Dubiose Geschäfte einer US-Investmentbank mit Aluminium hat in den USA eine neue Debatte ausgelöst, ob die grössten Banken über physische Rohstoffen verfügen dürfen oder nicht, einschliesslich Transport, Lagerung und Verarbeitung.
Das mag die seltsamste Diskussion
über das Bankwesen in Amerika in den vergangenen fünf Jahren sein, schreibt Simon Johnon in einem lesenswerten
Artikel („Getting big banks out of
commodities business“) in NYTimes.
Es ist eine neue und sehr
schlechte Idee, Grossbanken zu erlauben, das Geschäft mit Rohstoffen zu
dominieren. Es ist auch politisch nicht nachhaltig. Die Banken müssen sich
demnächst davon trennen, argumentiert der an der MIT Sloan lehrende Wirtschaftsprofessor.
Goldman Sachs soll Aluminium zwischen Lagerhäusern hin- und
herbefördert haben, um die Preise hoch zu treiben. JPMorgan Chase versucht zur Zeit, die Vorwürfe, es habe
Energiepreise manipuliert, zu entkräften. Namhafte Unternehmen, die Aluminium
kaufen, sind verärgert. Und sie haben auch eine gewichtige politische Stimme.
Johnson zitiert Sherrod Brown, den
demokratischen Senator aus Ohio, der neulich gesagt hat: Was wollen wir, dass
die Banken tun: Kleinunternehmen Kredit gewähren oder Öl verfeinern und
transportieren? Sollen die Banken Hypotheken vergeben oder Rohstoffmärkte in
die Ecke treiben?
Auch in der Gründungszeit der
US-Notenbank gab es 1913 Diskussionen, dass Banken mit so vielen Tentakeln
nicht ausgestattet werden dürfen, erinnert Johnson. Die Beschränkungen für die Banken bezogen sich auf Aktivitäten im Hinblick
auf Risikobegrenzung. Aber es hatte vor allem viel mehr mit commercial fairness zu tun.
Die Fed hat Herstellungs- und
Transport-Unternehmen nicht einfach eine Art Schutz geboten. Würden die Banken
sich für solche Aktivitäten engagieren, wäre es sicherlich ein unfairer
Vorteil. Man bedenke das Ganze mit der Funktion der Fed als lender of last resort. Seit dem Ausbruch
der Finanzkrise von 2008 haben die sog. Investment Banks (von nun an als Bank
Holding Unternehmen) auch Zugang zu der US-Notenbank, um sich kurzfristig zu
finanzieren. Gleichzeitig wurde bestehenden Banken erlaubt, sich einer breiten
Palette von mit Rohstoffen zusammenhängenden Aktivitäten anzunehmen. Citigroup trat z.B. in das
Rohstoff-Geschäft ein.
Wenn man gewissen Unternehmen
erlaubt, sich mit staatlicher Unterstützung günstig zu finanzieren und mit einer
carte blanche andere Sektoren zu
übernehmen, was soll man noch erwarten? Man muss sich nicht wundern, dass sich
daraus eine Art unlautere Marktmacht entwickelt und höhere Preise oder weniger
gute Dienstleistungen folgen, hebt Johnson hervor. Es gibt keinen Grund,
zuzulassen, dass die Banken physische Rohstoffe besitzen, zumal wichtige Teile
der Infrastruktur des Landes davon betroffen sind. Es ist eine inakzeptable
Machtkonzentration, die eindeutig zu Missbrauch führt.
Die grossen Finanzunternehmen sind
mittlerweile so gross geworden und mit der Wirtschaft so verknüpft, dass sie
klassische Anzeichen einer Monopolstellung aufweisen: Absprachen und
wettbewerbswidrige Verhalten treiben die Preise hoch und reduzieren den sozialen
Wert, der durch freie Märkte bereitgestellt wird, hält Johnson als Fazit fest.
Solche Unternehmen erhöhen nicht nur die Preise für Verbraucher, sondern sie
geniessen gleichzeitig auch eine staatliche Unterstützung finanziert durch die
Steuerzahler, wenn ihr Geschäft schiefgeht.
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