Wie kommt Irland mit der Finanzkrise in der Eurozone aus? Die New York Times zeigt in einem lesenswerten Artikel („In Ireland, Austerity Is Praised but Painful“) die Dissonanz zwischen dem Lob der Aussenseiter und der harten Realität für das irische Volk auf. Und wie die Zeitung nahelegt, verbleibt die Verzinsung der irischen Staatspapiere trotz der „erfolgreichen“ Fiscal Austerity (rigorose Sparmassnahmen) auf einem völlig untragbaren Niveau.
Ein Punkt, worauf der Artikel nicht eingeht, ist die Verzwicktheit des irischen Wirtschaftswachstums, was ein Teil der Problematik ist, hält Paul Krugman in seinem Blog fest und liefert die folgende bemerkenswerte Abbildung.
Irland ist ein Land mit einem aussergewöhnlich hohen Betrag an ausländischem Kapital. Das heisst, dass das BSP (das Einkommen der irischen Einwohner) wesentlich kleiner ist als das BIP (das Einkommen, das im Inland erzeugt wird), erklärt Krugman. Das Augenmerk wird i.d.R. nach dem BIP gerichtet, weil es einfacher ist, die Wirtschaftsleistung genau zu messen. Aber im Fall Irlands kann es irreführen, weil die Lücke zwischen dem BIP und dem BSP sich weiter vergrössert, erläutert der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.
Irland BIP > BSP, Graph: Prof. Paul Krugman
Der wirtschaftliche Einbruch wird tiefer und die Erholung wird noch weniger deutlich, wenn man auf das BSP blickt, was im Fall Irland relevanter ist als das BIP.
Was ist also hier los?
Der jüngste Anstieg der irischen Ausfuhren ist weitgehend eine Angelegenheit der internationalen Multis, insbesondere der Pharma-Branche, was die Produktion steigert. Das ist gut für das BIP, aber es erzeugt wenig Einkommen für die irischen Einwohner, sodass das BSP nicht viel an Wert gewinnt.
Krugman will natürlich nicht leugnen, dass Irland es besser hat als die schlimmsten Befürchtungen. Aber es ist keineswegs der Zeitpunkt, den Whisky hervorzuholen.
Irland, Staatsanleihen (10 Jahre) Rendite 8,21%, Graph: Bloomberg
Exkurs:
BIP= Inlandseinkommen von Inländern + Auslandseinkommen von Inländern
BIP ist also der Wert im Verlauf eines Jahres im Inland erbrachten Wertschöpfung. Das BIP gibt aber keine angemessene Antwort auf die Frage, wie viel Einkommen die in Irland wohnhaften Personen erzielen. Im BIP sind nämlich Einkommen enthalten, die an Personen, die im Ausland wohnhaft sind, ausbezahlt werden. Zum Beispiel die Zinsen auf Anlagen in Irland.
(BIP = GDP = gross domestic product)
und
BSP= Inlandseinkommen von Inländern + Inlandseinkommen von Ausländern
(BSP = GNP = gross national product).
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