Janet Yellen, die neue Vorsitzende der US-Notenbank (Fed) hat
gestern in ihrem ersten Auftritt vor Journalisten im Anschluss der FOMC-Sitzung erklärt, dass die gegenwärtige
Situation nach wie vor niedrige Zinsen erfordert.
Die Fed werde daran festhalten,
auch wenn die Arbeitslosenquote und die Inflation wieder normale Werte
erreichen sollten. Bemerkenswert war die Betonung, dass der geldpolitische
Ausschuss anerkenne, dass die Inflation dauerhaft unter dem Zielwert von 2%
Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung darstelle.
Vielleicht klingelt Mario Draghi, dem EZB-Präsidenten die
Ohren. Die EZB betreibt nämlich eine asymmetrische Geldpolitik, wie Paul De Grauwe in einem lesenswerten Interview mit Finanz & Wirtschaft hervorhebt.
Obwohl die EZB auf mittlere Sicht
ein Inflationsziel von 2% anstrebt, unternimmt sie nicht, wenn die Inflation um
100 Basispunkte (d.h. 1%) unter den Zielwert fällt. Würde aber die
Inflationsrate im ähnlichen Ausmass über 2% steigen, würde die EZB sofort
reagieren.
Zur Erinnerung: Die EZB hat 2011 die
Zinsen zweimal (April und Juli) wider besseres Wissen angehoben. Begründet
wurde die stupide Aktion damals mit dem Hinweis auf die Energiepreise, die
vorübergehend angestiegen waren.
Fallende Preise im Euro-Raum; Tendenz steigend, Graph: Bloomberg, Deflation: „The Trouble With Falling
Prices“
Der Euro-Raum befindet sich heute
im technischen Sinne nicht in einer Deflation. Aber die wachsenden
disinflationären Kräfte verschlimmern die Lage der bereits angeschlagenen
Wirtschaft.
Die anhaltende Niedriginflation (lowflation) erhöht die reale Last der Schulden. Davon sind v.a. die Länder an
der EU-Peripherie besonders schwer getroffen.
Während die EZB die
Niedriginflation auf die leichte Schulter nimmt, scheint sich die Fed der Gefahr,
die aus fallenden Preisen kommt, bewusst.
In der obigen Abbildung ist zu sehen,
wie die Anzahl der Preise, die fallen, allmählich zunimmt.
Bemerkenswert ist, wie Politiker
und Ökonomen auf der rechten Seite des politischen Spektrums in den USA sich heute
noch weigern, die Realität zu akzeptieren, dass ein Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base)
nicht zu einer Hyperinflation führt, wenn die Wirtschaft in einer
Liquiditätsfalle steckt und die nominalen Zinsen nahe Null (zero lower bound) liegen.
Brad de Long berichtet in seinem Blog, dass einige Ökonomen heute noch unterstreichen, dass es für alle,
die aufgrund der Expansion der Geldbasis eine galoppierende Inflation
vorausgesagt hatten, verzeihlich sei.
Niemand hätte es voraussehen
können, so lautet die Argumentation weiter, weil so etwas seit den 1930er
Jahren nicht mehr passiert sei, dass die Reserven massiv steigen und niemand
Kredit gibt.
Was ist mit Japan in den früheren 2000er Jahren? Die Notenbankgeldmenge der japanischen
Notenbank (BoJ) hat sich aussergewöhnlich stark ausgeweitet und es gab keinen
Preisdruck. Ganz im Gegenteil: Japan ringt seither mit Deflation.
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