Die EWU steckt in einer Krise. Das Problem kann nicht zufriedenstellend durch Deflation gelöst werden. Denn das würde Insolvenzen unter überschuldeten Haushalten und Unternehmen steigen lassen, schreibt Hans-Werner Sinn heute in einem Artikel („It is wrong to portray Germany as the euro winner“) in FT.
Durchwursteln ist die einzige Lösung. Deutschland muss mehr
Inflation akzeptieren, während Südeuropa die Inflation reduzieren muss, um die
Anpassung der relativen Preise zu realisieren. Dieser Prozess erfordert harsche
Austeritätsmassnahmen, argumentiert der Präsident des ifo-Instituts.
Ist die Gefahr aber nicht gross, dass die Austerität zu
Deflation führt? Doch. Hier ist die Abfolge des Geschehens.
Nach einer schweren (Finanz-) Krise bieten sich i.d.R. vier
Wege an, um die Probleme anzugehen, wie Mark Blyth in seinem Buch Austerity darlegt: (1) Inflation: Da die EZB ein einziges Mandat der
Preisstabilität hat, wird der Weg via Inflation nicht zugelassen. (2)
Deflation: Anpassung der Löhne und der Preise nach unten, wie die Austrian
Schule es propagiert. Da dadurch Arbeitslosigkeit steigt und Instabilität
verstärkt wird, wird auch dieser Weg (zumindest nominell) abgelehnt.
(3) Devaluation: Eine Abwertung ist aber nur möglich, wenn
man die eigene Landeswährung hat. Das ist in der EWU nicht der Fall, weil alles
Länder die Gemeinschaftswährung teilen. Und (4) Default: Zahlungsausfall kommt
nicht in Frage, weil die Staatsanleihen vorwiegend von Banken gehalten werden,
welche als Basis für viele strukturierte Produkte verwendet werden, aber auch
der Erfüllung der Eigenkapitalnanforderungen dienen. Merke: Die
Austeritätspolitik ist schliesslich dafür da, um die (TBTF)-Banken zu retten.
Was am Schluss übrig bleibt, ist interne Abwertung (sprich Austerität), d.h. Lohnkürzungen. Die negativen Auswirkungen der Lohnkürzungen auf die Arbeitslosigkeit liegen auf der Hand. Die
Kürzung der Löhne bedeutet, dass weniger Einkommen zur Verfügung steht. Die
Verbraucher halten sich mit Ausgaben zurück. Die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage nimmt dann ab. Und die Unternehmen entlassen Arbeitskräfte.
Wenn Unternehmen auf den Rückgang des Absatzes mit
Preissenkungen reagieren, kommt es zu Deflation. Die Konsumenten verzichten auf
Ausgaben, weil sie mit weiter fallenden Preisen rechnen. Die Investitionstätigkeit
geht zurück. Gesamtwirtschaftlich wird immer mehr Geld gehortet. Tiefere Konsumausgaben
und Investitionen bedeuten am Schluss, dass das BIP abnimmt und die
Arbeitslosigkeit steigt. Fiskalische Konsolidierungsprogramme in der ganzen
Eurozone verstärken folglich die deflationäre Abwärtsspirale. Und die Eurokrise
wird zu einer Wachstumskrise. Wenn das BIP nicht wächst, sinkt die
Schuldenstandsquote (debt to GDP)
nicht.
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