Die Heuchelei ist der Preis, den
das Laster für die Tugend zahlt, schreibt Paul
Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („The Hammock Fallacy“) am Freitag in NYTimes.
Wenn man das aktuelle Gerangel
der Republikaner betrachtet, wie tief sie angeblich besorgt um die armen
Menschen in Amerika sind, ist es ein gutes Zeichen für eine positive
Veränderung in sozialen Normen: Goodbye höhnische 47% und Hello gefälschtes
Mitgefühl.
Der grosse neue Armut-Bericht des
Haushaltsausschusses unter der Leitung von Paul Ryan bietet zustäzliche Anlässe
für Optimismus. Ryan hat sich bislang gewöhnlich auf „Stipendien“ aus Orten wie
Heritage Foundation gestützt. Nun
zitiert er eine Menge aktuelle sozialwissenschaftliche Forschung.
Die Forschung , die er präsentiert,
unterstützt aber seine Behauptungen nicht. Was noch wichtiger ist, ist die
Tatsache, dass seine Prämisse, warum Armut bestehen bleibt, nachweislich falsch
ist, erklärt Krugman.
Um zu verstehen, wo der neue
Bericht herkommt, sei in Erinnerung gerufen, was Ryan vor zwei Jahren sagte:
„Wir wollen nicht, dass das
soziale Sicherheitsnetz zu einer Hängematte wird, wo nicht-behinderte Menschen
in Abhängigkeit und Selbstgefälligkeit leben, was für sie die Anreize und den
Willen verkleinert, aus ihrem Leben das Beste zu machen“.
Vergütung der Arbeitnehmer und
Unternehmensgewinne, Graph: Prof. Paul Krugman
Was sagt eigentlich die
wissenschaftliche Forschung über die Armutsbekämpfung aus? Ryan will uns
glauben machen, dass die durch das soziale Netz geschaffene „Hängematte“ der
Grund sei, dass so viele Amerikaner in Armut gefangen bleiben. Die Evidenz lässt aber eine solche Schlussfolgerung nicht
zu.
Nach allem, wenn grosszügige
Sozialhilfe die Armut verewige, sollten die USA im Westen in Sachen soziale
Mobilität führend sein. Das ist aber nicht der Fall: Tatsächlich gibt es in
Amerika weniger soziale Mobilität. Amerika behandelt die Armen in der Tat weit
härter als andere reiche Länder und veranlasst, dass sie länger arbeiten.
Und es ist kein Rätsel, warum: Es
ist für junge Menschen schwer, weiter zu kommen und aufzusteigen, wenn sie
schlecht ernährt sind, medizinisch unzureichend versorgt werden und einen
mangelnden Zugang zu guter Bildung haben. Die Armutsbekämpfung-Programme tun in
der Tat viel dafür, um Menschen zum Aufstieg zu helfen.
Beispielsweise waren Amerikaner,
die Zugang zu Lebensmittelmarken hatten, gesünder und produktiver. Aber es wird heute nicht
genug getan, unterstreicht Krugman weiter. Der Grund, warum so viele Amerikaner
in Armut gefangen bleiben, ist nicht, dass der Staat armen Menschen zu viel
hilft, sondern dass der Staat zu wenig Hilfe gewährt.
Das bringt uns wieder die am
Anfang der Kolumne dargestellte Heuchelei zurück: Es ist laut Krugman eine Art
schön, zu sehen, wie die Leute wie Ryan zumindest über die Notwendigkeit reden,
armen Menschen zu helfen. Aber ihre Vorstellung von Hilfe für die Armen
beinhaltet Kürzung der Sozialhilfe und Senkung der Steuersätze für die Reichen.
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