Martin Feldstein erklärt in einem wunderlichen Artikel („Why is US inflation so low?“) in Project Syndicate, warum die Inflation in den USA so niedrig ist, obwohl die Fed-Bilanz sich enorm ausgeweitet hat. Der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor begründet die historisch niedrige Inflation dadurch, dass die Fed auf die Überschussreserven (excess reserves) der Geschäftsbanken einen Zins von 0,25% zahlt.
Ohne Mühe holt Noah
Smith in seinem Blog das argumentative Gerüst von
Feldstein herunter: Japan hat eine
massive QE-Politik (mengenmässige Lockerung der Geldpolitik) umgesetzt, ohne
die Überschussreserven der Banken bei der
Bank of Japan (BoJ) zu verzinsen (2001 bis 2008). Japan hat keine Inflation. Es versucht,
seit 10 Jahren die Deflation zu überwinden.
Liegen die nominalen Zinsen nahe null (zero lower bound), führt der Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base) nicht zu einem Anstieg der Inflation. Man muss nicht weit ausholen, um den
Mechanismus, der dahinter steht, zu verstehen. Ein einfaches IS-LM-Modell oder
ein New Keynesian Analyse schaffen locker eine Abhilfe.
Auch Paul Krugman
steigt in seinem Blog in die
Diskussion ein. Der an der Princeton
University lehrende Wirtschaftsprofessor bemerkt, wie gross das Problem
sein kann, wenn der angebliche (inflationäre) Druck mit einem Zinssatz von
0,25% vollständig unterbunden werden kann.
Bemerkenswert ist, dass die Inflationistas in Verzweiflung immer
wieder neue Erklärungen präsentieren, für ein Ergebnis, welches von Anfang an
voraussehbar war, wenn man Lehrbücher der Volkswirtschaftslehre konsultiert
hätte.
PS: Während die Überschussreserven (IOER) von der Fed mit 0,25% verzinst
werden, werfen die T-Bills deutlich weniger Zinsen (0,02%) ab.
Die Banken leihen das Geld für riskante Projekte langfristig dann, wenn die
erwartete Rendite aus dem riskanten Projekt grösser ist als r+S ist, wobei r
für die sichere reale Rendite steht, während S ein gewisser Risikoaufschlag
(spread) ist.
Exkurs:
Die Banken würden vor diesem Hintergrund Geld langfristig nur
dann leihen, wenn die erwartete Rendite S+0,25% betragen würde. Was Feldstein m.a.W.
nahelegt, ist, dass es viele riskante Projekte gibt, die einen Ertrag zwischen
S und S+0,25% abwerfen. Würde der Zinssatz für die Überschussreserven der
Banken unter 0,25% gesenkt, würden nach Feldsteins Argument viele Projekte
plötzlich extrem attraktiv, dass das ganze Geld hinfliessen würde. Das Ganze
würde in Inflation enden. Und die Arbeitslosigkeit würde verringert. Hört sich
die Argumentation aber vernünftig an? Nein, hebt Smith hervor. (1) Es ist von
vornherein zweifelhaft. (2) Der S unterscheidet sich in der Tat von Bank zu
Bank, was von vielen verschiedenen Faktoren abhängt. Manche Banken v.a. die
Grossbanken müssten wie verrückt Kredit vergeben, wenn Martin Feldstein recht
hätte. Das ist aber nicht der Fall.
Fazit: Der IOER ist nicht der Grund, warum die
mengenmässige Lockerung der Geldpolitik nicht zu einem enormen Anstieg der
Inflation geführt hat. Man denke an Japan.
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