Es ist bemerkenswert, dass die Stabilität der Finanzbranche fünf Jahre nach der Krise genauso schwer festzulegen ist wie zuvor, schreibt Adam Davidson in einem lesenswerten Artikel („Did we waste a financial crisis?“) in NYTimes Magazin.
Eine grosse Bank (oder
Finanzinstitut) könnte jede einzelne regulatorische Anforderung erfüllen.
Dennoch ist sie der Gefahr ausgesetzt, zusammenzubrechen. Und nur wenige von
uns wissen etwas davon.
Trotz endlosen Forderungen nach
einem Wandel, beklagen sich Ökonomen, mit denen sich Davidson unterhalten hat,
dass die Berichte, die die Banken über ihre Finanzen vorlegen, nutzlos sind: Das
weitläufige Dodd-Frank-Gesetz von 2010 hat bislang keine Abhilfe geschaffen.
Die Meinungen unter Ökonomen
gehen diametral auseinander. Die rechten Volkswirte beschuldigen die Linke, die
Banken zu fesseln und den Wohlstand zu untergraben. Die linken Volkswirte argumentieren,
dass die relativ lasche Regulierung, die die Rechte unterstützt, zu einer
korrupten Oligarchie führt. Es gibt aber laut Davidson trotzdem einen Konsens
über eine der wichtigen Fragen. Eine grosse Mehrheit (ob links oder rechts)
befürwortet nämlich höhere Eigenkapitalanforderungen. Das heisst, dass Banken
nicht erlaubt werden soll, so viel Fremdkapital aufzunehmen.
Anat Admati, Stanford University vertritt die Ansicht, dass die
Banken ihre Finanzen verdrehen. Charles
Calomiris, Columbia University setzt sich für die Banken ein. Unabhängig davon sind sich die zitierten
Uni-Professoren darin einig, dass die Vorschriften der Regulierung zu
verwirrend sind und die Öffentlichkeit irregeführt wird.
Es ist nicht einmal möglich, die
Capital Adequacy Ratio (CAR) angemessen zu beobachten. Es handelt sich dabei um eine Kennzahl, die das
Kernkapital einer Bank in Prozent der risikogewichteten Aktiva messen soll.
Das Problem ist jedoch, was
sowohl Admati als auch Calomiris betonen, dass die Regeln den Banken die freie Hand
geben, mit der Verwendung von komplexen Formeln den eigenen Verschuldungsgrad (leverage ratio) selber zu bestimmen, und
zwar beruhend auf unterschiedliche Definitionen von Eigenkapital und
Fremdkapital. Wenn das Ganze selbst für Uni-Professoren als Experte verwirrend
ist, was macht es für den Rest von uns einen Sinn, fragt Davidson zurück.
Zahlreiche Ökonomen treten dafür
ein, das aktuelle System durch etwas Einfaches zu ersetzen. Die Regulatoren
sollen das Eigenkapital eng, und das Fremdkapital breit definieren. Admati ist der Ansicht, dass das Eigenkapitalpolster 20 bis 30% der Bilanzsumme einer Bank ausmachen soll.
Experten, die nicht auf der
Gehaltliste der Banken stehen, favorisieren starke und einfache Regulierung für
die Banken. In der Finanzwelt ist es aber so, dass die Komplexität oft Gewinn
bedeutet. Die Einfachheit als Kennzeichen für Vertrauen ist zwar gut für die
Wirtschaft, aber lausig für die Wall Street Boni, lautet das Fazit des Autors.
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