Das ganze Wirtschaftsmodell Chinas ist scheinbar an seine Grenzen gestossen, schrieb Paul Krugman am vergangenen Freitag in seiner lesenswerten Kolumne in NYTimes.
Das chinesische Modell steht kurz davor, gegen die Grosse
Mauer zu fahren. Chinas verbrauchsarme
hohe Investitionen sehen wie eine Art Schneeballsystem (Ponzi scheme) aus, lautet die eine Methapher des an der University of Princeton lehrenden
Wirtschaftsprofessors.
Unternehmen investieren wie verrückt, nicht, um Kapazitäten für
Verbraucher aufzubauen, die ja nicht viel kaufen, sondern um die Käufer von
Investitionsgütern zu versorgen. Im Grunde genommen investieren chinesische
Unternehmen, um aus den künftigen Investitionen Vorteile zu ziehen, was im
Endeffekt noch mehr Kapazitäten bedeutet. Die Antwort auf die Frage, ob es
jemals endgültige Käufer für all das geben würde, was die Kapazität herstellen
könnte, bleibt jedoch laut Krugman unklar. Es ist also wie ein Schneeballsystem. Und China scheint nicht
zu wissen, wie das Wachstum gebremst werden kann. Marktwirtschaft ist wie ein
Fahrrad: Bleibt sie stehen, kippt sie um, lautet die andere Methapher.
Nun stellt Krugman in seinem Blog weitere Überlegungen an, wie
stark der Aufprall sein würde:
(1) Es gibt „mechanische“ Verknüpfungen via Exporte, welche
überraschend klein sind.
(2) Die Rohstoffpresie, die eine grosse Rolle spielen könnten.
(3) Die politische und internationale Stabilität, die einige schwerwiegende
Risiken beinhalten.
Ad 1) Das steht auf der ersten Stelle, woran viele Leute
sofort denken: Chinas Wirtschaft stolpert. China kauft deshalb vom Rest der Welt
weniger. Und das Ergebnis ist ein globaler Einbruch. Oder vielleicht auch nicht
so viel.
Im Jahr 2011 belief sich das kombinierte BIP aller
Volkswirtschaften ohne China auf rund 60‘000 Mrd. $. Chinesische Einfuhren von
Waren und Dienstleistungen betrugen 2‘000 Mrd. $, d.h. rund 3% des restlichen Welt-BIP.
Nun angenommen, dass Chinas Wachstum sich im Verhältnis zum
Trend um 5% verlangsamen würde. Die Einfuhren würden um mehr als das fallen.
Die Schätzung für die Einkommenselastizität beträgt rund 2%. Das heisst, dass
chinesische Importe um 10% fallen würden. Für den Rest der Welt bedeutet dies
ein Schock in Höhe von 0,3% des BIP. Nicht nichts, aber auch nicht
katastrophal, argumentiert Krugman.
Und auch dies ist wohl eine Übertreibung, weil ein
erheblicher Teil der chinesischen Einfuhren Komponente für seine Ausfuhren
darstellen, und daher nicht von der Binnennachfrage in China abhängen.
Fazit: Die mechanischen Verbindungen via Handelsströme sind
relativ klein, obwohl sie viele grössere Masse für einige Nachbarn von China
annehmen könnten. Für die USA wären sie aber kleiner.
Ad 2) Die Rohstoffpreise bieten eine potenziell grössere
Geschichte. China ist einer der grösster Verbraucher von Rohstoffen. Zum
Beispiel rund 11% des weltweiten Ölverbrauchs. Und weil das Angebot und die
Nachfrage von Rohstoffen auf Preise auf kurze Sicht relativ unempfänglich
reagieren, könnte ein starker Rückgang der chinesischen Nachfrage zu starken
Rückgängen der Rohstoffpreise führen. Die Länder, die Rohstoffe verkaufen,
würden von einem Schock aus China stärker betroffen als die Länder, die nach
China exportieren.
Ad 3) Was die politischen und internationalen Beziehungen
betrifft, hebt Krugman hervor, dass er in dieser Hinsicht kein Experte ist. Was
aber offensichtlich ist das heuchlerische politische Regime Chinas:
offiziell bildet es die sozialistische Zukunft des Landes auf, aber praktisch
führt es den Vorsitz einer Vetternwirtschaft Gilded Age. Wo kommt die Legitimität des
Regimes her? Hauptsächlich aus dem wirtschaftlichen Erfolg. Was passiert aber,
wenn dieser Erfolg ins Wanken gerät?
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