, dass die Zentralbanken intervenieren, indem sie die Sicherheiten aus dem System absorbieren, wenn die Repo-Sätze über den Leitzins klettern, was die Sätze verringert, weil die Sicherheiten wünschenwerter (es gibt weniger davon) werden.

In einem Marktumfeld wie heute, wo die Gold „Repo-Sätze“ steigen, müssten die Zentralbanken eingreifen, um Gold als Sicherheit aufzukaufen, um die Preise in Schach zu halten. Es sei denn, die Repo-Sätze mit Bezug auf das Gold steigen, weil die Zentralbanken das System mit Gold als Sicherheit überschwemmen, um die Kollateral-Klemme im Markt im Allgemeinen abzumildern. Die Frage ist, ob dies im Markt bereits geschieht. Als Fazit bleibt aber auf alle Fälle, festzuhalten, dass die Zentralbanken, die Kollateral-Klemme (collateral crunch) im Markt etwas erleichtern können, indem sie „Gold drucken“.

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