Kann eine Frau die Fed leiten? Das sollte nicht einmal eine Frage sein, bemerkt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne (“Sex, Money and Gravitas”) am Freitag in NYTimes zum Thema des Nachfolgers von Ben Bernanke um den Vorsitz der US-Notenbank.
Janet Yellen, die
stellvertretende Vorsitzende des Board of Governors der Fed ist gemessen an jedem
objektiven Massstab die am besten qualifizierte Person in Amerika, um das Amt
zu übernehmen, hält der Träger des Wirtschaftsnobelpreises fest. Doch gibt es
nicht eine, sondern zwei sexistische Kampagnen, die gegen Frau Yellen laufen.
Eine davon ist Geflüster- Kampagne, wo Sexismus implizit ist, während die
andere rohe Frauenfeindlichkeit beinhaltet, erklärt Krugman. Und beide
Kampagnen schaffen es, Sexismus mit einer schlechten Wirtschaftsanalyse zu
kombinieren.
Die New York Sun hat mit der Veröffentlichung eines Leitartikels gegen
Frau Yellen letzte Woche eine offene Kampagne gestartet: Der Titel lautet: „The Female Dollar“. Der Artikel hält es für selbstverständlich, dass die Fed
eine katastrophale inflationäre Geldpolitik betreibt, auch wenn die Inflation
tatsächlich auf einem 50-Jahre-Tief ist. Und der Artikel warnt, dass es schlimmer kommen würde, wenn
der Dollar bloss „gender-backed“ wäre.
Die Sun ist zwar eine marginale Publikation,
mit starken Gold-bug-Tendenzen. Aber niemand würde viel Aufmerksamkeit schenken,
wenn der Rest der Rechte es ignorieren oder sich davon distanzieren würde. In
der Tat ist es aber so, dass Wall Street
Journal sofort mit einem eigenen Leitartikel aufkam, die gleiche Richtung von Sun wiederholend, mit „Female
Dollar“ und so weiter.
Die andere Kampagne gegen Frau
Yellen ist subtiler, wo wiederholte Vorstellungen vorgetragen werden, dass Yellen „Seriosität“
(gravitas) fehle, die Fed zu leiten
usw. Was heisst das? Angenommen, wir würden über einen Mann reden, und zwar mit
den Eigenschaften von Frau Yellen: ausgezeichnete akademische Forschung, Leiterin des Council of
Economic Advisers, 6 Jahre Präsidentin der Fed von San Francisco, ein
Leistungsnachweis mit Kollegen am Board of Governors. Würde jemand behaupten,
dass ein Mann mit diesen Kernkompetenzen für das Amt unqualifiziert wäre?
Es ist schwer, nicht zum Schluss
zu kommen, dass „gravitas“ sich in diesem Zusammenhang vor allem auf den Besitz
von Y-Chromosom bezieht, legt Krugman dar. Beide Anti-Yellen-Kampagnen
beinhalten unverwechselbar Sexismus und sollten daher verurteilt werden. Beide
Kampagnen haben jedoch ein anderes Problem: sie beruhen auf schlechte Wirtschaftsanalyse.
Ist Janet Yellen jetzt die einzig
mögliche Kandidatin um das Amt des Fed-Vorsitzenden? Natürlich nicht,
unterstreicht Krugman. Aber es bedarf sachlicher Begründung, um einen anderen
Kandidaten zu präsentieren. Das ist bisher nicht der Fall gewesen.
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