Freitag, 7. März 2014

Armutsbekämpfung in Amerika mit Makel und Arroganz

Die Heuchelei ist der Preis, den das Laster für die Tugend zahlt, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („The Hammock Fallacy“) am Freitag in NYTimes.

Wenn man das aktuelle Gerangel der Republikaner betrachtet, wie tief sie angeblich besorgt um die armen Menschen in Amerika sind, ist es ein gutes Zeichen für eine positive Veränderung in sozialen Normen: Goodbye höhnische 47% und Hello gefälschtes Mitgefühl.

Der grosse neue Armut-Bericht des Haushaltsausschusses unter der Leitung von Paul Ryan bietet zustäzliche Anlässe für Optimismus. Ryan hat sich bislang gewöhnlich auf „Stipendien“ aus Orten wie Heritage Foundation gestützt. Nun zitiert er eine Menge aktuelle sozialwissenschaftliche Forschung.

Die Forschung , die er präsentiert, unterstützt aber seine Behauptungen nicht. Was noch wichtiger ist, ist die Tatsache, dass seine Prämisse, warum Armut bestehen bleibt, nachweislich falsch ist, erklärt Krugman.

Um zu verstehen, wo der neue Bericht herkommt, sei in Erinnerung gerufen, was Ryan vor zwei Jahren sagte:

„Wir wollen nicht, dass das soziale Sicherheitsnetz zu einer Hängematte wird, wo nicht-behinderte Menschen in Abhängigkeit und Selbstgefälligkeit leben, was für sie die Anreize und den Willen verkleinert, aus ihrem Leben das Beste zu machen“.



Vergütung der Arbeitnehmer und Unternehmensgewinne, Graph: Prof. Paul Krugman

Was sagt eigentlich die wissenschaftliche Forschung über die Armutsbekämpfung aus? Ryan will uns glauben machen, dass die durch das soziale Netz geschaffene „Hängematte“ der Grund sei, dass so viele Amerikaner in Armut gefangen bleiben. Die Evidenz  lässt aber eine solche Schlussfolgerung nicht zu.

Nach allem, wenn grosszügige Sozialhilfe die Armut verewige, sollten die USA im Westen in Sachen soziale Mobilität führend sein. Das ist aber nicht der Fall: Tatsächlich gibt es in Amerika weniger soziale Mobilität. Amerika behandelt die Armen in der Tat weit härter als andere reiche Länder und veranlasst, dass sie länger arbeiten.

Und es ist kein Rätsel, warum: Es ist für junge Menschen schwer, weiter zu kommen und aufzusteigen, wenn sie schlecht ernährt sind, medizinisch unzureichend versorgt werden und einen mangelnden Zugang zu guter Bildung haben. Die Armutsbekämpfung-Programme tun in der Tat viel dafür, um Menschen zum Aufstieg zu helfen.

Beispielsweise waren Amerikaner, die Zugang zu Lebensmittelmarken hatten, gesünder und produktiver. Aber es wird heute nicht genug getan, unterstreicht Krugman weiter. Der Grund, warum so viele Amerikaner in Armut gefangen bleiben, ist nicht, dass der Staat armen Menschen zu viel hilft, sondern dass der Staat zu wenig Hilfe gewährt.

Das bringt uns wieder die am Anfang der Kolumne dargestellte Heuchelei zurück: Es ist laut Krugman eine Art schön, zu sehen, wie die Leute wie Ryan zumindest über die Notwendigkeit reden, armen Menschen zu helfen. Aber ihre Vorstellung von Hilfe für die Armen beinhaltet Kürzung der Sozialhilfe und Senkung der Steuersätze für die Reichen.


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