Dienstag, 18. März 2014

EZB schaut zu, wie die Preise im Euro-Raum weiter fallen

Die Verkaufspreise (PPI) im Grosshandel in Deutschland sind im Februar 2014 im Jahresvergleich um 1,8% gesunken. Die Jahresveränderungsrate hatte im Januar 2014 -1,7% betragen.

Auch die jährliche Inflation im Euro-Raum ist im Februar gesunken, und zwar auf 0,7%, wie eurostat gestern mitgeteilt hat. Damit liegt die Inflation in der gesamten EU, in allen Ländern deutlich unter  dem Zielwert der EZB von 2 Prozent.

In Frankreich, Italien und Spanien fallen die Erzeugerpreise (PPI) bereits seit einigen Monaten. Die absolut fallenden Preise verschlimmern die ohnehin angespannte Situation an der EU-Peripherie zusätzlich, weil dadurch die reale Last der Verschuldung (debt-deflation) steigt.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Euro-Raum Risiken eines Anfalls von Deflation oder von weiter fallenden Preise erleidet.

Zudem erhöht der starke Euro den Abwärtsdruck auf die Inflation dadurch, dass (1) die Einfuhren sich verbilligen und (2) die Ausfuhren sich im internationalen Vergleich verteuern.



Grosshandelspreise in Deutschland, Graph: Statistisches Bundesamt, destatis

Die Zuwachsrate der deutschen Erzeugerpreise fällt seit dem Frühjahr 2011 kontinuierlich, und auch dann, wenn man die Preise für Energie nicht berücksichtigt, wie Heiner Flassbeck in seinem Blog hervorhebt.


Index der Grosshandelsverkaufspreise in Deutschland, Graph: Statistisches Bundesamt, destatis

Die Auswirkungen der Deflation wären mild und leicht umkehrbar, wenn die deutsche Wirtschaftspolitik nicht so hartnäckig töricht wäre, bemerkt Andrew Smithers in einem Kommentar in FT heute.

Solange die von Berlin verordnete und von Brüssel unterstützte Politik der internen Abwertung („Deflationspolitik via Löhne“) fortgesetzt wird, bleibt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage gedämpft und die nachhaltige Erholung der Wirtschaft verzögert sich.

Bemerkenswert ist, wie borniert die Meinungselite in Europa an der Austeritätspolitik festhält, obwohl die harschen Massnahmen in der Praxis kläglich gescheitert sind.

Die Haushaltsdefizite im Euro-Raum sind gestiegen. Die Notenbankgeldmenge (monetary base) hat sich stark ausgeweitet. Trotzdem gibt es keine Inflation, die durch die Decke schiesst. Die Activist Austerians und die Goldbug Cranks müssen bitter enttäuscht sein, da sie seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 eigensinnig vor Risiken von easy money und Haushaltsdefizit warnen.

Und die EZB, die vor Politikern und Deutschen Angst hat, den geldpolitischen Kurs weiter zu lockern (z.B. durch QE, langfristige Repo-Geschäfte usw.) sieht nicht ein, wie folgenschwer Niedriginflation für die Eurozone sein könnte, wie Adam Posen heute in einem CNBC-Interview zusammenfassend hervorhebt.





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