Warum ist
die Austerian Doktrin so attraktiv für Very Serious People (VSP)? Selbst junge Ökonomen wollen heute Staatsausgaben trotz der
Massenarbeitslosigkeit senken. „Neuverschuldung wäre fahrlässig“, behaupten sie
lässig aus der Uni-Bibliothek heraus, obwohl die nominalen Zinsen nahe null
liegen (zero lower bound), wo der
Staat praktisch zum Nulltarif Kredit aufnehmen kann. Soll man aber stattdessen zuschauen,
wie 26,5 Millionen arbeitslose Frauen und Männer in Europa weiter leiden?
A propos
Leid: Die Anhänger der „liquidationistischen“ Schule wie Schumpeter
und Hayek fanden, dass es gut und natürlich ist, in einer Depression zu leiden.
Nichts sollte unternommen werden, die Schmerzen zu lindern.
Ganz in
diesem Sinne hat Raghuram Rajan vor drei Jahren in einem wunderlichen Artikel („Bernanke must end era of ultra-low rates“) in FT angebotspolitische Massnahmen empfohlen. Denn seiner Ansicht kann die Krise
nicht durch die Wiederbelebung der Nachfrage gelöst werden. Der an der University lof Chicago, Booth School of
Business lehrende Wirtschaftsprofessor hat die Fed bereits deshalb vor drei
Jahren aufgefordert, die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik zu beenden.
Die
Austerians wollen, dass die Fiskalpolitik sich eher auf das Haushaltsdefizit
konzentriert als auf die Schaffung von Arbeitsplätzen. Und die Geldpolitik soll
auch das geringste Anzeichen von Inflation zum Anlass nehmen, um die Zinsen
sofort zu erhöhen, auch wenn die hohe Arbeitslosigkeit anhält.
Das
historische Zitat „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen“
bringt die Verbohrtheit und die Weltfremdheit der heutigen „Meinungselite“
perfekt zum Ausdruck.
Etwas mehr
Inflation würde heute die Last der Krise erleichtern, während die niedrigen Zinsen helfen,
Arbeitsplätze zu schaffen. Die fiskal- und geldpolitischen Massnahmen stehen
aber offenbar im Widerspruch zum Interessen der Geldgeber, obwohl es offensichtlich
ist, dass die allgemeine Wirtschaftspolitik im Verlauf der Great Recession den
Reichen nicht geschadet hat.
In der
gegenwärtigen Situation darauf zu bestehen, dass die betroffenen Länder, die
gesündigt haben sollen und daher büssen müssen, weiterhin
Haushaltskonsolidierung anstreben, ist kindisch und zerstörerisch, wie Paul Krugman in seinem Buch „End This Depression, Now!“ darlegt.
Die deutsche
Bundesbank schreibt, dass
Personen mit niedrigem Einkommen und geringerer Bildung, Arbeitslose, Frauen
sowie junge und ältere Menschen i.d.R. eine höhere Inflation in Zukunft
erwarten. Ach so! Es sind Frauen und Arbeitslose, die Inflationserwartungen
begünstigen.
1 Kommentar:
"...hat Raghuram Rajan vor drei Jahren in einem wunderlichen Artikel (...) angebotspolitische Massnahmen empfohlen."
Wie bereits geschrieben: Jeder Würstchenbudenbesitzer hat mehr Grips im Kopf. Solche Leute sitzen nicht im Elfenbeiturm, sondern in einem Elfenbeinuniversum, fern ab jedweder Realität.
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