Roger Farmer befasst sich in einer neuen Forschungsarbeit
(„The Natural Rate Hypothesis: An idea
past its sell-by date“) mit dem Thema “natürliche Arbeitslosigkeit“
(genannt NAIRU). Mit der „non-acceleration inflation rate of
unemployment“ ist die nicht konjunkturbedingte Arbeitslosigkeit gemeint.
Zentralbanken auf der ganzen Welt
sagen Inflation anhand von new-Keynesian Modells voraus, wo die
Arbeitslosenquote nach einem Schock wieder auf ihr „natürliche Rate“
bezeichnetes Niveau zurückkehrt. Das ist
die Annahme, die Natural Rate Hypothesis
(NRH) genannt wird, schreibt der an
der University of California Los Angeles
(UCLA) lehrende Wirtschaftsprofessor in seiner Studie.
Die NRH hält nicht stand, was die
Daten betrifft. Und er stelle daher ein alternatives Paradigma vor, wo erklärt
werde, warum das so ist, legt Farmer weiter dar. Er ersetze die NRH mit der Annahme, dass die animal spirits der Investoren eine
Grundlage der Wirtschaft sind.
In seinem Modell zeige Farmer
ferner, wie diese Idee durch den Bau eines empirischen Modells
operationalisiert werde, was die neue keynesianische Phillips-Kurve an Leistung
übertreffe. Farmer baut m.a.W. animal spirits in einem Modell mit einem neuen Fundament, welches er die
„belief function“ nennt.
Hier ist der offene Brief, den Farmer an Paul Krugman geschrieben hat. Und hier ist die Antwort, die Krugman darauf gegeben hat.
Farmer schreibt in diesem Brief
ziemlich impulsiv, dass Keynes genauso wie Milton Friedman und Friedrich Hayek
nicht immer Recht hatte. Beim Keynesianismus gehe es nicht um „nach unten
starre Löhne“ (sticy wages and prices).
Es hat mit der Unfähigkeit der Marktwirtschaft zu tun, ein pareto-effizientes
steady-state-Gleichgewicht zu koordinieren, so Farmer.
Das alles sollte Krugman
eigentlich wissen, da Farmer beobachte, dass Krugman in seiner Kolumne in
NYTimes immer auf die Themen zurückgreife, die Farmer ein paar Tage davor in
seinem Blog behandelt habe. Das sei aber vielleicht ein „Zufall-Fee“ (coincidence fairy), mit einer ironischen
Anspielung an die von Krugman geschaffene Wortschöpfung confidence fairy.
Krugman hat in seinem Blog später dazu Stellung genommen: Er werde beschuldigt, von Farmer abzuschreiben.
Die Wahrheit sei eigentlich noch trauriger. Er lese nicht einmal, was Farmer
schreibe, so Krugman. Er habe es ein paar mal versucht. Aber er habe
herausgefunden, dass es sehr schwer zugänglich sei, was Farmer verfasse. So
ergehe es auch anderen Ökonomen, mit den Krugman sich unterhalten habe.
Er möchte nicht sagen, dass es
nichts sei. Es kann gut sein, dass vielleicht etwas Tiefsinniges dahinter
stecke. Aber weder Krugman noch die meisten Ökonomen verstehen die rätselhaften
Beiträge von Farmer. Es sei denn, es gibt einen Machbarkeitsnachweis (proof of concept), eine einfache und
wirksame Zusammenfassung, was darauf hindeutet, dass sich die Bemühungen lohnen:
„Wenn du mir nicht einen 3-minutigen Trailer aus deinem 2-stündigen Film
präsentierst, dann sehe ich mir deinen Film nicht an“.
Krugman betont am Schluss, dass
es bekannt sei, dass Keynes‘ „General
Theory“ ein schwieriges Buch ist. Aber das Werk beginnt mit drei funkelnden
Kapiteln, d.h. eine Art Buch im Buch, welches dem Leser einen guten Sinn dafür
gibt, worum es in diesem Buch geht und worauf es ankommt.
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