Die EU-Kommission hält am harschen Kurs der Austeritätspolitik fest. Aber der Verlauf der Euro-Krise zeigt, dass es keinen engen Zusammenhang zwischen Staatsverschuldung und Inflation gibt. Senken die Löhne (internal devaluation) weiter, droht in der Eurozone wegen des Nachfrageausfalls eine deflationäre Situation. Da die Inflation i.d.R. durch hohe Nachfrage mit stark steigenden Kosten ausgelöst wird, liegt der kausale Zusammenhang zwischen Lohnkosten und Inflation auf der Hand.
Bemerkenswert ist vor diesem
Hintergrund ein Bericht („New guidance will stamp Carney’s authority
on Bank of England“) von FT (h/t to Scott Sumner), wonach die Bank of England (BoE) Überlegungen
anstellt, demnächst eine Lockerung der Zielvorgabe „Inflation Targeting“ (d.h. Zielwert einer Inflationsrate) anzukündigen,
als Grundlage für Zinsbeschlüsse.
Sir John Gieve vertritt die
Ansicht, dass das formelle Inflation Targeting (Inflationsorientierung) ausgestorben ist. Der ehemalige stellvertretende Gouverneur der britischen
Zentralbank (BoE) denkt daher, dass es starke Argumente dafür gibt, statt den Konsumentenpreisindex
(CPI), in Zukunft das durchschnittliche Einkommenswachstum vor Augen zu halten.
Würde sich die Erholung der Wirtschaft
beschleunigen, dürfte es im kommenden Jahr voraussichtlich zu einer Änderung im
Hinblick auf die Zinsen oder die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (QE) kommen,
unterstreicht auch The Telegraph: Die BoE orientiert sich nämlich an Löhnen und am durchschnittlichen
Wachstum des Einkommens.
Scott Sumner bemerkt dazu in seinem Blog, dass er immer gedacht habe, dass wage targeting (nominelle Lohnsteuerung) dem NGDP Targeting überlegen wäre. Es sei aber politisch schwierig, eine solche
Politik zu implementieren, da die Löhne schwer zu messen sind.
Seit kurzem interessiere sich der
an der Bentley University lehrende
US-amerikanischer Wirtschaftsprofessor für die Zielvorgabe „gesamtwirtschaftliche
Löhne und Saläre“, was seiner Meinung nach der halbe Weg zwischen einer „durchnittlichen
Studenlohn-Orientierung“ und einer „nominalen BIP-Steuerung „ sei. Es ist auch mehr als politisch akzeptabel als
Stundenlöhne, betont Sumner.
Damit wird die Debatte um die
Ursache der Euro-Krise (Divergenzen bei den Lohnstückosten*) sicherlich
interessanter, zumal Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit in der EWU dank dem
Lohndumping, nicht einer hohen Produktivität zu Lasten Südeuropa gesteigert hat.
PS: Ist die nominelle Lohnsteuerung
durch eine Zentralbank „anti-labour“? Natürlich nicht. Es hat eher mit Political Economy zu tun, wie Nick Rowe
hervorhebt.
(*) Die Ansicht Divergenzen bei Lohnstückkosten als Kern der Eurokrise wird v.a. von Heiner
Flassbeck vertreten.
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