Wie schwer die Austerität im
Euro-Raum zum Tragen kommt, zeigt sich v.a. in den von der Euro-Krise am
stärksten betroffenen Volkswirtschaften. Das Problem ist ein immenser,
wachstumshemmender Schuldenüberhang im Privatsektor, der irgendwie abgebaut
werden muss.
Da alle Länder an der
EU-Peripherie versuchen, die wirtschaftlichen Probleme via internal devaluation (d.h. Lohnsenkung) zu lösen, war es von Anfang
ein offenes Geheimnis, dass das Ergebnis Deflation
sein würde.
Die Preise fallen auch in Spanien, wo Madrid gerade sich
anstrengt, Wettbewerbsfähigkeit durch Senkung der Lohnstückkosten wiederzuherstellen.
Die Inflationsrate im Februar belief sich in Spanien auf -0,1%. Wie die spanische Statistikbehörde (INE) meldet, sind zuletzt v.a. die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie
Getränke stark gefallen. Die Preise dürften im März sogar weiter um 0,2% gefallen sein, wie INE am
Freitag in einer ersten Schätzung mitgeteilt hat.
Es besteht die Gefahr, dass
Verbraucher und Unternehmen in Erwartung weiter sinkender Preise die Ausgaben aufschieben.
Schlimm genug, dass der Rückgang der Löhne bereits mit dem Rückgang der Nachfrage nach Waren und
Dienstleistungen einhergeht.
Die aktuellen Daten im
Einzelhandel im Februar deuten auf eine Flaute hin: Die
Einzelhandelsunternehmen haben im vergangenen Monat einen Rückgang des Umsatzes
um -0,5% verzeichnet.
Konsumenten-Preisindex (CPI) in
Spanien im Februar 2014, Graph:
Instituto Nacional de Estadistica (INE)
Wie gefährlich ein gleichzeitiges
Abdriften in Richtung Deflation für
die spanische Wirtschaft ist, liegt auf der Hand: Unternehmen und private
Haushalte versuchen gleichzeitig, Schulden abzubauen (deleveraging) , während die nominalen Zinsen nahe Null-Grenze (zero lower bound) liegen.
Die Verschuldung im Privatsektor
beträgt zur Zeit rund 200% der Wirtschaftsleistung des Landes, wie FT aus London berichtet. Zugleich deutet sich
an, als ob der Schuldenstand des öffentlichen Sektors in zwei Jahren die Marke
von 100% durchbrechen könnte.
Warum? Weil die Ausgaben des
einen die Einnahmen des anderen sind. Wenn alle Haushalte ihre Ausgaben
verringern, sinkt der gesamtwirtschaftliche Verbrauch und damit die Nachfrage
nach Arbeitskräften. Und die Einnahmen der öffentlichen Hand gehen zurück.
Spanien verfehlt dadurch die
Zielsetzung im Haushalt. Das Defizit der öffentlichen Hand beträgt 6,6%. Der
von der EU-Kommission vorgegebene Zielwert lautet 6,5%. Obendrauf müsste Spanien
das Haushaltsdefizit bis 2016 auf 3% drücken.
Austerität, die in Europa als
politisches Experiment kläglich gescheitert ist, vernichtet damit durch langanhaltende Arbeitslosigkeit
Humankapital und verstärkt die Ungleichheit in Bezug auf die Wohlstand- und
Einkommensverteilung in der Gesellschaft, weil die untere Schicht von den
harschen Sparmassnahmen heftiger betroffen wird. Zur Erinnerung: Spanien ist
die viertgrösste Volkswirtschaft im Euro-Raum.
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