Heiner Flassbeck trifft wieder einmal den Nagel auf den Kopf.
Worum geht es? Die EZB bleibt trotz der anhaltenden Flaute und der zunehmenden Disinflationsgefahr im Euro-Raum zurückhaltend, die Geldpolitik weiter zu
lockern.
Mario Draghi hat die Zinsen auf der EZB-Sitzung vom 6. März 2014 überraschend unverändert
belassen.
Bemerkenswert war dabei die Begründung der Untätigkeit der EZB auf der anschliessenden
Pressekonferenz.
Draghi hat gesagt, dass die
Inflation wieder auf nahe 2% steigen werde, wenn die Erholung der Wirtschaft
sich fortsetze. Zugleich werde der Realzinsabstand (real interest rate spread) zwischen dem Euro-Raum und dem Rest der
Weltwirtschaft wahrscheinlich zurückgehen. Das werde den Wechselkurs unter
Abwärtsdruck setzen.
Im Klartext: Der Wert der Gemeinschaftswährung
ist zwar gestiegen. Aber wenn die Realzinsen im Euro-Raum fallen, wird sich das
Problem von selbst lösen.
Betreibt Draghi damit eine Art
Seelenmassage oder eine schlechte Geldpolitik? Oder beides?
Lohnstückkosten und Kerninflation
im Euro-Raum, Graph: Morgan Stanley
Es ist falsch, zu suggerieren,
dass die Realzinsen die Wechselkurse bestimmen. Wie Flassbeck in seinem Blog hervorhebt, interessieren die realen Zinsen keinen Menschen im
Devisenhandel. Entscheidend sind die nominalen Zinsen, v.a. aber die
Zinsdifferenzen.
Wenn Draghi den Euro-Kurs
schwächen will, soll er die Zinsen senken.
Da die nominalen Zinsen im Euro-Raum
nahe Null liegen, gibt es hierbei nicht viel Spielraum nach unten. Aber die EZB
hat andere Möglichkeiten, den geldpolitischen Kurs weiter zu lockern: (1)
Unterbindung der Sterilisierung von SMP-Aktivitäten, (2) Verringerung der
erforderlichen Mindestreserven, (3) eine neue Runde von credit easing (z.B. Kauf von US-Staatsanleihen).
Tatsache ist, dass es keinen
Preisdruck geben kann, solange die interne Abwertung (internal devaluation) fortgesetzt wird, um dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der
von der Krise schwer betroffenen Länder verbessern zu wollen. Wenn die EU mit
der „fatalen Deflationspolitik via Löhne“,
wie Flassbeck es beschreibt, nicht aufhört, können Preise nicht steigen.
Es ist vor diesem Hintergrund zu
erwarten, dass der Rückgang der Lohnstückkosten in den nächsten Monaten einen spürbaren
Abwärtsdruck auf die Kerninflation (core inflation) ausüben werden.
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