Die Autostadt Detroit hat in den USA Konkurs angemeldet.
Paul Krugman
macht sich in seiner lesenswerten
Kolumne („Detroit, the New Greece“)
am Montag in NYTimes Gedanken über die voraussichtlichen Auswirkungen auf den politischen
Diskurs auf beiden Seiten des Atlantiks. Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor erwartet,
dass einige Beobachter nun wieder gern überall Griechenland erkennen
würden.
Worum geht es? Wenn man ein paar Jahre zurück denkt,
versteht man, was Krugman damit meint. Griechenland war in der Tat ein
besonderer Fall, nicht geeignet als irgendwelche Lehre für die breitere
Wirtschaftspolitik. Dennoch wurde der politische Diskurs in der westlichen Welt
für eine Weile völlig „hellenisiert“. Alles war Griechenland. Oder alles stand
kurz davor, zu einem Fall wie Griechenland zu werden. Die intellektuell falsche
Abzweigung hat laut Krugman viel Schaden im Hinblick auf die Erholung der
Wirtschaft angerichtet.
Nun dürften die Defizit-Schimpfer sich auf den Plan gerufen
fühlen. Der Insolvenzfall von Detroit hat nichts mit einer verschwenderischen Haushaltspolitik zu tun. Detroit hatte laut
Krugman (1) eine schlechte Regierungsführung, und (2) die ganze Stadt war
einfach ein unschuldiges Opfer der Marktkräfte.
Der Insolvenzfall der Heimatstadt der amerikanischen
Autoindustrie scheint durch politische und soziale Dysfunktion verschlimmert,
argumentiert Krugman weiter.
„Rostgürtel“ (Rust Belt) Pittsburgh (blaue Kurve) versus Detroit (rote Kurve): Beschäftigte ausserhalb der Landwirtschaft (Rust Belt: die älteste und ehemals grösste Industrieregion der USA), Graph: Prof. Paul Krugman
Seiner Meinung nach ist es jetzt Zeit, darüber zu
diskutieren, wie die Städte den ökonomischen Übergang bewerkstelligen können,
wenn ihre traditionelle Quellen der Wettbewerbsvorteile dahin schmelzen. Jetzt
müsse man sich der Verpflichtungen als eine Nation bewusst werden, wie anderen
Bürgern, die das Pech hatten, am falschen Ort zu falscher Zeit zu leben und zu
arbeiten, so der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008), weil Verfall
passiert, und einige regionale Volkswirtschaften am Schluss vielleicht sogar
drastisch schrumpfen, egal was man macht.
Das Wichtigste ist, zu verhindern, dass die Diskussion aus
dem Rahmen fällt, d.h. im Stile der Griechenland-Debatte entführt wird. Es gibt
nämlich einflussreiche Leute da draussen, die glauben, dass Detroit den
Niedergang dem verantwortungslosen Umgang mit dem Haushalt oder den gierigen
Angestellten im öffentlichen Dienst verschuldet. Es ist aber nicht so, hält Krugman
als Fazit fest. Zum grössten Teil handelt es sich dabei um Dinge, die jetzt und
dann in jeder sich ständig verändernden Volkswirtschaft geschehen.
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