Donnerstag, 11. Juli 2013

China und armselige Wirtschaftspolitik im Westen

China hat zunächst investiert. Jetzt will es konsumieren. Die chinesische Regierung strebt nun Schuldenabbau (deleveraging) im Bankensektor an. Die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums wird aber weltweit als Stein des Anstosses empfunden. Die derzeit nachlassende Dynamik der chinesischen Wirtschaft wirkt sich nämlich negativ auf die Emerging Markets aus.

China besteht aber auf Rebalancing des eigenen Wachstumsmodells mit mehr Fokus auf den Konsum. Das Ziel ist, das Finanzsystem zu stabilisieren und den privaten Verbrauch anzukurbeln. Die allmähliche Drosselung der Investitionen in China bedeutet jedoch aus Sicht der Schwellenländer, die Rohstoffe exportieren, weniger Nachfrage. Länder wie Chile, Südafrika, Peru und Sambia, die China mit Kupfer, Eisenerz und Stahl beliefern, könnten leiden.

Damit rückt die Rolle der sog. „emerging markets“ (EM) wieder in den Mittelpunkt der Wirtschaftspolitik in den fortentwickelten Volkswirtschaften. Fest steht, dass die EM nicht als Lokomotive der Weltwirtschaft die Nachfrage stützen können. Die reichen Länder müssen daher auf den Plan treten.

Es sieht aber nicht danach aus. Die EU ist im neoliberalen Dogma verfangen: „Die Wirtschaft erholt sich von selbst. Es sind keine besonderen Massnahmen notwendig“. Die Finanzpolitik ist aber restriktiv. Die Störung der geldpolitischen Transmission  in der Eurozone bleibt bestehen. Die Fragmentierung ist trotz OMT-Programm nicht aufgehoben. Die Refinanzierungskosten sind im Süden sowohl für Finanzinstitute als auch für private Unternehmen erheblich höher als im Norden.



China: reales BIP-Wachstum und reale Einlagenzinssätze, Graph: Morgan Stanley

Was ist der Grund für die Störung der geldpolitischen Transmission? Was kann die EZB noch unternehmen, um die Störung zu beheben? Der IWF hat gestern die Prognose für die Weltwirtschaft 2013 von 3,5% (am Anfang des Jahres) auf 3,0% korrigiert. Die EZB schaut weiter zu.

Die Rezession hat die Wirtschaft hart getroffen. Aber die Austerität lässt die Menschen verelenden. Die EU hält trotzdem hemmungslos daran fest: „kick the can down the road“. Ist es Wirtschaftspolitik? Nein, eher eine fatale Ideologie, mit Ordoliberalismus im Hintergrund.



China: BIP-Wachstum und Erzeugerpreis-Index (PPI), Graph: Morgan Stanley


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