Die EZB unterläuft seit einem Jahr ihre Zielmarke von 2% für die
Inflationsrate im Euro-Raum.
Es ist zwar ein offenes
Geheimnis, dass die EZB eine asymmetrische Geldpolitik betreibt. Aber die EU-Behörden scheinen die Gefahr
der disinflationären Kräfte trotzdem nicht ernst zu nehmen. Zumal der Schuldenabbau-Prozess (deleveraging)
im privaten Sektor in Europa noch anhält und die fortbestehende
Niedriginflation (lowflation) die reale Last der Schulden erhöht (debt-deflation).
Bemerkenswert ist, dass die EZB selbst in den kommenden Jahren nicht mit einem Anstieg der Inflation
rechnet: 2014: 1,0%, 2015: 1,3% und 2016: 1,5%.
Die derzeitige
Inflationsentwicklung verstärkt den Anlass zur Sorge vor einer möglichen
Deflation im Euro-Raum, schreiben Ökonomen bei DIW Berlin in einer
diese Woche vorgelegten Forschungsarbeit („Deflationsgefahr im Euro-Raum“).
Die am am harmonisierten
Verbraucher-Preisindex (HVPI) gemessene Inflationsrate sinkt seit Jahren kontinuierlich.
Im Januar lag sie bei nur mehr 0,8%
und im Februar
bei 0,7% und damit deutlich
unterhalb des von der EZB festgelegte Zielwertes von 2% auf mittlere Sicht.
Auch die (um die
schwankungsanfälligen bereinigte) Kerninflation
(core inflation) ist mit knapp 1% sehr niedrig. Aktuell erleben Griechenland
und Zypern als die einzigen Mitgliedsländer Deflation.
Inflationsraten (HICP) im
Euro-Raum, Graph: DIW, Berlin in:
Grenzen der konventionellen Geldpolitik, März 2014
Wie die Autoren darauf hinweisen,
dürfte die Inflation gemäss Inflationsprognosen (Survey of Professional Forecaster) der EZB in den kommenden zwei
Jahren mit dem Inflationsziel der EZB nicht vereinbar sein.
Aus Inflationsswaps abgeleitete
Inflationserwartungen im Euro-Raum, Graph:
Kerstin Bermoth Marcel Fratscher und Phlipp König, DIW, Berlin in: Grenzen der
konventionellen Geldpolitik, März 2014
Noch niedriger liegen die aus Inflationsswaps abgeleiteten
Inflationserwartungen der Märkte, wonach die durchschnittlichen
Inflationserwartunge n für die nächsten drei Jahre bei lediglich 1,3%
liegen.
Inflationsraten in Deutschland, Graph: DIW, Berlin in: Grenzen der
konventionellen Geldpolitik, März 2014
Die gegenwärtigen Daten legen
nahe, dass die EZB ihr Mandat der Preisstabilität verfehlt. Im Angesicht der
unterhalb des Inflationsziels liegenden Erwartungen existiert das Risiko einer
anhaltend sehr niedrigen Inflation und möglicherweise sogar Deflation im
Euro-Raum, schlussfolgerten die Verfasser der Arbeit bei DIW Berlin.
Und der Punkt ist, wie der IWF neulich unterstrichen hat, muss es nicht unbedingt eine ausgewachsene Deflation
geben, um von der Gefahr für die Performance der Wirtschaft reden zu können.
Anhaltend niedrige Inflation verschlimmert die bereits angeschlagene
Volkswirtschaft in Europa.
Auch die grosse negative
Produktionslücke (output gap) im
Euro-Raum lässt keine inflationären Tendenzen in der näheren Zukunft erkennen. Die
hohe Sparquote der privaten Haushalte und die Zurückhaltung der Unternehmen,
Investitionen zu tätigen, wirken sich dämpfend auf die Preisentwicklung aus.
Produktionslücke (output gap) im Euro-Raum, Graph: DIW, Berlin in: Grenzen der konventionellen Geldpolitik, März 2014
Fazit: Deflation birgt die
Gefahr einer sich selbst verstärkenden Spirale. Da die nominalen Zinsen nahe
Null liegen (zero lower bound), ist
der Spielraum der Geldpolitik begrenzt. Daher empfehlen die Autoren der Studie der
EZB, auf unkonventionelle Massnahmen zurückzugreifen, um die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln.
Mit dem Instrument der Forward Guidance könnte die EZB
glaubwürdig eine lang anhaltende Niedrigzinsphase signalisieren, um die
Kreditnachfrage zu stimulieren.
Insbesondere Käufe von längerfristigen Staatsanleihen
sind erfolgsversprechend. Darüber hinaus ist die Wirtschafts- und Finanzpolitik
gefordert, Wachstum und Investitionstätigkeit nachhaltig zu fördern.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen