Es ist bekannt, dass die
Meinungselite den Standpunkt vertritt, dass die Einkommensungleichheit wirtschaftlich
kein Problem darstellt.
Der neoklassischen Theorie nach
sind es Umverteilungsmassnahmen, die auf dem Wachstum lasten.
Paul Krugman widerspricht dem liberalen Dogma und liefert dazu eine
bemerkenswerte Abbildung in seinem Blog: Die Great Gatsby Curve.
Die Kurve, die 2012 in einem Referat von Alan
Krueger vorgestellt wurde, zeigt die (positive) Beziehung zwischen der
Ungleichheit und der sozialen Unbeweglichkeit zwischen den Generationen auf.
Die Evidenz legt nahe, dass der
Wohlfahrtsstaat die soziale Mobilität erweitert,
dank den Kleinigkeiten wie Kinderhilfe für arme Familien zum Zwecke von
Ernährung und medizinischer Versorgung.
Und es gilt umgekehrt, dass, wenn
solche Programme fehlen oder unzureichend ausgestattet sind, die armen Menschen
sich in einer Falle vorfinden, wo kein Entkommen möglich ist, nicht weil es an
Anreizen mangelt, sondern weil es an Hilfsmitteln fehlt.
Die Grosse Gatsby Kurve, Graph: Prof. Paul Krugman
Die Länder mit geringer
Ungleichheit wie Dänemark, Norwegen und Finnland haben die höchste Mobilität,
während die Länder mit einem hohen Mass an Ungleichheit wie z.B. die USA und
Grossbritannien die niedrigste Mobilität aufweisen.
Der Anlass zu dieser
Stellungnahme von Krugman war der von Paul Ryan neulich präsentierte Armut-Bericht („The War on Poverty: 50 Years Later“).
Im Bericht werden einige Behauptungen
über die „Armutsfalle“ aufgestellt und zahlreiche
Forschungsarbeiten zitiert. Aber die zitierten Forschungen unterstützen Ryans Sicht
nicht. Der ganze Ansatz ist nämlich in einem tieferen Sinne falsch, wie Krugman
weiter bemerkt.
Ryan und Konservative behaupten
im Allgemeinen, dass sie sich um die Chancen kümmern, damit diejenigen, die
nicht im Wohlstand auf die Welt kommen, in der Gesellschaft auch aufsteigen
können.
Aber ihre Feindseligkeit
gegenüber dem Wohlfahrtsstaat begründen sie damit, dass die Chancen durch die Sozial-Programme
der öffentlichen Hand tatsächlich reduziert werden, was Im Endeffekt eine
Armut-Falle schaffe.
Ryan geht also davon aus, dass
mit Anreizen, die abgebaut werden, auch die soziale Mobilität abnehme. Der Vorsitzende
des Haushaltsausschusses (House Budget
Committee) will daher Medicaid und Lebensmittelgutscheine abschaffen.
Ryans Unterstellungen decken sich
aber mit der Evidenz nicht. Es gibt nämlich einige internationale Beweise, wonach
edelmütige Wohlfahrtsstaaten einen Anreiz-Effekt entfalten. Amerika hat z.B. bei
weitem das schwächste Sicherheitsnetz unter Industrieländern. Und dazu kommt,
dass die Armen in Amerika viel mehr arbeiten als ihre Kollegen im Ausland.
PS: Es gibt einer
Analyse von IWF nach (hat tip to Mark Thoma) “wenig Beweise für einen grossen Trade-off zwischen Umverteilung und
Wirtschaftswachstum“.
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