Montag, 12. August 2013

Warum Milton Friedman im konservativen Diskurs nicht mehr vorhanden ist

Senator Rand Paul hat kürzlich in einem Interview mit Bloomberg-Businessweek gesagt, dass Amerika jedes Jahr ein Haushaltsdefizit in Höhe von 1‘000 Mrd. $ einfährt. Falsch! Das vorhergesagte Defizit beläuft sich auf 642 Mrd. $ für 2013. Und es sinkt eigentlich.

Der potenzielle Präsidentschaftskandidat und selbst ernannte Experte für geldpolitische Fragen hat er im Interview gar nicht gut ausgesehen. Auf die Frage, wen er im Idealfall für den Vorsitzenden der Fed wählen würde, antwortete Paul: Milton Friedman: „Er ist kein Austrian, aber er wäre besser als das, was wir sonst haben“. Was Paul vergessen zu haben, schien, ist die Tatsache, dass Friedman 101 alt gewesen wäre, wenn er noch im Leben gewesen wäre.

Wie sieht aber Friedmans Rolle als Symbol des freien Marktes aus? Die Antwort auf diese Frage sagt viel darüber aus, was mit dem modernen Konservatismus geschehen ist, bemerkt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne (“Milton Friedman, Unperson”) am Montag in NYTimes.

Friedman als den ultimativen Avatar der konservativen Wirtschaftspolitik ist im Wesentlichen aus dem Diskurs der Rechten verschwunden, erklärt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises  (2008). Wie konnte das passieren? Friedman, wie es sich herausstellt, war zu nuanciert und realistisch als eine Figur für die moderne Rechte, welche heute keine Nuancen macht und Realität zurückweist, mit einem bekannten liberal-bias.

Denkt man über Friedman nach, ist festzustellen, dass er der Mann war, der versucht hat, die Ideologie des freien Marktes vor sich selbst zu retten, durch die Lieferung von Antworten auf die naheliegende Frage: „Wenn freie Märkte so grossartig sind, wie kommt es, dass wir Depressionen haben?“.

Bis er aber so weit kam, war die Antwort der meisten konservativen Ökonomen im Grunde genommen so, dass die Depressionen eine notwendige Funktion erfüllen und daher anhalten sollten. Das war zum Beispiel Standpunkt von Hayek. Siehe liquidationist school.

Friedman gab jedoch eine andere Antwort: Er war bereit, etwas nachzugeben und einzuräumen, dass staatliche Massnahmen in der Tat notwendig seien, Depressionen zu verhindern. Aber die erforderlichen Massnahmen durch den Staat waren von einer sehr engen Art und Weise, beharrte Friedman darauf: alles, was man brauchte, war eine angemessen aktive US-Notenbank, ohne die Notwendigkeit für neue staatliche Programme, wenn die Fed nur so handeln würde, um fehlschlagende Banken zu retten und genügend Liquidität in das Banken-System zu pumpen, um einen starken Rückgang der Geldmenge zu verhindern.

Das war laut Krugman ein Schritt in Richtung Realismus, obwohl es im Lichte der jüngsten Erfahrung falsch aussieht. Aber Realismus hat keinen Platz in der heutigen Republikanischen Partei. Sowohl Paul als auch Ryan haben Ben Bernanke wütend angegriffen, wie die Fed auf die Finanzkrise von 2008 reagiert hat, obwohl die Fed genau das getan hat, was Friedman gesagt hatte, was die Fed hätte in den 1930er Jahren tun sollen.

Nun will Krugman Friedman nicht auf ein Podest stellen. In der Tat argumentiert der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor, dass die Erfahrung der vergangenen 15 Jahre, zunächst in Japan, und nun in der westlichen Welt, zeigen, dass Keynes Recht hatte und Friedman sich in Bezug auf die Fähigkeit der Geldpolitik ohne Unterstützung, die Depression zu bekämpfen, irrte. Die Wahrheit ist, dass wir eine mehr aktivistische Regierung benötigen als Friedman bereit war, zu dulden.

Der Punkt ist jedoch, dass der moderne Konservatismus sich so weit nach rechts bewegt hat, dass es nicht mehr Spielraum für kleine Zugeständnisse in Sachen Wirklichkeit gibt. Friedman hat versucht, den freien Markt-Konservatismus vor sich selbst zu retten. Aber die Ideologen, die heute die GOP dominieren, sind nicht mehr zu retten, hält Krugman als Fazit fest.

Keine Kommentare: