Donnerstag, 27. März 2014

Apfelkuchen und Einkommensverteilung in der amerikanischen Geschichte

Die schwunghafte Debatte über die Entwicklung der Einkommens- und Vermögensverteilung in fortgeschrittenen Volkswirtschaften setzt sich erfreulicherweise lebhaft fort.

Dazu kommt, dass Thomas Piketty’s lesenswertes Buch („Capital“) der öffentlichen Diskussion zusätzlich Flügel verleiht.

Das Beste ist, dass damit das Bewusstsein geweckt wird, wie z.B. Einkommen aus Kapital und Arbeit in den vergangenen 30 Jahren im Allgemeinen gehandhabt wurde und wie die wachsende Ungleichheit auf Wirtschaftswachstum lastet.

Es gibt aber auch eine konträre Meinung, wonach die Umverteilung un-amerikanisch ja sogar anti-amerikanisch sei. Wer sich dafür einsetzt, bringt sich daher in Ungnade.

Ist es wahr? Nein, es ist Unsinn. Paul Krugman deutet in seinem Blog auf einen Abschnitt im Buch hin, wonach Amerika, wie die Geschichte der progressiven Besteuerung im 20. Jahrhundert zeigt, eine führende Rolle gespielt hat: Amerika hat laut Piketty „konfiszierende“ Steuern auf „übermässiges“ Einkommen und Vermögen geradezu erfunden.

Aber, warum?


Piketty betont die amerikanische egalitäre Wertvorstellung, die mit der Angst vor einer erblichen Aristokratie einhergegangen sei. Hohe Steuern, vor allem auf Landgütern waren zum Teil durch die Angst geprägt, Old Europe zu ähneln. 

Unter denen, die hohe Erbschaftssteuer aus sozialen und politischen Gründen gefordert hatten, war auch Irving Fisher, wie Krugman weiter darlegt.

Die hohen Steuern für Reiche waren im Übrigen während der Progressive Era in den USA allgemein anerkannt und unterstützt, um insbesondere damit zu verhindern, dass die Reichen noch reicher werden. Eine Position, die heute wahrscheinlich nur von wenigen Menschen in der Politik vertreten würde.

Umverteilung steht also nicht im Widerspruch zu American Ideals. Umverteilung ist wie Krugman ausdrückt, in Wirklichkeit so amerikanisch wie Apfelkuchen (apple pie).


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