Die meisten Menschen würden, wenn
sie darauf gedrängt werden, zu antworten, sagen, dass extreme
Einkommensungleichheit eine schlechte Sache ist, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Liberty, Equality, Efficiency“) am Montag in NYTimes.
Was kann man aber dagegen tun?
Die Standard-Antwort in der
amerikanischen Politik ist: „nicht viel“. Vor fast 40 jahren hat Arthur Okun ein klassisches Buch mit
dem Titel „Equality and Efficiency. The
Big Tradeoff“ veröffentlicht.
Prof. Okun argumentiert, dass die
Umverteilung von Einkommen von den Reichen zu den Armen auf dem Wachstum
lastet. Sein Buch hat fast alles für die heutige Debatte vorgelegt, wonach die
Sozialdemokraten (liberals) sagen
würden, dass die Effizienz-Kosten von Umverteilungsmassnahmen klein sind,
während die Konservativen die Ansicht vertreten, dass die Umverteilungskosten
gross sind.
Jeder wusste aber, dass etwas zu
unternehmen, die Ungleichheit zu reduzieren, zumindest einige negative
Auswirkungen auf das BIP entfalten würde, bemerkt Krugman.
Aber es scheint, dass jeder
wusste, dass es nicht wahr ist. Massnahmen zu ergreifen, um die extreme
Ungleichheit Amerika des 21. Jahrhunderts zu reduzieren, würde das
Wirtschaftswachstum erhöhen, nicht verkleinern.
Wie sieht die Evidenz aus?
Beeinträchtigen Umverteilungsmassnahmen das Wirtschaftswachstum? Nicht, wenn man
zwei aktuelle Studien des IWF zurate zieht.
Kurz gesagt: Das von Okun
beschriebene „big trade-off“ gibt es
allem Anschein nach überhaupt nicht.
Krugman legt zudem Wert darauf,
dass es nicht darum geht, „equality of
outcomes“ anzustreben, sondern „equality
of opportunity“, d.h. Chancengleichheit. Das hört sich zwar gut an. Aber es
ist, wenn man Sinn für die Realität hat, ein grausamer Witz.
Denn fast 40% der
amerikanischen Kinder leben in Armut oder nahe Armut. Denken Sie wirklich, dass
sie den gleichen Zugang zu Bildung und Beschäftigung haben wie die Kinder der
wohlhabenden Familien?“, so Krugman weiter.
In der Tat ist die
Wahrscheinlichkeit für die Kinder aus einkommensschwachen Familien geringer als
die Kinder aus wohlhabenden Familien, einen College-Abschluss zu schaffen. Und das ist nicht nur einfach schlecht für
diejenigen, die Pech im Leben haben, zu falschen Eltern geboren zu werden,
sondern es deutet auf eine grosse und wachsende Verschwendung des menschlichen
Potentials hin. Eine Verschwendung, die sicherlich als eine machtvolle und
unsichtbare Last für die Wirtschaft fungiert.
Krugman will nicht behaupten,
dass es jedermann helfen würde, wenn man die Einkommensungleichheit anpacken
würde. Die sehr wohlhabenden Menschen würden aus höheren Steuern mehr verlieren
als sie aus dem Anstieg des Wirtschaftswachstum gewinnen würden.
Aber es ist
ziemlich klar, dass es eine gute Sache ist, sich Ungleichheit entgegenzustellen,
nicht nur für die Armen, sondern v.a. für die Mittelschicht.
Kurzum: Was für die 1% gut ist,
ist nicht gut für Amerika. „Und wir müssen nicht in einem neuen „Goldenen
Zeitalter“ (Gilded Age) leben, wenn wir es nicht wollen“, so Krugman als Fazit.
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