Donnerstag, 1. Dezember 2011

Wie viel ist die Erhaltung der Eurozone Deutschland wert?

Die Dogmatik der Mainstream-Medien pflegt zumindest seit der Zuspitzung der Finanzkrise in der Eurozone eine Reihe von Mythen, was die makroökonomische Ursache der Probleme betrifft. Ein Mythos ist, warum Deutschland für die Fehler Griechenlands zahlen soll?

„In den guten Jahren waren die wirtschaftlichen Vorteile der gemeinsamen Währung in Europa ziemlich leicht zu erkennen. Die Länder an der Peripherie (Spanien, Portugal, Griechenland, aber auch in geringerem Mass Italien) hatten einen verbesserten Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten und genossen niedrigere Finanzierungskosten und erlebten erhebliche Investitionsaufschwünge als Ergebnis. Inzwischen genossen die Länder (Deutschland, Frankreich und Benelux-Staaten) im Kern der Eurozone einen Anstieg der Exporte in der schnell wachsenden Peripherie“, schreibt Kash Mansori in
The Street Light.

„Natürlich denkt Deutschland heute darüber nach, wie viel es zu zahlen bereit ist, um die Währungsunion intakt zu halten. Ein wichtiger Teil der Kalkulation ist, zu verstehen, welche Vorteile Deutschland während der guten Jahre genossen hat“, argumentiert Mansori.

Das Augenmerk richtet sich dabei nach dem Export-Boom zwischen den Jahren 2004-2008. Ein weiteres Element der Berechnung sollten aber die höheren Kapitalerträge sein, die deutschen Privatpersonen und Unternehmen aus den neuen Investitionsmöglichkeiten im Rahmen der Gemeinschaftswährung zu Gute kamen.


Vermögenserträge aus Auslandsinvestitionen  in der Eurozone (in Mrd. Euro), Graph: Kash Mansori

Die Abbildung ist aufgrund der Daten von nationalen Zahlungsbilanzen erstellt worden, welche die Vermögenserträge messen, die von jedem Land aus dem Rest der Welt erzielt wurden. Es gibt leider keinen einfachen Weg, die Vermögenserträge direkt zu messen, wie viel davon insbesondere aus der Peripherie der Eurozone stammen, fügt Mansori als caveat hinzu.

Ein weiterer caveat betrifft das Muster der Kapitalerträge: wir wissen nicht, wie die Erträge der Kern-Länder aus der Peripherie ausgesehen hätten, wenn es keine Gemeinschaftswährung gegeben hätte. In Abwesenheit des kontrafaktischen Denkens geht der Autor von fundierten Schätzungen über die Auswirkungen des Euro aus.

Die Daten legen nahe, dass der Euro Deutschland zu verstärkten Kapitalerträgen in Höhe von wahrscheinlich 30 bis 40 Mrd. Euro pro Jahr, oder zwischen 1% bis 2% des BIP verholfen hat.

Die Niederlande haben auch eine Verbesserung der Kapitalerträge aus dem Ausland genossen, und zwar in Höhe von 2% des BIP in den besten Zeiten der 2000er Jahre. Für Frankreich beträgt der Wert vielleicht 1% des BIP.


Kapitalerträge aus Auslandsinvestitionen als Prozent am BIP in der Eurozone (1995-2010), Graph: Kash Mansori

Die Frage ist nun, ob diese Zahlen gross genug sind, erhebliche zusätzliche Ausgaben durch Deutschland zu rechtfertigen, um die Eurozone am Leben zu erhalten? Der Autor hat keine Idee.

Es gilt anzumerken, dass die Vorteile der Gemeinschaftswährung immer zumindest genauso viel politisch wie ökonomisch wahrgenommen werden, hebt Mansori hervor. Er wisse es aber nicht, wie die politischen Vorteile quantifiziert werden würden.

Keine Kommentare: