Es gibt Ökonomen, die seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 angesichts der lockeren monetären Rahmenbedingungen hemmungslos vor Hyperinflation warnen. Öfters wird dabei Geldbasis mit Geldmenge verwechselt.
Insgesamt 23 renommierte Ökonomen
haben in einem offenen Brief („Open
Letter to Ben Bernanke“) im WSJ am 15. November 2010 wegen der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik
(QE: quantitative easing) durch die
Fed den Teufel an die Wand gemalt. Darunter befinden sich Niall Ferguson, Kevin
Hassett, David Malpass, John Taylor, um nur ein paar Namen zu nennen. Die
Behauptung lautet: Die Geldpolitik der Fed ist unverantwortlich und
inflationär. Und sie warten immer noch darauf, dass die Hyperinflation im
Augenblick ausbricht.
Allan Meltzer hat vor mehr als vier Jahren eine düstere Prognose
abgegeben, wonach die Ausweitung der Fed-Bilanz zu einem rasanten Anstieg der
Inflation führen werde. Der an der Carnegie
Mellon University lehrende Wirtschaftsprofessor war aber bisher nicht bereit,
zu zugeben, dass er mit seiner Analyse falsch lag. Ganz im Gegenteil hält Meltzer
daran fest, dass die Inflation kommt.
In einem wunderlichen Artikel („When Inflation Doves Cry“) in Project Syndicate hebt er nun hervor, dass die Inflation zur Zeit nicht steigt,
weil die Fed die Überschussreserven der
Banken verzinst. Zur Erinnerung: Es handelt sich dabei um einen mickrigen Zinssatz
von 0,25%.
„Die Fed hat Billionen von Dollar
an Reserven gepumpt. Aber nie haben so viele Reserven so wenig
Geldmengenwachstum erzeugt, was weder von Falken (hawks) noch von Tauben (doves)
erwartet wurde“, stellt Meltzer als Überraschung fest.
Ist das eine Überraschung? Nein.
Es ist genau das, was die Ökonomen (wie z.B Paul Krugman), die die Liquiditätsfalle studiert haben, vorausgesagt haben,
passieren würde, wenn die Notenbankgeldmenge (monetary base) ansteigt, während die nominalen Zinsen nahe null
liegen (zero lower bound).
Japan: Bank of Japan’s QE-Policy,
Notenbankgeldmenge (monetary base) und Überschussreserven der Banken bei der
BoJ, Graph: Prof.Paul Krugman
Ist das aber bloss eine Theorie? Nein.
Krugman deutet auf die japanische Erfahrung mit der Liquiditätsfalle hin, als
die BoJ (Bank of Japan) in den frühren 2000er Jahren eine QE-Politik an den Tag
legte. Anders als die Fed hat die BoJ aber die Überschussreserven nicht
verzinst. Was ist geschehen? Genau dasselbe wie in den USA. Die
Notenbankgeldmenge ist in Form von Überschussreserven der Banken bei der BoJ
gestiegen, ohne dass die Inflation durch die Decke geschossen ist.
Während also einige Ökonomen die
weltweite Krise mit einem gut ausgearbeiteten Ansatz im Hinblick auf die Geld-
und Fiskalpolitik in einer Liquiditätsfalle angegangen sind, haben alle anderen
wie Meltzer die Theorie ignoriert und darauf bestanden, dass die schreckliche
Inflation um die Ecke lauere. Der Unterschied im Ergebnis der Analyse der einen
(Keynes) und anderen (Neoklassik) Ökonomen ist daher, was die rivalisierenden
wirtschaftlichen Aussichten betrifft, entscheidend.
Wir alle machen Fehler. Aber
einige Fehler sind konsequenter als andere. Und die Great Recession und
Nachwirkungen waren eine Art Nagelprobe für Ökonomen, wie Krugman unterstreicht, eine Chance, um herauszufinden, ob man tatsächlich etwas
weiss oder ob man die Menschen über eigene Expertise täuscht.
Eine der grossen Lehren aus der
Rezession ist, dass die Inflation nicht so einfach zu schaffen ist, wie die
Schulbücher implizieren, wenn die Wirtschaft in eine schwere Rezession gerät,
bemerkt Mark Thoma in seinem Blog. Es ist nicht eine Angelegenheit der steigenden Bankreserven, wenn
die Reserven herumsitzen, auch wenn die Zinsen nahe null liegen. Es kommt nicht
zum Preisdruck, wenn die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nicht steigt. Die
Überschussreserven müssen aus dem Leerlauf irgendwie in die Hände von Menschen
gelangen, für die Verwendung von Konsum oder Investitionen. Sonst gibt es
keinen Inflationsanstieg.
4 Kommentare:
Was ich nicht verstehe:
1. Irgendwo las ich, dass der Zins in Amerika, so er nach Taylor berechnet werden würde(*), recht nah bei Null sein müsste.
2. Jetzt ist Taylor einer der Ökonomen, der die FED wegen ihrer Politik angeht.
Wie passt das zusammen?
(*) Klar, man kann mit den Werten von Outputlücke oder Inflationswerten auch die Taylor-Regel manipulieren, aber davon gehen wir hier nicht aus
@Hardy
Gute Frage. Die Antwort liegt aber auf der Hand, oder?
Ferner zum Thema Taylor-Regel:
in diesem Blog:
„Der ideale Zinssatz“: Minus 5% (Blog Entry from: April 27, 2009)
http://goo.gl/7uqIGc
und hier: http://goo.gl/6wFePg
im Herdentrieb:
Dieter Wermuth hat neulich ausgerechnet:
„Die Ratlosigkiet der Notenbanker“ (Blog Eintrag vom 13. Aug 2013)
Minus 2%
http://goo.gl/qLYWx1
@Hardy
Nun mit links:
Der ideale Zinssatz: Minus 5%
Die Ratlosigkeit der Notenbanker
Noch ein Artikel dazu:
http://www.fuw.ch/article/warum-mehr-geld-keine-inflation-verursacht/
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