Es scheint im Moment keine allzu
grosse Wirtschaftskrise im Gang zu sein. Und die Politiker klopfen sich in
vielen Orten selbst auf die Schulter, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („The Timidity Trap“) am Freitag in NYTimes.
Leider zeigt das, wie wir uns an
die schrecklichen wirtschaftlichen Bedingungen gewöhnt haben. Wir sind schlimmer
daran als jemand vor ein paar Jahren sich hätte vorstellen können. Doch
scheinen die Leute die miserable Situation als „new normal“ zu akzeptieren, legt Krugman dar.
Wie konnte das passieren? Eine
wichtige Fehlerquelle beschreibt Krugman als „Scheu-Falle“ (timidity trap): Die konsequente Tendenz
der Politiker, die im Grunde genommen die richtigen Ideen haben, aber in der
Praxis halbherzige Massnahmen treffen. Und auf diese Weise geht die Zaghaftigkeit
nach hinten los, politisch und auch wirtschaftlich.
Mit anderen Worten hat Yeats recht: Dem Besten fehlt die Glaubwürdigkeit, während das Schlimmste voller
leidenschaftlicher Intensität ist.
Zum Schlimmsten: Wenn man die
wirtschaftliche Debatte in den letzten Jahren verfolgt hat, weiss, dass sowohl
Amerika als auch Europa über starke "pain caucuses“ („Aktionsgemeinschaft
Schmerz“) verfügen:
Einflussreiche Gruppen stellen
sich heftig gegen jede Politik, die Arbeitslosen wieder
Beschäftigungsmöglichkeiten bieten würde. Es gibt zwar einige wichtige
Unterschiede zwischen den „pain caucuses“
in den USA und in Europa. Aber beide legen wirklich eindrückliche Erfolgsbilanz
an den Tag, nie im Zweifel immer falsch zu liegen.
Was war aber die Antwort der
guten Jungs darauf?
Denn es gibt ja gute Jungs da
draussen. Aber diese guten Jungs schienen
nie den Willen zu haben, für ihre Überzeugung auf das Ganze zu gehen.
Das klassische Beispiel ist das
Konjunkturprogramm der Obama-Regierung, welches offensichtlich zu schwach war. Einige
haben zu Recht von Anfang an davor gewarnt, dass der Plan unzulänglich ist. Und
weil es dem so ist, würde die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit am Schluss die
ganze Idee von Stimulus in der Öffentlichkeit diskreditieren. Es hat sich auch
so erwiesen.
Was laut Krugman nicht so bekannt
ist, dass auch die Fed auf ihre eigene Weise die gleiche Sache macht. Von
Anfang an haben die geldpolitischen Entscheidungsträger insbesondere die
Massnahmen, die am ehesten funktionieren, ausgeschlossen, wie z.B. die
Bereitschaft, zumindest vorübergehend etwas höhere Inflation in Kauf zu nehmen.
Als Ergebnis griffen die Massnahmen zu kurz und hinterliessen den Eindruck, als
ob nichts mehr getan werden könnte.
Man mag sich fragen, warum die
guten Jungs so schüchtern bleiben, während die bösen Jungs so selbstsicher wirken.
Krugman vermutet, dass die Antwort viel mit Klasseninteressen zu tun hat. Aber
das ist sicherlich ein Thema für eine andere Kolumne von Krugman.
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