Es waren damals die Keynesianer,
die in der Great Depression sagten,
dass wir einen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage haben und der
Staat daher die hohen Ersparnisse von Unternehmen und privaten Haushalten
aufnehmen und investieren muss. Ansonsten würde die Wirtschaft völlig
zusammenbrechen.
In der Great Recession sagten die Ökonomen, die mit einem einfachen IS-LM
Modell arbeiten, dass viele der gewöhnlichen ökonomischen Sachverhalte nicht
mehr gelten, wenn die Wirtschaft in einer Liquditätsfalle (liquidity trap) steckt.
Das ist eine Situation, in der
Unternehmen und private Haushalte nach dem Platzen einer Spekulationsblase
versuchen, ihre Schulden zurückzufahren (deleveraging). Auch wenn die nominalen Zinsen nahe Null (zero lower bound) liegen, ist niemand
bereit, Kredit aufzunehmen.
Weiter legen Keynesianische
Prämisse nahe, dass die Vorausgabung von
öffentlichen Haushaltsmitteln (deficit
spending) zur Konjunkturbelebung (stimulus)
in Zeiten von Depression nicht zu einem Anstieg der Inflation führen würde. Die
Zinsen würden trotz der erhöhten Staatsausgaben niedrig bleiben.
Doch die herrschende
neo-klassische Lehre hat von Anfang an der Finanzkrise galoppierende Inflation
und durch die Decke schiessende Zinsen vorausgesagt. Der von Verfechtern der östereichischen
Schule (austerians) geforderte
Schwenk von Konjunkturprogramm (fiscal
stimulus) zu harschen Sparmassnahmen (fiscal
austerity) hat die Wirtschaftskrise inzwischen weiter vertieft und verschlimmert.
Schweizer Notenbankgeldmenge (monetary base), Graph: SNB in Quarterly Bulletin 1/2014,
March
Die drastischen Kürzungen der
Staatsausgaben haben die gesamtwirtschaftliche Nachfrage reduziert und zu einem
Rückgang in Produktion (output gap) und
Beschäftigung geführt.
Trotzdem gibt es heute noch seriöse Leute, die das IS-LM Modell als einen „brillant dummen
Apparat“ bezeichnen, der die Funktionsweise der modernen Marktwirtschaft nicht
anmessen widerspiegeln könne. Das Modell hat aber ganz im Gegenteil seit 2008 ausgezeichnet
funktioniert.
Es ist aber bloss ein Modell, welches zur Vereinfachung der Realität entwickelt worden ist, um
nützliche Einblicke in spezifische Fragen zu bekommen. IS-LM ist also kein Modell des Lebens, des Universums und von allem. Es ist ein
minimalistisches Gadget, welches dazu dient, sich über die Interaktionen des
Geldes, der Anleihemärkte und der realen Wirtschaft Gedanken zu machen, wie Paul Krugman in seinem Blog darlegt. Und es hat in Zeiten der
Not sehr gut funktioniert.
Dass der Anstieg der
Notenbankgeldmenge (base money = Einlagen
der Geschäftsbanken bei der Zentralbank + Noten im Umlauf) nicht inflationär
ist, wenn die nominalen Zinsen nahe Null liegen, veranschaulichen die hier angegebenen
zwei Abbildungen aus der Schweiz ziemlich deutlich. Die jährliche Teuerung der
Konsumentenpreise (CPI) verläuft in der Schweiz seit zwei Jahren unter Null.
Auch die Kerninflation (core inflation)
ist negativ.
Schweizer Inflation, Graph: SNB in Quarterly Bulletin 1/2014, March
Noch einmal: Der Erfolg des IS-LM
Modells bedeutet nicht, dass man das Modell immer an den Tag legen kann, um
alles in der Wirtschaft zu rationalisieren. Aber diejenigen, die Ende 2008 und Anfang 2009 mit dessen Hilfe vorausgesehen
hatten, was auf uns kommt, lagen richtig mit der Erwartung und der Prognose,
dass der massive Anstieg der Notenbankgeldmenge unter den gegebenen Konditionen
nicht zu einem starken Anstieg der Zinsen führen und keine galoppierende
Inflation auslösen würde. Und das zählt.
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