Mittwoch, 5. März 2014

Die Great Gatsby Kurve

Es ist bekannt, dass die Meinungselite den Standpunkt vertritt, dass die Einkommensungleichheit wirtschaftlich kein Problem darstellt.

Der neoklassischen Theorie nach sind es Umverteilungsmassnahmen, die auf dem Wachstum lasten.

Paul Krugman widerspricht dem liberalen Dogma und liefert dazu eine bemerkenswerte Abbildung in seinem Blog: Die Great Gatsby Curve.

Die Kurve, die 2012 in einem Referat von Alan Krueger vorgestellt wurde, zeigt die (positive) Beziehung zwischen der Ungleichheit und der sozialen Unbeweglichkeit zwischen den Generationen auf.

Die Evidenz legt nahe, dass der Wohlfahrtsstaat die soziale Mobilität erweitert, dank den Kleinigkeiten wie Kinderhilfe für arme Familien zum Zwecke von Ernährung und medizinischer Versorgung.

Und es gilt umgekehrt, dass, wenn solche Programme fehlen oder unzureichend ausgestattet sind, die armen Menschen sich in einer Falle vorfinden, wo kein Entkommen möglich ist, nicht weil es an Anreizen mangelt, sondern weil es an Hilfsmitteln fehlt.



Die Grosse Gatsby Kurve, Graph: Prof. Paul Krugman

Die Länder mit geringer Ungleichheit wie Dänemark, Norwegen und Finnland haben die höchste Mobilität, während die Länder mit einem hohen Mass an Ungleichheit wie z.B. die USA und Grossbritannien die niedrigste Mobilität aufweisen.


Der Anlass zu dieser Stellungnahme von Krugman war der von Paul Ryan neulich präsentierte Armut-Bericht („The War on Poverty: 50 Years Later“).

Im Bericht werden einige Behauptungen über die „Armutsfalle“ aufgestellt und  zahlreiche Forschungsarbeiten zitiert. Aber die zitierten Forschungen unterstützen Ryans Sicht nicht. Der ganze Ansatz ist nämlich in einem tieferen Sinne falsch, wie Krugman weiter bemerkt.

Ryan und Konservative behaupten im Allgemeinen, dass sie sich um die Chancen kümmern, damit diejenigen, die nicht im Wohlstand auf die Welt kommen, in der Gesellschaft auch aufsteigen können.

Aber ihre Feindseligkeit gegenüber dem Wohlfahrtsstaat begründen sie damit, dass die Chancen durch die Sozial-Programme der öffentlichen Hand tatsächlich reduziert werden, was Im Endeffekt eine Armut-Falle schaffe.

Ryan geht also davon aus, dass mit Anreizen, die abgebaut werden, auch die soziale Mobilität abnehme. Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses (House Budget Committee) will daher Medicaid und Lebensmittelgutscheine abschaffen.

Ryans Unterstellungen decken sich aber mit der Evidenz nicht. Es gibt nämlich einige internationale Beweise, wonach edelmütige Wohlfahrtsstaaten einen Anreiz-Effekt entfalten. Amerika hat z.B. bei weitem das schwächste Sicherheitsnetz unter Industrieländern. Und dazu kommt, dass die Armen in Amerika viel mehr arbeiten als ihre Kollegen im Ausland.

PS: Es gibt einer Analyse von IWF nach (hat tip to Mark Thoma)  “wenig Beweise für einen grossen Trade-off zwischen Umverteilung und Wirtschaftswachstum“. 





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