Die Fed folgt dem Konzept der Kerninflationsrate (core inflation) und beobachtet daher insbesondere die Entwicklung von Core PCE, wo die Preise für Lebensmittel und Energiesektor ausgeschlossen werden. Die Kerninflation gemessen an Core PCE beläuft sich derzeit auf nur 1,1% und deutet damit auf Deflation hin.
Die Mitglieder des geldpolitischen
Ausschusses der US-Notenbank sind wegen der Unbeständigkeit der Inflation besorgt
und dürften demnächst, falls die Inflation nicht anziehen sollte, die aktuellen
Anzeichen in ihren Überlegungen mitberücksichtigen, berichtet FT in einem lesenswerten Artikel („Inflation
stays low and raises concerns for central bankers“) heute.
Auch Paul Krugman befasst sich heute in seinem Blog mit dem Thema „niedrige Inflation“. Auch wenn die Fed gerade
versucht, die Great Recession zu bekämpfen, gibt es viel Lärm um die Inflation.
Das Gerede betrifft zum Teil sogar Hyperinflation.
Die Leute, die wegen des starken Anstiegs
der Notenbankgeldmenge (monetary base)
vorausgesagt hatten, dass die Inflation durch die Decke schiessen würde, treten
aber keinen Schritt zurück. Woran liegt es? Abgesehen von der ideologischen
Tendenz hat es damit zu tun, dass die Ökonomen gern über galoppierende
Inflation reden, argumentiert Krugman, weil es einfach ist, zu erklären: wenn man
die Druckmachine betätigt, um das Haushaltsdefizit zu decken, dann hat man
Inflation. Punkt.
Die vorhergesagte hohe Inflation
ist jedoch nicht nur in den USA ausgeblieben, sondern sie ist überall weitgehend
verschwunden.
Dreistellige Inflationsraten
(1980-2012), Graph: Prof. Paul Krugman
Krugman liefert dazu gestützt auf
die Daten von IWF (World Economic Outlook)
die folgende Abbildung. Wie viele Länder haben eine dreistellige Inflation im
Jahr erlebt?
Im Grunde genommen gab es eine Welle
von Hyperinflation, verursacht durch
das Chaos nach dem Zerfall des sowjetischen Imperiums, ähnlich wie nach dem
Ersten Weltkrieg. Seither Zimbabwe
und sonst kein Land.
Selbtst zweistellige Inflationsrate
sind selten:
Zweistellige Inflationsraten
(1980-2012), Graph: Prof. Paul Krugman
Es kam um 2008 herum zu einem
kurzen Sprung, hauptsächlich dadurch, dass kleine Rohstoff exportierende Länder
durch die Krise zu grossen Abwertungen gezwungen worden sind, was zu einem
einmaligen Anstieg der Verbraucherpreise geführt hat, wie Krugman erläutert.
Dann setzt sich der Abwärtstrend wieder fort.
Die Moral der Geschichte ist laut
Krugman: (1) Die Lehrbücher der Volkswirtschaftslehre sprechen vielleicht zu
viel über die hohe Inflation. Es mag pädagogisch ein schönes Stück sein. Aber
es stellt in der heutigen Welt kein echtes Problem dar. (2) Die hohe Inflation
passiert nicht einfach, nur weil die Entscheidungsträger eines Landes plötzlich
verschwenderisch werden oder nicht von Kaiser Diokletian wissen. Es hat immer
mit schweren politischen und sozialen Störungen zu tun. Um Milton Friedman auf
den Kopf zu stellen, ist eine hohe Inflation nie und nirgeds ein rein monetäres
Phänomen.
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