Mittwoch, 21. August 2013

Die Grosse Rezession ist keine Moralität

Warum ist die Austerian Doktrin so attraktiv für Very Serious People (VSP)? Selbst junge Ökonomen wollen heute Staatsausgaben trotz der Massenarbeitslosigkeit senken. „Neuverschuldung wäre fahrlässig“, behaupten sie lässig aus der Uni-Bibliothek heraus, obwohl die nominalen Zinsen nahe null liegen (zero lower bound), wo der Staat praktisch zum Nulltarif Kredit aufnehmen kann. Soll man aber stattdessen zuschauen, wie 26,5 Millionen arbeitslose Frauen und Männer in Europa weiter leiden?

A propos Leid: Die Anhänger der „liquidationistischen“ Schule wie Schumpeter und Hayek fanden, dass es gut und natürlich ist, in einer Depression zu leiden. Nichts sollte unternommen werden, die Schmerzen zu lindern.

Ganz in diesem Sinne hat Raghuram Rajan vor drei Jahren in einem wunderlichen Artikel („Bernanke must end era of ultra-low rates“) in FT angebotspolitische Massnahmen empfohlen. Denn seiner Ansicht kann die Krise nicht durch die Wiederbelebung der Nachfrage gelöst werden. Der an der University lof Chicago, Booth School of Business lehrende Wirtschaftsprofessor hat die Fed bereits deshalb vor drei Jahren aufgefordert, die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik zu beenden.

Die Austerians wollen, dass die Fiskalpolitik sich eher auf das Haushaltsdefizit konzentriert als auf die Schaffung von Arbeitsplätzen. Und die Geldpolitik soll auch das geringste Anzeichen von Inflation zum Anlass nehmen, um die Zinsen sofort zu erhöhen, auch wenn die hohe Arbeitslosigkeit anhält.


Das historische Zitat „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen“ bringt die Verbohrtheit und die Weltfremdheit der heutigen „Meinungselite“ perfekt zum Ausdruck.

Etwas mehr Inflation würde heute die Last der Krise erleichtern, während die niedrigen Zinsen helfen, Arbeitsplätze zu schaffen. Die fiskal- und geldpolitischen Massnahmen stehen aber offenbar im Widerspruch zum Interessen der Geldgeber, obwohl es offensichtlich ist, dass die allgemeine Wirtschaftspolitik im Verlauf der Great Recession den Reichen nicht geschadet hat.

In der gegenwärtigen Situation darauf zu bestehen, dass die betroffenen Länder, die gesündigt haben sollen und daher büssen müssen, weiterhin Haushaltskonsolidierung anstreben, ist kindisch und zerstörerisch, wie Paul Krugman in seinem BuchEnd This Depression, Now!“ darlegt. 

Die deutsche Bundesbank schreibt, dass Personen mit niedrigem Einkommen und geringerer Bildung, Arbeitslose, Frauen sowie junge und ältere Menschen i.d.R. eine höhere Inflation in Zukunft erwarten. Ach so! Es sind Frauen und Arbeitslose, die Inflationserwartungen begünstigen.

1 Kommentar:

Hardy hat gesagt…

"...hat Raghuram Rajan vor drei Jahren in einem wunderlichen Artikel (...) angebotspolitische Massnahmen empfohlen."

Wie bereits geschrieben: Jeder Würstchenbudenbesitzer hat mehr Grips im Kopf. Solche Leute sitzen nicht im Elfenbeiturm, sondern in einem Elfenbeinuniversum, fern ab jedweder Realität.