In diesen Tagen macht ein neues Meme die Runde. Auf beiden Seiten des Atlantiks ist plötzlich von Lohnwachstum
die Rede. Eine Ungeheuer? Eine Bestie?
Der ehemalige SNB-Präsident Phillip Hildebrand spricht in diesem
Zusammenhang in einem Meinungsartikel in FT von Warnsignalen in den USA: Die
Stundenlöhne steigen wieder.
In Europa ist das jährliche Wachstum der Arbeitskosten in aller Munde, obwohl die beiden Hauptkomponenten
der Arbeitskosten (Löhne & Gehälter und Lohnnebenkosten) noch meilenweit
entfernt von dem Vorkrisenniveau sind.
Trotzdem schlägt die deutsche Wirtschaft Alarm: Die Arbeit verteuere sich. Die Export-Industrie fürchtet um ihre
Wettbewerbsfähigkeit.
Als ein nachhaltiges Problem deutet
Steven Rattner in NYTimes auf das Wachstum der Arbeitskosten in Frankreich und
Italien hin.
Zugleich wird der Eindruck
hinterlassen, wie wenn fallende Lohnstückkosten immer eine gute Sache wären.
Das ist natürlich nicht wahr. In der Praxis steigen die Lohnstückkosten in etwa
dem gleichen Aussmass wie die Inflation.
Lohnstückkosten im Euro-Raum, Graph: Prof. Paul Krugman
Ideal wäre, wenn die Löhne im Euro-Raum entsprechend dem nationalen Produktivitätswachstum
plus dem gemeinsamen Inflationsziel steigen würden, wie Heiner Flassbeck in seinen zahlreichen Schriften erläutert.
Tatsache ist, dass der Euro-Raum derzeit
kein übermässiges Wachstum der Arbeitskosten hat. Die Inflation ist zu niedrig.
Die EZB unterläuft ihren Zielwert um fast 100 Basispunkte, und zwar seit bereits
mehreren Monaten.
Die Lohnstückkosten in Frankreich
sind nur im Einklang mit dem europäischen Durchschnittswert angestiegen. In
Italien sind die Arbeitskosten stark gestiegen. Der Grund ist die
schreckliche Produktivitätsleistung, wie Paul
Krugman in seinem Blog bemerkt.
Das Land, das aus der Reihe tanzt
ist, Deutschland, wo die Lohnsstückkosten viel zu wenig gestiegen sind.
Frankreichs Arbeitskosten stellen kein Problem dar. Problem ist, dass die Löhne
in Deutschland zu niedrig sind (Lohn-Dumping).
Die Frage, die sich stellt ist,
ob die EZB fähig ist, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln, während
die nominalen Zinsen nahe null (zero
lower bound) verharren? Kann sie die Nachfrage wiederbeleben, kann sie auch
die Deflation und die Arbeitslosigkeit bekämpfen. Die EZB muss sich daher fragen,
wie Stimulus generiert werden kann, während die Wirtschaft in einer
Liquiditätsfalle steckt.
Lohnwachstum scheint irgendwie ein beliebtes Motiv der herrschenden Meinungselite unter Austerians zu sein.
Lohnwachstum scheint irgendwie ein beliebtes Motiv der herrschenden Meinungselite unter Austerians zu sein.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen