Welche Kosten löst Austerität aus? Ein Makroökonom würde darauf in Form einer weiteren Frage antworten: um viel wäre die Wirtschaftsleistung (d.h. das BIP) ohne Austerität höher gewesen? Das heisst im Grunde genommen nichts anderes als Output-Verlust pro Haushalte.
Simon Wren-Lewis liefert in seinem Blog dazu konkrete Zahlen. Es gibt aber Ökonomen, die die Meinung vertreten, dass die wahren
Kosten der Austerität dadurch überschätzt werde, weil der Vorteil der
zusätzlichen Freizeit, die die Menschen ohne Arbeit geniessen, nicht
mitberücksichtigt werde. Das ist natürlich Unsinn. Weil der Rückgang des BIP
mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit einhergeht. Und die steigende
Arbeitslosigkeit richtet mehr Schaden an, als die Menge an Gütern, die die
arbeitslosen Menschen sonst vielleicht hergestellt hätten.
David Stuckler und Sanjay
Basu überprüfen in ihrem gemeinsam verfassten, lesenswerten Buch („The Body Economics: Why Austerity Kills“) die Auswirkungen der Austeritätspolitik
auf die Gesundheit der Menschen.
Stuckler, Oxford und Basu, Stanford
betrachten die Beziehung zwischen Rezessionen und insbesondere
Austeritätsmassnahmen in Bezug auf die Gesundheit, einschliesslich der Todesfälle.
Die Beispiele sind vielfältig: Die Verbesserungen der Bekämpfung der Kindersterblichkeit
und Abbau von Tuberkulose sowie Keuchhusten in den 1930er Jahren waren beispielsweise
auf den von Roosevelt vorgestellten New Deal zurückzuführen. Ein aktuelles
Beispiel ist das Wiedererscheinen von HIV und Malaria in Griechenland in Folge der austeritätspolitisch bedingten Kürzungen
im Gesundheitswesen.
Verlauf des realen BIP in Grossbritannien mit
und ohne Austerität, Graph: Prof.
Alan Taylor in: „When is the time for
austerity?“, voxeu, July 20, 2013
Natürlich ist hier von besonderen
Formen der fiskalpolitischen Straffung die Rede, wie Wren-Lewis hervorhebt.
Aber die harschen Austeritätsmassnahmen treffen im Allgemeinen die ohnehin
gefährdeten Armen eher als die Reichen.
Stuckler sagt, dass es sich dabei um massive unkontrollierte Experimente mit ganzen
Bevölkerungsgruppen handelt: „Wäre die Austerität so organisiert wie ein
Arzneimitteltest gewesen, mit einem Ethik-Ausschuss, wäre sie angesichts der
tödlichen Nebenwirkungen und des Fehlschlags der angeblichen wirtschaftlichen
Vorteile nicht fortgesetzt worden“.
1 Kommentar:
Die Brüsseler Spezialexperten äußern sich auch dazu:
"Die externen Fundamentaldaten der Eurozonen-Peripherie verbessern sich derzeit rasch. In dieser Hinsicht hat die Austeritätspolitik genau das bewirkt, wozu sie bestimmt war."
Aus: http://www.fuw.ch/article/hat-die-austeritatspolitik-in-europa-versagt/
Das größte Problem der Ökonomenzunft ist der 100%ige Dogmatismus.
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