Dienstag, 13. August 2013

Erinnerungen an eine Bank-Rettung in der Schweiz

Die milliardenschwere UBS-Rettung durch die öffentliche Hand war 2008 heftig umstritten. Nun meldet die SNB einen Semerstergewinn von 830 Mio. CHF aus der beispiellosen Hilfsaktion. Ist es ein Grund zum Jubeln?

Was heute festzuhalten, ist, dass es eine Wette war, die die SNB damals auf die Beruhigung der Märkte abgeschlossen hat. Die Politiker aus dem rechten Lager hatten bis kurz vor der Ankündigung des Rettungspakets mit geschwollener Brust öffentlich verkündet, dass die Schweiz im Unterschied zur EU und den USA keine staatlichen Rettungsmassnahmen brauche.

Dank dem Einschreiten der öffentlichen Hand hat die UBS illiquide Wertschriften im Wert von rund 46 Mrd. CHF an eine von der SNB gegründete Zweckgesellschaft auslagern können. Die SNB hat der Zweckgesellschaft (später Stabilierungsfonds genannt) ein Darlehen in Höhe von 54 Mrd. USD gewährt. Seit 2008 erzielt die SNB Zinseinnahmen für dieses Darlehen. Die Bewertung der illiquiden Papiere war für die SNB jedoch von Anfang an wie die Büchse der Pandora.

Die UBS war mit zu wenig Eigenkapital ausgestattet. Dennoch hat die Grossbank von vorneherein auf der Aktiv-Seite der Bilanz angesetzt. Das Management der Bank ging nämlich davon aus, dass es sich dabei um ein Problem der Unterbewertung handelt. Das heisst, dass die Bank mit illiquiden und problembehafteten Vermögenswerten (assets) zu tun hätte.



UBS-Rettung Transaktionsdetails, Graph: UBS

Die Credit Suisse hingegen sah keinen Anlass, irgendwelche toxische Wertpapiere an die Zweckgesellschaft zu liefern. Die andere Schweizer Grossbank hat auf der Passiv-Seite der Bilanz angesetzt. Weil das Management der Bank die Tatsache sofort anerkannt hat, dass es sich dabei um ein Problem der Unterkapitalisierung handelt.

Wenn der Staat dazu übergeht, einer in eine extreme Schieflage geratenen Bank illiquide Papiere abzukaufen, wobei nicht unerwähnt bleiben kann, dass am Kaufpreis sich die Geister scheiden, ändert sich auf der Passiv-Seite der Bank-Bilanz so gut wie gar nichts. Die Bilanzsumme verkleinert sich zwar, weil Wertschriften verkauft (oder irgendwie ausgelagert) werden. Aber die Eigenkapital-Basis wird dadurch nicht gestärkt.

Die CS Group hat damals richtig gehandelt und sich am Markt unmittelbar Kapital (aus dem Ausland) beschaffen. Die Kernkapitalquote der Bank stieg damit auf Anhieb um mehr als 31%. Anat Admati vertritt in ihrem mit Martin Hellwig verfassten Buch („The Bankers‘ New Cloth“) die Meinung, dass das Eigenkapitalpolster der Banken 20 bis 30% der Bilanzsumme ausmachen soll.

Fazit: Es ist hat mit Unterbewertung nichts zu tun. Es waren übermässig verschuldete (leverage) und unterkapitalisierte Finanzhäuser im Privatsektor (*), die die Krise verursacht haben. Da der Prozess des Schuldenabbaus (deleveraging) anhält, bleibt die Erholung der Wirtschaft träge. Es ist daher abwegig, von einer „politischen Unsicherheit“ als Ursache für die schleppende Entwicklung der Konjunktur (auf beiden Seiten des Atlantiks) zu reden.

PS: (*) Es ist irreführend, die Euro-Krise als „Staatsschuldenkrise“ zu beschreiben.

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