Liegen die nominalen Zinsen nahe null (zero lower bound), verliert die konventionelle Geldpolitik an
Zugkraft. Die Wirtschaft steckt in einer Liquiditätsfalle. Die private
Nachfrage ist so schwach, dass die Ausgaben nicht dazu beitragen können, dass
die Vollbeschäftigung wiederhergestellt wird. Da die Zinsen nicht unter die
Null-Marke fallen können, horten die Investoren Cash.
Unter diesen Umständen greift die gewöhnliche Geldpolitik
via Offenmarktgeschäfte zu kurz. Es findet kein trade-off zwischen Ertrag und Liquidität statt. Die Menschen
behalten das Geld aus Liquditätsgründen zurück. Da die Zinsen nahe null Prozent
liegen, gibt es ohnehin keine Kosten dafür, Liquidität zu halten.
Die Fed bemüht sich vor diesem Hintergrund, weiterhin eine
akkommodierende Geldpolitik zu betreiben. Dafür setzt sie, wie Ben Bernanke vor zwei Tagen vor dem US-Repräsentantenhaush bei der Vorlage
seines Rechenschaftsberichts (Semiannual
Monetary Policy Report) erläutert hat, zwei Instrumente ein: (1) Ankauf von
längerfristigen Staatsanleihen (US-Treasury) und Mortgage-Backed Securities
(MBS), jeweils in Höhe von 40 Mrd. $ bzw. 45 Mrd. $ pro Monat. (2) „Forward Guidance“ über die Pläne des Ausschusses für die Geldpolitik (FOMC) in
Bezug auf die Festlegung der Leitzinsen (Fed Funds Rate) auf mittlere Sicht.
Bernanke erklärt weiter, dass die beiden Werkzeuge irgendwie
zwei unterschiedliche Rolle übernehmen. Mit dem Ankauf von Anleihen und die
daraus resultierenden Erweiterung der Bilanzsumme der US-Notenbank wird in
erster Linie die kurzfristige Dynamik der Wirtschaft gesteigert, mit dem
spezifischen Ziel, eine wesentliche Verbesserung der Aussichten für den
Arbeitsmarkt in einem Zusammenhang mit der Preisstabilität herbeizuführen.
„Wir haben einige Fortschritte in Richtung dieses Ziels
gemacht“, hält Bernanke fest. Während die Inflation gedämpft bleibt, will die
Fed denAnkauf von Anleihen (UST und MBS) fortsetzen, bis eine deutliche
Verbesserung der Aussichten auf dem Arbeitsmarkt sich realisiert. Zudem will
die Fed, auch wenn der Ankauf von Anleihen beendet wird, den Bestand an UST und
MBS beibehalten und die Erträge aus diesen Wertpapieren wieder investieren, die
ja einen Abwärtsdruck auf die langfristigen Zinsen ausüben, was den
Hypothekenmarkt unterstützt und die finanziellen Bedingungen vergünstigt.
Solange die Zinsen nahe null liegen, wird das zweite
Instrument „Forward Guidance“ helfen, weiterhin in einem hohen Ausmass akkommodierende
Geldpolitik aufrechtzuerhalten, für einen ausgedehnten Zeitraum, auch wenn der
Ankauf von Anleihen beendet wird und die wirtschaftliche Erholung sich stärkt
und die Arbeitslosigkeit sinkt. In einer angemessenen Kombination können die
beiden Instrumente ein hohes Mass akkommodierende Geldpolitik liefern, die
notwendig ist, eine starke Erholung der Wirtschaft im Einklang mit der
Preisstabilität zu fördern, so Bernanke.
Tim Duy bemerkt
zu Bernankes Rechenschaftsbericht in seinem Blog, dass die Fed bemüht sei, die Kombination, nicht aber die Höhe der
akkommodierenden Geldpolitik anzupassen. Das sei seiner Meinung nach scheinbar
die Motivation hinter der Tapering-Aussage des Fed-Präsidenten.
Bernanke rede so, als ob die Änderung der Mischung der
Geldpolitik, nicht aber die Höhe der Akkommodierung das Ziel wäre. Im
Wesentlichen geht es darum, die Akkommodierung mit der Beendigung der
Anleihekäufe durch die zusätzliche Akkommodierung via Verlängerung der Forward
Guidance zu ersetzen, schildert der an der University
of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.
Aber warum? Wenn die Höhe der Akkommodierung gleich bleibt,
warum ist denn eine Anpassung der Kombination notwendig? Warum kommt es m.a.W. auf
die Mischung an? Duy nennt dazu zwei Gründe: (1) Ankauf von Anleihen entfaltet
verzerrende Auswirkungen. (2) Der FOMC stemmt sich gegen eine weitere
Ausweitung der Fed-Bilanz.
Einige Elemente sind im Rechenschaftsbericht von Bernanke
angeschnitten worden. Fed-Präsident führt den jüngsten Anstieg der Renditen am
US-Anleihemarkt auf die Abwicklung von übermässig riskanten Positionen mit
Hebelwirkung zurück. Es sei gut, dass so etwas passiere, obwohl die Straffung
der Geldpolitik, die damit in Verbindung gebracht werde, unerwünscht sei. Der
Vorteil sei zumindest, dass einige Bedenken über den Aufbau von Risiken am
Finanzmarkt dadurch gelindert werden, sodass einige Vertreter des FOMC mit
diesem Instrument im Hinblick auf die Zukunft gutfahren, legt Bernanke dar.
Duy sieht also zwei mögliche Gründe dafür, dass die Fed sich
zum einen der negativen Nebenwirkungen der Anleihekäufe bewusst ist und der
geldpolitische Ausschuss der Fed zum zweiten sich mit der weiteren Ausdehnung
der Fed-Bilanz nicht ganz wohl fühlt.
Wie Izabella Kaminska
in FTAlphaville zum Ausdruck bringt, ist es einerseits nicht einfach die
mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (QE) dem Kongress angemessen zu
erklären, zumal viele die Vorstellung hegen, dass es sich dabei um reines
Gelddrucken (money printing) handelt.
Andererseits ist es nicht gerade produktiv, wenn die Fed sagen würde, dass es
im Markt nicht mehr genug Wertschriften zum Kaufen gibt, was an der Wirksamkeit
von QE Zweifel aufkommen lassen würde.
Es ist daher für die Fed wichtig, daran festzuhalten, dass
die QE-Politik ein gangbarer Weg bleibt. Wenn die Illusion von QE aufrechterhalten
werden kann, kann der Markt mit Kommunikation allein ausreichend unterstützt
werden.
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