Wir alle wissen, wie Demokratie funktionieren soll, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Moment of Truthiness“) am Freitag in NYTimes.
Politiker führen Kampagnen über
Themen und eine informierte Öffentlichkeit soll auf der Grundlage dieser Themen
die Stimme abgeben, unter Berücksichtung der wahrgenommenen Charakter und
Kompetenz der Politiker.
Wir alle wissen, dass die
Realität hinter dem Ideal zurückbleibt, fügt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor hinzu. Wähler
sind oft fehlinformiert und Politiker sind nicht verlässlich wahrhaftig.
Dennoch stellen wir uns gern vor, dass die Wähler am Ende im Allgemeinen Recht
behalten und dass die Politiker dafür zur Verantwortung gezogen werden, was sie
tun. Ist unser politisches System aber durch Falschinformation und
Desinformation so herabgesetzt, dass es nicht mehr funktionieren kann?
Nun betrachten wir den Fall
Haushaltsdefizit. Hal Varian, der
Chefökonom von Google hat sich bereitgestellt, eine Verbraucherbefragung durch Google laufen zu lassen, ob das Defizit seit Januar
2010 angestiegen oder abgefallen ist. Eine Mehrheit derjenigen, die an der
Umfrage teilgenommen hat, sagte, dass das Defizit gestiegen sei. Nur 12% haben
korrekt geantwortet, dass das Haushaltsdefizit gesunken ist.
Will Krugman damit sagen, dass die Wähler dumm sind? Nein,überhaupt nicht. Menschen haben ein Leben, Jobs,
Kinder zu erziehen usw. Sie verlassen sich darauf, was sie von Autoritätspersonen
mitbekommen. Das Problem ist, dass das Meiste, was sie hören, irreführend ist,
wenn nicht gar falsch, unterstreicht der Träger des Wirtschaftsnobelpreises
(2008).
Google Umfrage: „Was denken Sie, wie das Haushaltsdefizit der öffentlichen Hand sich
seit Januar 2010 jährlich verändert hat?“, Graph:
Google
Die gänzlichen Unwahrheiten sind,
man dürfte nicht überrascht sein, eher politisch motiviert. Immerhin haben
Republikaner früher eine Menge politische Unordnung über ein angeblich ausser
Kontrolle geratenes Haushaltsdefizit via Obama-Regierung angerichtet. Und sie behalten
die gleiche Rhetorik bei, auch wenn das Defizit nun abstürzt. Wie Stephen
Colbert es formuliert, mag die Behauptung über ein ausser Kontrolle geratenes
Defizit nicht wahr (truth) sein, aber
sie beanspruchen die „Wahrhaftigkeit“ („truthiness“)
für sich, worauf es ankommt.
US-Haushaltsdefizit im Verhältnis
zum BIP (Wirtschaftsleistung), Graph:
Prof. Paul Krugman
Gibt es dennoch nicht eine Art
Schiedsrichter für solche Sachen, eine vertrauenswürdige Behörde, die die
Liferanten von Lügen zur Rede stellt? Früher habe Krugman daran geglaubt. Aber
in diesen Tage ist Partisan-Spaltung sehr tief. Und selbst diejenigen, die versuchen,
den Schiedsrichter zu spielen, scheinen, Angst zu haben, Unwahrheiten
auszurufen.
Alles zusammengenommen ist es ein
entmutigendes Bild, legt Krugman dar. Wir haben eine schlecht informierte und
fehlgeleitete Wählerschaft. Politiker, die die Fehlinformationen fröhlich vermehren.
Und die Aufpasser fürchten sich, zu bellen.
Was sollen wir tun? Pochen Sie
auf der Wahrheit weiter. Und hoffen Sie, dass es durchbricht. Es ist aber
schwer, nicht zu fragen, wie das System funktionieren soll, hält Krugman als
Fazit fest.
1 Kommentar:
Also, das mit Excel kann der Krugman aber auch nicht so besonders....drei (!) Nachkommastellen wo gar keine benötigt werden...
Der sollte sich mal nicht so an Rogoff/Reinhardt abarbeiten :)
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