Die Meinungselite pflegt zu
sagen, dass die Einkommensungleichheit kein wirtschaftliches Problem ist und
wir uns darum nicht kümmern sollen. Die Marktwirtschaft sorge dafür, dass der Reichtum
und der Wohlstand gerecht verteilt werden, sodass am Schluss alle davon
profitieren.
Thomas Piketty will nun in seinem im April erscheinenden Buch (Capital
in the Twenty-First Century in Harvard University Press) die Frage der Verteilung und die Untersuchung
der langfristigen Trends wieder in den Mittelpunkt der ökonomischen Analyse
stellen.
Die Konzentration des Wohlstands
und des Einkommens wurde im 20. Jahrhundert seiner Meinung nach durch Kriege,
Inflation und Wachstum verhindert.
Der Abbau der Ungleichheit ist
demnach zumeist durch Kapital-Schocks in den Jahren 1914-15 (Zerstörung und
Krisen) und durch fiskalische und soziale Institutionen, die in Folge der
Weltkriege und der Great Depression errichtet wurden, möglich gewesen.
In der Vergangenheit war die
wichtigste ausgleichende Kraft (zwischen und innerhalb der Länder) die Verteilung
von Wissen und Kenntnissen.
Dieser positive Prozess kann jedoch ohne inklusive
Bildungseinrichtungen und kontinuierliche Investitionen in Fertigkeiten (skills) nicht funktionieren. Das ist
laut Piketty eine grosse Herausforderung im gegenwärtigen Jahrhundert.
Thomas Piketty: Capital, Graph: Harvard University Press
Historisch gesehen war (teilweise
bis zum heutigen Tag) das höhere Bevölkerungswachstum die treibende Kraft, die
die relative Bedeutung des ererbten Vermögens in den USA im Vergleich zu Europa
reduziert hat.
In letzter Zeit ist jedoch in den
USA ein noch nie da gewesener Anstieg der Vergütung der Top-Manager zu
beobachten. Das ist laut Piketty eine neue Form der Ungleichheit.
Zudem ist die Ungleichheit in den USA heute, was die Konzentration
von Einkommen betrifft, so hoch wie in Europa
um 1900-10. Die Geschichte lehrt uns, dass diese Art von Ungleichheit nicht nur
für das Wirtschaftswachstum nutzlos ist, sondern es kann auch dazu führen, dass
der politische Prozess von einer ganz kleinen Elite mit hohem Einkommen und
Reichtum erobert wird, wodurch die demokratischen Institutionen und Werte
direkt bedroht würden.
Die ideale Lösung sind
progressive Steuern auf Netto-Vermögen der Privatpersonen. Damit würde
Mobilität des Wohlstands gefördert und die Konzentration durch die öffentliche
Aufsicht unter Kontrolle gehalten. Natürlich spielen andere Institutionen und
politische Massnahmen eine wichtige Rolle:
Inflation kann beispielsweise die
öffentliche Verschuldung reduzieren und eine Reform des Patentrechtes kann die
Konzentration von Reichtum eingrenzen, wie Piketty in einem lesenswerten
Interview in NYTimes unterstreicht.
Die demokratischen Systeme haben
allerdings auf den Anstieg der Ungleichheit nicht friedlich reagiert, welcher nur
durch Kriege und soziale Konflikte gestoppt wurde. Hoffentich können wir es das
nächste Mal besser, fasst der Autor als Fazit zusammen.
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