Donnerstag, 20. März 2014

Gefahr fallender Preise

Janet Yellen, die neue Vorsitzende der US-Notenbank (Fed) hat gestern in ihrem ersten Auftritt vor Journalisten im Anschluss der FOMC-Sitzung erklärt, dass die gegenwärtige Situation nach wie vor niedrige Zinsen erfordert.

Die Fed werde daran festhalten, auch wenn die Arbeitslosenquote und die Inflation wieder normale Werte erreichen sollten. Bemerkenswert war die Betonung, dass der geldpolitische Ausschuss anerkenne, dass die Inflation dauerhaft unter dem Zielwert von 2% Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung darstelle.

Vielleicht klingelt Mario Draghi, dem EZB-Präsidenten die Ohren. Die EZB betreibt nämlich eine asymmetrische Geldpolitik, wie Paul De Grauwe in einem lesenswerten Interview mit Finanz & Wirtschaft hervorhebt.

Obwohl die EZB auf mittlere Sicht ein Inflationsziel von 2% anstrebt, unternimmt sie nicht, wenn die Inflation um 100 Basispunkte (d.h. 1%) unter den Zielwert fällt. Würde aber die Inflationsrate im ähnlichen Ausmass über 2% steigen, würde die EZB sofort reagieren.

Zur Erinnerung: Die EZB hat 2011 die Zinsen zweimal (April und Juli) wider besseres Wissen angehoben. Begründet wurde die stupide Aktion damals mit dem Hinweis auf die Energiepreise, die vorübergehend angestiegen waren.



Fallende Preise im Euro-Raum; Tendenz steigend, Graph: Bloomberg, Deflation: „The Trouble With Falling Prices

Der Euro-Raum befindet sich heute im technischen Sinne nicht in einer Deflation. Aber die wachsenden disinflationären Kräfte verschlimmern die Lage der bereits angeschlagenen Wirtschaft.

Die anhaltende Niedriginflation (lowflation) erhöht die reale Last der Schulden. Davon sind v.a. die Länder an der EU-Peripherie besonders schwer getroffen.

Während die EZB die Niedriginflation auf die leichte Schulter nimmt, scheint sich die Fed der Gefahr, die aus fallenden Preisen kommt, bewusst.

In der obigen Abbildung ist zu sehen, wie die Anzahl der Preise, die fallen, allmählich zunimmt.

Bemerkenswert ist, wie Politiker und Ökonomen auf der rechten Seite des politischen Spektrums in den USA sich heute noch weigern, die Realität zu akzeptieren, dass ein Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base) nicht zu einer Hyperinflation führt, wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt und die nominalen Zinsen nahe Null (zero lower bound) liegen.

Brad de Long berichtet in seinem Blog, dass einige Ökonomen heute noch unterstreichen, dass es für alle, die aufgrund der Expansion der Geldbasis eine galoppierende Inflation vorausgesagt hatten, verzeihlich sei.

Niemand hätte es voraussehen können, so lautet die Argumentation weiter, weil so etwas seit den 1930er Jahren nicht mehr passiert sei, dass die Reserven massiv steigen und niemand Kredit gibt.

Was ist mit Japan in den früheren 2000er Jahren? Die Notenbankgeldmenge der japanischen Notenbank (BoJ) hat sich aussergewöhnlich stark ausgeweitet und es gab keinen Preisdruck. Ganz im Gegenteil: Japan ringt seither mit Deflation.



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