Donnerstag, 25. Juli 2013

Warum die Inflation in den USA so niedrig ist

Martin Feldstein erklärt in einem wunderlichen Artikel („Why is US inflation so low?“) in Project Syndicate, warum die Inflation in den USA so niedrig ist, obwohl die Fed-Bilanz sich enorm ausgeweitet hat. Der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor begründet die historisch niedrige Inflation dadurch, dass die Fed auf die Überschussreserven (excess reserves) der Geschäftsbanken einen Zins von 0,25% zahlt.

Ohne Mühe holt Noah Smith in seinem Blog das argumentative Gerüst von Feldstein herunter: Japan hat eine massive QE-Politik (mengenmässige Lockerung der Geldpolitik) umgesetzt, ohne die Überschussreserven der Banken bei der Bank of Japan (BoJ) zu verzinsen (2001 bis 2008). Japan hat keine Inflation. Es versucht, seit 10 Jahren die Deflation zu überwinden.

Liegen die nominalen Zinsen nahe null (zero lower bound), führt der Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base) nicht zu einem Anstieg der Inflation. Man muss nicht weit ausholen, um den Mechanismus, der dahinter steht, zu verstehen. Ein einfaches IS-LM-Modell oder ein New Keynesian Analyse schaffen locker eine Abhilfe.

Auch Paul Krugman steigt in seinem Blog in die Diskussion ein. Der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor bemerkt, wie gross das Problem sein kann, wenn der angebliche (inflationäre) Druck mit einem Zinssatz von 0,25% vollständig unterbunden werden kann.

Bemerkenswert ist, dass die Inflationistas in Verzweiflung immer wieder neue Erklärungen präsentieren, für ein Ergebnis, welches von Anfang an voraussehbar war, wenn man Lehrbücher der Volkswirtschaftslehre konsultiert hätte.

PS: Während die Überschussreserven (IOER) von der Fed mit 0,25% verzinst werden, werfen die T-Bills deutlich weniger Zinsen (0,02%) ab. Die Banken leihen das Geld für riskante Projekte langfristig dann, wenn die erwartete Rendite aus dem riskanten Projekt grösser ist als r+S ist, wobei r für die sichere reale Rendite steht, während S ein gewisser Risikoaufschlag (spread) ist.

Exkurs:

Die Banken würden vor diesem Hintergrund Geld langfristig nur dann leihen, wenn die erwartete Rendite S+0,25% betragen würde. Was Feldstein m.a.W. nahelegt, ist, dass es viele riskante Projekte gibt, die einen Ertrag zwischen S und S+0,25% abwerfen. Würde der Zinssatz für die Überschussreserven der Banken unter 0,25% gesenkt, würden nach Feldsteins Argument viele Projekte plötzlich extrem attraktiv, dass das ganze Geld hinfliessen würde. Das Ganze würde in Inflation enden. Und die Arbeitslosigkeit würde verringert. Hört sich die Argumentation aber vernünftig an? Nein, hebt Smith hervor. (1) Es ist von vornherein zweifelhaft. (2) Der S unterscheidet sich in der Tat von Bank zu Bank, was von vielen verschiedenen Faktoren abhängt. Manche Banken v.a. die Grossbanken müssten wie verrückt Kredit vergeben, wenn Martin Feldstein recht hätte. Das ist aber nicht der Fall.

Fazit: Der IOER ist nicht der Grund, warum die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik nicht zu einem enormen Anstieg der Inflation geführt hat. Man denke an Japan.


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