Montag, 17. März 2014

Euro-Wechselkurs und Deflationspolitik im Euro-Raum

Heiner Flassbeck trifft wieder einmal den Nagel auf den Kopf.

Worum geht es? Die EZB bleibt trotz der anhaltenden Flaute und der zunehmenden Disinflationsgefahr im Euro-Raum zurückhaltend, die Geldpolitik weiter zu lockern.

Mario Draghi hat die Zinsen auf der EZB-Sitzung vom 6. März 2014 überraschend unverändert belassen.

Bemerkenswert war dabei die Begründung der Untätigkeit der EZB auf der anschliessenden Pressekonferenz.  

Draghi hat gesagt, dass die Inflation wieder auf nahe 2% steigen werde, wenn die Erholung der Wirtschaft sich fortsetze. Zugleich werde der Realzinsabstand (real interest rate spread) zwischen dem Euro-Raum und dem Rest der Weltwirtschaft wahrscheinlich zurückgehen. Das werde den Wechselkurs unter Abwärtsdruck setzen.

Im Klartext: Der Wert der Gemeinschaftswährung ist zwar gestiegen. Aber wenn die Realzinsen im Euro-Raum fallen, wird sich das Problem von selbst lösen.

Betreibt Draghi damit eine Art Seelenmassage oder eine schlechte Geldpolitik? Oder beides?



Lohnstückkosten und Kerninflation im Euro-Raum, Graph: Morgan Stanley

Es ist falsch, zu suggerieren, dass die Realzinsen die Wechselkurse bestimmen. Wie Flassbeck in seinem Blog hervorhebt, interessieren die realen Zinsen keinen Menschen im Devisenhandel. Entscheidend sind die nominalen Zinsen, v.a. aber die Zinsdifferenzen.

Wenn Draghi den Euro-Kurs schwächen will, soll er die Zinsen senken.

Da die nominalen Zinsen im Euro-Raum nahe Null liegen, gibt es hierbei nicht viel Spielraum nach unten. Aber die EZB hat andere Möglichkeiten, den geldpolitischen Kurs weiter zu lockern: (1) Unterbindung der Sterilisierung von SMP-Aktivitäten, (2) Verringerung der erforderlichen Mindestreserven, (3) eine neue Runde von credit easing (z.B. Kauf von US-Staatsanleihen).

Tatsache ist, dass es keinen Preisdruck geben kann, solange die interne Abwertung (internal devaluation) fortgesetzt wird, um dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der von der Krise schwer betroffenen Länder verbessern zu wollen. Wenn die EU mit der „fatalen Deflationspolitik via Löhne“, wie Flassbeck es beschreibt, nicht aufhört, können Preise nicht steigen.

Es ist vor diesem Hintergrund zu erwarten, dass der Rückgang der Lohnstückkosten in den nächsten Monaten einen spürbaren Abwärtsdruck auf die Kerninflation (core inflation) ausüben werden.

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