Paul Krugman befasst sich in seiner lesenswerten Kolumne („The Inflation Obsession“) am Montag in NYTimes mit den Abschriften der geldpolitischen Sitzungen der US-Notenbank
während des schicksalhaften Jahres 2008.
Der noch an der Princeton University lehrende
Wirtschaftsprofessor betrachtet die neulich veröffentlichten Sitzungsprotokolle der Finanzkrise als „entmutigende
Lektüre“: Die Wirtschaft war am Abstürzen. Doch ganz viele Menschen bei der Fed
wollten über die Inflation reden.
Historiker der Great Depression haben über die Torheit
der politischen Diskussion zum damaligen Zeitpunkt gestaunt. Die Bank of
England (BoE) z.B. stand einer verheerenden deflationären Spirale gegenüber. Doch
war sie von einer eingebildeten Inflation besessen.
Aber es hat sich
herausgestellt, dass moderne geldpolitische Funktionäre auch in der Finanzkrise
2008 von der falschen Sache besessen sind wie ihre Vorgänger vor drei
Generationen, legt Krugman dar.
Und es ging nicht nur um eine
schlechte Entscheidung im Jahr 2008, an der Besessenheit von Inflation
festzuhalten, auch wenn die Ereignisse die vermeintliche Rechtfertigung
widerlegten. Die Entwicklung belegt darüber hinaus, dass auch eine schlechte
Analyse im Gange war. Das Ganze war im Grunde genommen politisch.
Das ist ziemlich offensichtlich.
Das Gesamtbild ist, dass die meisten Konservativen von der Inflation besessen
sind. Und Fast alle, die von der Inflation besessen sind, sind konservativ.
Warum? Zum Teil reflektiert es den Glauben, dass der Staat nie versuchen soll, Schmerzen
in der Wirtschaft zu mindern, weil die Privatwirtschaft alles am besten kann.
Kurzfristige Schwankungen der
Inflationsrate, gezeigt (als Beispiel) am Verlauf der Benzinpreise in den USA, Graph: Prof. Paul Krugman
Die Kehrseite der
staatsfeindlichen Haltung ist, dass die Überzeugung, dass jeder Versuch, die
Wirtschaft anzukurbeln, sei es via Geld- oder Fiskalpolitik zu katastrophalen
Ergebnissen führen muss: Simbabwe, wir kommen! Und diese Überzeugung ist laut
Krugman heute so stark, dass es Jahr für Jahr anhält, egal wie falsch sie ist.
Schliesslich hängt damit eine
Vorliebe für eine harte Handlung mit Strafen zusammen, unabhängig davon, welche wirtschaftliche
Bedingungen vorherrschen. William Keegan hat es einst als „sado-monetarism“
bezeichnet. Es ist heute sehr lebendig.
Kommt es darauf an? Es ist wahr,
dass die Fed nicht von Sado-Monetaristen umgeben war. 2011 ist sie nicht in Panik
geraten, als die Benzinpreise kurz die allgemeine Inflation anheizten und die
Republikaner begannen, von einer Entwertung des US-Dollar („debasement of the dollar“) zu reden.
Krugman argumentiert, dass das
Geschrei um die Inflation die Fed eingeschüchtert hat. Sonst hätte die Fed viel
mehr unternommen hätte, um die Krise zu bekämpfen. Und es ist immer noch Teil
eines allgemeinen Klimas des politischen Widerstands, etwas gegen die
anhaltende Arbeitslosigkeit (job crisis)
zu tun.
Wir waren erstaunt, wie
verschroben die Politik während der Great Depression handelte. Die Chance war
da, um daraus Lehren zu ziehen. Doch die Politik wiederholt heute die selben
Fehler.
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