Die Verbreitung von Kredit- und Debitkarten und anderen Technologien bedeutet, dass die gute alte Papier-Währung im Sterben liegt? Falsch. Der Notenumlauf hat in den USA am 26. Juni laut Angaben der US-Notenbank (Fed) ein Allzeithoch von 1‘119 Mrd. $ erreicht, berichtet Zachary Goldfarb in einem lesenswerten Artikel in The WaPo.
Was steckt dahinter? Angst?
Vielleicht. Infolge der Finanzkrise von 2008 und der Rezession ist der
Bargeldumlauf durch die Decke geschossen, auch wenn die Wirtschaft geschrumpft
ist.
Was auffällt, ist, dass die
Verwendung von kleineren Stückelungen (small
denomination currencies), nämlich 50 $ und weniger, die Talsohle
durchschritten hat, weil die Menschen vielleicht alternative Zahlungsmittel für
alltägliche Transaktionen benutzen.
Auf der anderen Seite sieht es aber
so aus, als ob die Menschen 100$ Scheine horten würden.
John Williams, Präsident der San Francisco Fed bezeichnet die Situation zwischen der elektronischen Zahlungstechnologie und
der menschlichen Sehnsucht nach dem guten alten Bargeld als ein „Tauziehen“ in
Bersorgnis erregenden Zeiten.
Es gibt aber angesichts der Tatsache,
dass sich das Bargeld rasch über Grenzen hinweg bewegt, keine genaue
Möglichkeit, zu messen, wie viel harte Währung sich in den USA im Umlauf befindet.
Ökonomen gehen davon aus, dass eine grosse Menge der Nachfrage nach US
Papiergeld aus dem Ausland stammt, aufgrund der weitweiten finanziellen
Instabilität.
US Notenumlauf, Graph: FRED Fed St. Louis
Die Banken halten einen Teil des
Geldes Cash. Aber das meiste Bargeld befindet sich in Safes, unter Matratzen
und Brieftaschen von Individuen. Nach Williams Schätzung hat ein Amerikaner pro
Kopf 1’300$ Bargeld per Ende 2012.
Ist es aber tatsächlich Angst (insbesondere
Besorgnisse über die politische und finanzielle Stabilität), dass die Menge an
Noten im Umlauf kräftig zunimmt?
Paul Krugman liefert in seinem Blog eine andere Erklärung dazu: Die Motive, Bargeld v.a. in Form von
100$ Scheinen zu horten, sind seit einer langen Zeit vorhanden. Es hat zum Teil
mit Steuerhinterziehung und dem Gesetz im Allgemeinen zu tun.
Lateinamerikanische Drogenbarone horten US-Dollar. Aus demselben Grund halten
russische Businessman Euro-Banknoten. Was sich inzwischen geändert hat, ist,
dass die Opportunitätskosten der Bargeldhaltung wegen der nominalen Zinsen nahe
Null dahin verschwunden sind.
Dieses Phänomen war laut Krugman
in den 1990er Jahren in Japan zu beobachten. Japanische Ökonomen machten damals
den Witz, dass der einzig gute Verkauf unter
dauerhaften Gütern die Safes gewesen sind. Als die japanische Wirtschaft in die
Liquiditätsfalle rutschte, nahm der Notenumlauf stark zu.
Japan Noten im Umlauf im
Verhältnis zum BIP, Graph: Prof. Paul Krugman
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen